Internationaler Absatz von Elektroautos
Deutschland ist drittgrößter E-Auto-Markt

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Die Bundesrepublik hat im ersten Halbjahr 2019 Norwegen überholt und verzeichnet hohe Zuwachsraten beim Elektroauto-Absatz. Das zeigt eine neue Studie. China und die USA sind jedoch weit voraus.

Volvo XC60, Ladestecker T8
Foto: Dino Eisele

Entwickelt sich Deutschland doch zum E-Auto-Land? Erstmals überholte die Bundesrepublik den europäischen Vorreiter Norwegen. Das ergab eine aktuelle Studie des Centers of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach. Während im skandinavischen Land im ersten Halbjahr 2019 44.000 Elektroautos (BEVs) und Plugin-Hybride (PHEV) neu zugelassen wurden (statt 36.000 wie im ersten Halbjahr 2018; plus 22 Prozent), legte Deutschland im selben Zeitraum im Vergleich zum Vorjahr um 41 Prozent zu. Demnach wurden hierzulande 48.000 statt 34.000 BEVs verkauft. Erstaunlich: Während reine Elektrofahrzeuge in Deutschland um 80 Prozent zulegen konnten, verzeichneten die Plugin-Hybride sogar ein leichtes Minus von 0,9 Prozent.

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China und USA auf den Spitzenpositionen

Trotz des positiven Trends sind China und die Vereinigten Staaten weiterhin klar enteilt. Die weltweite Nummer eins ist mit riesigem Abstand China, wo in den ersten beiden Quartalen 2019 628.000 BEVs und PHEVs verkauft wurden; macht ein Zuwachs von 52 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Die USA legten vom letzten zu diesem Jahr um 20 Prozent zu, von 124.000 auf 149.000 verkaufte Elektroautos und Plugin-Hybride.

07/2019, E-Auto-Absatz und Marktanteile im internationalen Vergleich
Center of Automotive Management (CAM)
China vor USA: Die Spitzenpositionen blieben im ersten Halbjahr 2019 gleich. Dann folgt erstmals Deutschland auf Rang drei.

Je nach Markt zeigen sich auf dem Elektroauto-Markt völlig unterschiedliche Bilder. So konnten die Niederlande um satte 122 Prozent zulegen, von 9.000 auf 20.000 elektrifizierte Fahrzeuge mit Ladeanschluss. Frankreich steigerte sich immerhin um 38 Prozent von 21.000 auf 29.000 BEVs und PHEVs. Großbritannien schloss dagegen mit einem Minus ab: Wurden im ersten Halbjahr 2018 noch 29.000 dieser Fahrzeuge verkauft, waren es diesmal bisher nur 27.000 (minus sieben Prozent).

Norwegen bei den Marktanteilen klar vorn

Sortiert man die Nationen nach Marktanteilen, ergibt sich ein völlig anderes Bild. Hier liegt Norwegen traditionell mit deutlichem Abstand vorne. 56,2 Prozent aller im ersten Halbjahr 2019 verkauften Autos waren dort BEVs oder PHEVs; im Vorjahr waren es noch 46,6 Prozent. Auf Rang zwei folgen die Niederlande, wo ein eklatantes Wachstum zu verzeichnen ist: Der Marktanteil wuchs von 3,6 auf 8,9 Prozent. China auf Position drei gelang ein Sprung von 2,9 auf 5,1 Prozent. Mit 2,6 Prozent (Q1 und Q2 im Vorjahr: 1,8 Prozent) ist Deutschland Vierter, Frankreich und Großbritannien folgen knapp dahinter. Nur auf Rang sieben liegen die USA. In absoluten Zahlen werden dort zwar viele E-Autos verkauft, der Anteil am Gesamtmarkt ist dennoch gering (1,8 Prozent statt 1,4 Prozent im Vorjahreszeitraum.

07/2019, E-Auto-Absatz und Marktanteile im internationalen Vergleich
Center of Automotive Management (CAM)
Anderes Bild bei den Marktanteilen: Hier liegen nach den ersten sechs Monaten 2019 Norwegen und die Niederlande vor China.

„Die Elektromobilität steht in den Kernmärkten vor dem Durchbruch, den wir ab 2020 erwarten“, kommentiert Stefan Bratzel, der Leiter des CAM. Auffallend sei, dass in Deutschland der Elektroauto-Markt stark zulegte, während der Gesamtmarkt schwächelt. Und dass die Dynamik auf den Verkaufszahlen reiner Elektroautos basiere, während jene der Plugin-Hybride sogar rückläufig sei.

Trend des Gesamtjahres 2018 bestätigt sich

Zum Vergleich jene Zahlen, die das CAM für das vergangene Gesamtjahr ermittelte: 2018 wurden hierzulande 68.000 Elektroautos (BEV) und Plug-in-Hybride (PHEV) verkauft, 14.000 beziehungsweise 24 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Ihr Marktanteil wuchs damals von 1,6 auf 2,0 Prozent. In China wurden 2018 insgesamt 1,255 Millionen Elektroautos verkauft, ein Zuwachs von 62 Prozent. Ihr Marktanteil stieg dadurch von 2,7 auf 4,5 Prozent. Die Gesamtzahl splittete sich auf 1,05 Millionen Pkw und 202.000 Nutzfahrzeuge auf. 75 Prozent waren reine Elektroautos, der Rest PHEVs. Etwa 95 Prozent der in China verkauften E-Fahrzeuge stammte aus einheimischer Produktion.

01/2019, CAM-Studie Elektroauto-Absatz 2018
Center of Automotive Management
China und dann lange nichts: der weltweite E-Auto-Absatz im Gesamtjahr 2018 im Ländervergleich.

Auch die USA waren Deutschland im vergangenen Jahr auf dem E-Auto-Sektor weit voraus. Der Absatz wuchs im Vergleich zum Vorjahr um 86 Prozent auf 361.000 Einheiten, was beim Marktanteil einen Sprung von 1,1 auf 2,1 Prozent bedeutete. Ausschlaggebend dafür war der CAM-Studie zufolge das Tesla Model 3, dessen Produktion inzwischen erfolgreich lief. Hier lag der BEV-Anteil bei etwa zwei Dritteln. Wichtigster europäischer E-Auto-Markt war seinerzeit noch Norwegen. Dort wuchs der Absatz von 62.000 auf 73.000 Autos, ein Plus von 18 Prozent. Beeindruckend war damals schon der E-Auto-Marktanteil in dem skandinavischen Land; er erhöhte sich von 39,3 auf 49,1 Prozent.

01/2019, CAM-Studie Elektroauto-Absatz 2018
Center of Automotive Management
Bei den Marktanteilen liegt Norwegen im Gesamtjahr klar vorn. Überraschend: Niederlande vor China.

Die Märkte Großbritannien (60.000 verkaufte E-Autos; plus 24 Prozent) und Frankreich (46.000; plus 23 Prozent) entwickelten sich 2018 ähnlich wie der deutsche. In Schweden erreichten sie 2018 einen Marktanteil von 8,1 Prozent, die Niederlande kommen auf 6,0 Prozent. Bezogen auf den weltweiten Absatz ging das CAM damals von 2,1 Millionen verkauften Elektroautos aus – 60 Prozent wurden in China, 17 Prozent in den USA verkauft.

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Fazit

Der Trend zeigt es: Autokäufer verlieren allmählich die Skepsis gegenüber Elektroautos. Obwohl die Gesamtmärkte überall stagnieren oder sogar schrumpfen, legen BEVs und PHEVs fast in allen Ländern zu, teils sogar sichtig stark. Das gilt vor allem auch in Deutschland, wenn auch die Marktdurchdringung lange nicht so schnell vonstatten geht wie an vielen Stellen gewünscht. Die Auswertung zeigt aber auch, dass der Weltmarkt vor allem durch China und der europäische weiterhin durch Norwegen getrieben wird.

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