Zero Labs Elektro-Plattform für Autoklassiker
Aus Verbrenner-Schrott wird Elektro-Schrott

Zero Labs hat eine Plattform entwickelt, mit der sich viele Oldtimer und Gebrauchtwagen ganz einfach zu Elektroautos verwandeln lassen sollen. Indem die Kalifornier auch schrottreife Fahrzeuge wieder flottmachen, wollen sie nicht weniger als die Welt retten.

Zero Labs Elektro-Plattform
Foto: Zero Labs

Das Angebot an elektrischen Crate Engines wächst stetig. In Kisten verschickte Motoren, mit denen sich Verbrenner-Autos – vornehmlich Oldtimer – in Elektro-Mobile verwandeln, gibt es längst in vielen verschiedenen Größen und Leistungsstufen. Oft liefern die Anbieter wie Electric GT, EV West oder Swindon Powertrains die E-Maschinen mit allem nötigen Zubehör inklusive der Elektronik an die Kunden. Auch die passenden Batterien lassen sich meist direkt mit ordern.

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Alle Komponenten in einer Plattform vereint

Die wahre Herausforderung beim Nachrüsten wartet beim Einbau der Komponenten, die in das vorhandene Chassis und die jeweilige Karosserie integriert werden müssen. Und sowohl Hobby- als auch Profi-Schrauber wissen: So perfekt, wie vom Anbieter versprochen, passt es selten. Es könnte also eine große Hilfe sein, wenn alle Antriebs-Bestandteile in einer kompletten Plattform zusammengefasst sind. Wird diese mit der Karosserie verheiratet, könnte der Umbau vom Verbrenner- zum Elektroauto einfacher vonstatten gehen.

Nun ist Zero Labs nach eigener Aussage die weltweit erste Firma, die eine solche "Plug-and-Play"-Plattform anbietet. Das Unternehmen aus Los Angeles machte bereits mit Elektro-Umbauten alter Ford Broncos und klassischer Serie III-Land Rover von sich reden. Ab Herbst 2021 wollen die Kalifornier allerdings einen kompletten Unterbau anbieten, dessen Entwicklung fünf Jahre in Anspruch genommen hat und mit dem das zuvor beschriebene Szenario relativ einfach gelingen soll.

Vier Basis-Plattformen für verschiedene Oldies

Das Besondere: Die Elektro-Plattform soll unter viele verschiedene Oldtimer passen. Es handelt sich also um eine Art MEB, nur eben für Autos, die vor vielen Jahrzehnten gebaut wurden und auf völlig anderen Chassis basieren. Potenzielle Kunden geben bei Zero Labs eine Bestellung für ein spezielles Modell auf, und die Kalifornier fertigen ausgehend von den Basis-Modulen den passenden Baukasten. Eine Liste aller Oldtimer, die mit der Zero Labs-Plattform umgerüstet werden können, wollen die Kalifornier bis zum Marktstart veröffentlichen.

Vier unterschiedliche Basis-Varianten stehen dem Unternehmen dabei zur Verfügung: Eine für klassische Allrad-Geländewagen der Baujahre 1947 bis 1975 – Stichwort Bronco und Land Rover. Auch für Pickup-Oldies, betagte Muscle Cars und in Ehren ergraute Sportwagen vom Schlage früherer Porsche-911-Generationen soll es passende Plattformen geben. Aber Firmenchef Adam Roe nimmt auch stinknormale Gebrauchtwagen oder sogar Schrottautos ins Visier für einen Antriebs-Tausch.

Schrott-Bronco wieder flottgemacht

Vor allem die letzte Kategorie soll dazu beitragen, unseren Planeten vor dem Untergang zu retten. Denn Zero Labs will nicht nur elitäre Oldies umbauen – das würde nicht reichen, um der selbst formulierten Verantwortung für Gesellschaft und Klimarettung gerecht zu werden. Stattdessen wollen die Kalifornier "Hunderte Millionen" Autos umrüsten, damit diese ihren Beitrag zum verringerten Ausstoß an Klimagasen leisten. "Denn die modernen Elektroautos von heute sind auch nur der Schrott von morgen", was das folgende, sehr pathetische Video veranschaulichen soll:

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Darin rüstet Zero Labs einen weiteren klassischen Ford Bronco, der 50 Jahre auf dem Buckel hat und die letzten 30 davon nur herumstand, auf Elektromotoren um. Allerdings handelt es sich hier nicht um ein Top-Exemplar, sondern ein verrostetes, zuvor nicht fahrbares und eigentlich dem Schrottplatz geweihtes Auto. Die Botschaft: Ist es auch in einem noch so bemitleidenswerten Zustand, lässt es sich trotzdem in ein Fahrzeug mit modernem abgasfreiem Antrieb verwandeln. Und zwar ruckzuck: Zero Labs behauptet, den Bronco in nur 24 Stunden wieder flottgekriegt zu haben. Eine klassische Reparatur des Original-Antriebsstranges hätte ein Vielfaches an Zeit in Anspruch genommen.

Zwei Motoren plus 100-kWh-Akku

Wie bei den meisten modernen Elektro-SUV und -Geländewagen sitzt bei der Allrad-Spezifikation der Zero Labs-Plattform je ein Motor an jeder Achse. Als Duo liefern die bis zu 18.000 Umdrehungen pro Minute rotierenden E-Maschinen in der Spitze 440 kW (598 PS) und bis zu 660 Newtonmeter. Die nötige Elektronik inklusive CAN-Bus und Sensoren hängt natürlich schon dran, wodurch auch sichergestellt ist, dass die digitalen Instrumente mit den richtigen Informationen versorgt werden.

Zero Labs Elektro-Plattform
Zero Labs
Alle nötigen Komponenten sind bereits integriert - inklusive Motoren und Batterie.

Der entweder 85 oder 100 Kilowattstunden große Lithium-Ionen-Akku verfügt über alle für den richtigen Temperaturhaushalt und zur Überwachung nötige Technik. Das Paket arbeitet auf 400-Volt-Basis und sitzt zwischen den Achsen im Unterboden. Mit einer Ladung sollen Reichweiten von etwa 320 bis über 378 Kilometern möglich sein – auch, weil mit bis zu 90 Kilowatt rekuperiert werden kann. Level-2-Wechselstrom-Anschlüsse sollen sich an mehreren Punkten befinden. Auf Wunsch kann der Elektro-Unterbau aber auch per DC-Schnellladung betankt werden.

Front-, Heck- oder Allradantrieb

Auch sonst ist alles, was ein Auto zum Fahren braucht, in der Plattform bereits vorhanden. Zero Labs installiert ein Ein-Gang-Getriebe, dessen Wählhebel in Retro-Optik daherkommt. Daneben befinden sich die Bedienhebel, mit denen sich der Allradantrieb einstellen lässt. Hier kann der Fahrer wählen, welche Achse angetrieben werden soll – oder ob die E-Motoren auf alle Räder wirken. Auch eine Art Geländeuntersetzung lässt sich damit realisieren.

Zero Labs Elektro-Plattform
Zero Labs
Eigentlich muss nur die Karosserie aufgesetzt werden - fertig ist der Elektro-Oldie.

Seine Plattform bestückt Zero Labs mit einer geschwindigkeitsabhängigen, servounterstützten Zahnstangen-Lenkung. Die aufpreisfrei angebotenen 18-Zoll-Stahlräder sind per Einzelradaufhängung entweder an ein Luftfeder-Fahrwerk oder eine Stahlfeder-Variante angebunden, die mit Fox-Stoßdämpfern arbeitet – beides ist vielfältig einstellbar. Hinzu kommen Stabilisatoren vorne und hinten. Die Bremsanlage stammt vom Zulieferer Brembo und verfügt über rot lackierte Sechskolben-Sättel und 350-Millimeter-Scheiben vorne sowie über Vierkolben-Sättel und 345er-Scheiben hinten.

Preise für seine Elektro-Plattform will Zero Labs erst zu einem späteren Zeitpunkt benennen. Die Kalifornier machen aber bereits klar, dass sich die Tarife vor allem an den gewählten, aufpreispflichtigen Optionen orientieren werden. Fest steht aber bereits, dass sie auf jede Plattform 24 Monate Garantie gewähren. Und dass alle Komponenten austauschbar sein werden, sobald modernere technische Lösungen vorliegen.

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Fazit

Respekt vor der großen technischen Leistung, eine komplette Elektro-Architektur zu entwickeln, die für Oldtimer mehrere Größen und Segmente passt. Die Frage ist: Wie viel bleibt vom ursprünglichen Charakter des Originalautos übrig, wenn das Chassis samt Fahrwerk zu 100 Prozent neu ist? Fahren sich die auf diese Art umgebauten Klassiker dann alle gleich? Oder sind genau das die falschen Fragen, weil es letztlich darum geht, mit der Plattform die Welt zu retten? Wir werden interessiert beobachten, ob sich der Ansatz von Zero Labs tatsächlich durchsetzt.