Korrosionsprobleme bei Elektroautos
Rost am Tesla schon nach 300 Kilometern

Rost am Auto sieht keiner gerne. Schon gar nicht dann, wenn das Fahrzeug noch gar nicht so alt ist. Aber während bei den meisten  herkömmlichen Pkw Rost ewig kein Thema mehr war, neigen manche stärker zu Korrosion. Überraschenderweise sind auch Elektroautos rostempfindlich. Bestes Beispiel: Teslas Model 3.

01/2022_Tesla Model 3 Rostproblem
Foto: Hans-Dieter Seufert

Lange Zeit war Rost bei Autos dank der Verzinkung von Karosserien, Unterbodenschutz, Hohlraumversiegelung, Radhaus-Schalen aus Kunststoff und Abdichten von Nähten mit Kleb- oder Dichtstoffen fast kein Thema mehr. Weil die Hersteller aber inzwischen am Rostschutz sparen und etwa zur Teilverzinkung übergangenen sind, ist Rost wieder ein Problem. Das zeigen Zahlen, die die Prüforganisation GTÜ exklusiv für auto motor und sport erhoben hat. Danach hatten von 6,66 Millionen Fahrzeugen, die seit dem 1. Januar 2020 bei GTÜ zur Hauptuntersuchung vorgeführt wurden, 441.000 Autos Rostprobleme. Das betraf vor allem Fahrzeuge, die älter als zehn Jahre alt waren. Bei diesen 3,46 Millionen älteren Autos hatten 435.000 Probleme mit Rost (fast 13 %), bei 357.000 lagen erhebliche Mängel vor. Die zehn am häufigsten betroffenen Fahrzeuge waren laut GTÜ Ford Transit, Lada 4x4, Seat Alhambra, Ford Galaxy und die Suzuki-Modelle Balena und Jimmy. Außerdem Daihatsu Curore, Charade und Mira, der Opel Vectra, der Subaru Legacy und der Ford Ka.

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Leichtbau am E-Auto erhöht das Rostrisiko

Die Rostprobleme dürften sich durch die wachsende Zahl von Elektroautos noch weiter verschärfen. Denn gerade der Leichtbau mit dem verstärkten Einsatz von Aluminium und Magnesium erhöht bei Stromern die Rostgefahr. "Diese stellen eine Herausforderung bezüglich der Korrosion dar, da sie nicht nur vor Eigenkorrosion geschützt werden müssen, sondern aufgrund ihres negativen Potenzials auch galvanische Korrosion verursachen können, sobald sie mit einem Material mit anderem Potenzial verbaut werden", erklärt Marco Oehler, Technischer Leiter der GTÜ auf Nachfrage von auto motor und sport. Tückisch: Die Rostschäden bleiben lange Zeit unentdeckt. "Wenn ungünstige Materialpaarungen an versteckten Stellen, die schlechter vor Korrosion geschützt werden können, aufeinandertreffen, im täglichen Einsatz Feuchtigkeit eindringt und somit als Elektrolyt fungiert, entstehen Korrosionsstellen im Inneren, die erst später von außen sichtbar werden", so Oehler. VW hat sich dieser Probleme beim ID.3 angenommen – der folgende Beitrag beschreibt ausführlich den Rostschutz in der Produktion und Konstruktion von Volkswagen.

Korrosions-Kandidat Tesla Model 3

Problematisch ist zum Beispiel, dass die Hersteller Hohlräume teils mit Bauschaum nicht unähnlichem Schalldämmschaum füllen. Er reduziert zwar Geräusche, wirkt aber auch hygroskopisch und bindet Feuchtigkeit. auto motor und sport ließ einen Tesla Model 3 mit nur 300 km Laufleistung beim Rostexperten Ralf Rößler untersuchen. Den Tesla plagten schon erste Roststellen. Rößler stellte fest, dass der Rahmen nur oberflächlich lackiert ist. Zudem ist die A-Säule komplett mit Dämmschaum ausgefüllt. "Der wird sich mit Wasser vollsaugen. In sechs Monaten ist der braun, in sechs Jahren ein totaler Rostfall", erwartet Rößler. Erster Rost war auch an den Koppelstangen zu sehen. "Der ganze vordere Träger rostet als Erstes, weil das Wasser nirgendwohin abfließen kann", so Rößler.

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Hans-Dieter Seufert
Der Schalldämmschaum dämmt zwar Geräusche, wirkt aber auch hygroskopisch und bindet Feuchtigkeit.

Autofahrer sollten das Rostproblem nicht auf die leichte Schulter nehmen. "Rost hat Auswirkungen auf die Crash-Sicherheit eines Autos. Insbesondere dann, wenn tragende Strukturen angegriffen sind", erklärt Maximilian Bauer, ADAC-Experte für Fahrzeugtechnik. "Das betrifft vor allem Schweller, die häufig am ehesten rosten und bei der Steifigkeit von Fahrgastzellen eine sehr große Rolle spielen."

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Hans-Dieter Seufert
Feuchtigkeit und Schmutz haben sich beim Tesla Model 3 schon nach drei Monaten im Kotflügel eingenistet, erste Roststellen auch.

So schützt man das Auto vor Rost

1. Unterboden überprüfen: Der Zustand des Unterbodens sollte regelmäßig kontrolliert werden. Autofahrer sollten bei jeder Inspektion auch den Unterboden kontrollieren lassen. Bei einem alten, verwitterten Unterbodenschutz können sich Risse bilden, in die Wasser eindringen kann. Eine regelmäßige Vollwäsche mit Unterbodenreinigung schützt das Auto vor Rost. Das Wasser entfernt Streusalzablagerungen und Splitt von der Karosserie.

2. Waschanlage kritisch auswählen: Man sollte das Auto gerade im Winter regelmäßig von Salz und Dreck befreien, um die Korrosionsgefahr zu vermindern. Doch Vorsicht: Das in Waschanlagen verwendete Wasser kann selbst so salzig sein, dass es den Rost geradezu fördert. Der Grund: In Waschstraßen muss das Wasser wiederverwendet und aufbereitet werden. Moderne Anlagen nutzen Filteranlagen und setzen auf Flockungsmittel, um das Spritzwasser zu reinigen. Ältere Waschstraßen verfügen nicht über solche Techniken. Zwar wird auch dort in der Regel das Wasser von Schmutz befreit, der Salzgehalt im Wasser ist jedoch vor allem im Winter zu hoch. Das schadet am Ende dem Lack mehr, als es ihm hilft.

3. Abläufe säubern: Im Herbst sammeln sich gerne Blätter und Nadeln in Ablaufkanälen, Rinnen und Spalten der Karosserie, besonders an der Motorhaube und der Heckklappe. Auch beim Schiebedach sollte man genau hinschauen. Es ist wichtig, mit einer schmalen Düse alle Ritzen und Kanten gründlich ab- und aussaugen. Das gilt auch für die untere Türlinie. In den Gummilippen sammeln sich gerne Salz und Dreck, der sich in Kombination mit Feuchtigkeit an der Tür festsetzt. Deshalb regelmäßig mit warmem Wasser, Spülmittel und einem Tuch entlang der Gummileiste fahren.

4. Salzreste beseitigen: Man kann auch selbst Streusalzreste am Fahrzeug regelmäßig entfernen. Dabei sollte man das Auto nur mit Wasser aus einem Wasserschlauch ohne hohen Druck reinigen. So wird der Schmutz sauber ausgeschwemmt. Wer Unterboden und Karosserie mit einem Hochdruckreiniger zu Leibe rückt, wird den Schutz dagegen in unerreichbare Ecken und Winkel drücken.

5. Garage als Winterquartier: Viele Fahrzeughalter stellen ihr Auto über den Winter in die Garage, um es vor Umwelteinflüssen zu schützen. Allerdings sollte die Garage nicht beheizt sein. Ein vor dem "Winterschlaf" noch einmal frisch gewaschenes Auto "schwitzt" und schimmelt in einer warmen Garage ohne Luftzufuhr. Gerade neue Garagentüren besitzen keine Luftschlitze mehr. In der Folge kann die Luft nicht abwandern, es kann sich Kondenswasser bilden, und das Auto beginnt zu rosten. Auch Verdecke von Cabrios fangen schnell an zu schimmeln.

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Fazit

Weil E-Autos schwere Batterien tragen, versuchen die Hersteller das Gewicht trotz neuer Antriebstechnik im Zaum zu halten. Aber der Leichtbau ist korrossionsgefährdet. Gegen Rost helfen alte Vorsorgemaßnahmen: Abläufe und Unterboden kontrollieren, sorgfältig waschen, Salzreste beseitigen und das Auto in die Garage stellen.