BMW M Mixed Reality mit VR-Brille ausprobiert
Mit dem Vollblut-Verbrenner durch Virtual Reality

BMW hat eine VR-Brille entwickelt, mit der sich der Fahrer im echten Auto durch eine virtuelle Welt bewegt. BMW M Mixed Reality nennen die Bayern das. Also, pack’ mas! Wir fahren im neuen M2 durch M Town.

BMW M Mixed Reality
Foto: BMW / Patrick Lang

Auf dem ehemaligen Flugfeld im zirka 25 Kilometer östlich von München gelegenen Maisach trainieren meistens Fahrer der BMW Driving Academy. Aber heute fährt die Zukunft über den rauen Asphalt des ehemaligen Rollfelds. Ein neuer BMW M2 wartet mit einladend offener Tür – und die Karbonrennschale mit Vierpunkt-Gurt ist heute gar nicht mal so wichtig für uns. Viel interessanter ist, dass der Fahrer gleich eine VR-Brille aufsetzen und dann losfahren muss. VR – das bedeutet Virtual Reality, also eine elektronisch erzeugte Realität. Und da BMW M hinter diesem Projekt steckt, nennt der Hersteller die Technik BMW M Mixed Reality. Während der Blick durch die Frontscheibe des mit einer Automatik ausgerüsteten M2 also flache grüne Wiesen und einen schwarzen Landebahn-Streifen zeigt, geht es mit der VR-Brille gleich durch die von Programmierern geschaffene M Town. An der virtuellen Stadt haben auch Spezialisten des Computerspiele-Anbieters Epic Games mitgearbeitet. Der Fahrer kann in alle Richtungen schauen – er sieht immer die Fahrbahn und M Town – der BMW-Instruktor auf der Beifahrerseite hat die normale Sicht und ein eigenes Bremspedal für den Notfall.

Unsere Highlights

Die Brille zeigt ausschließlich Kamerabilder – hindurchsehen kann man an keiner Stelle. Setzt man sie auf, zeigt sie erst einen Punkt, den man scharf sehen muss – dann sitzt die Brille richtig. Ein riesiges virtuelles Tor versperrt dem Fahrer jetzt die Sicht. Er weiß zwar, dass er jetzt einfach losfahren und durch das virtuelle Tor brettern könnte, aber das wäre nur der halbe Spaß. Das Tor öffnet sich geräuschvoll zu den Seiten und ein Countdown zählt von drei runter bis null. Mit dem Ende des Countdowns ist die Bahn frei für eine Fahrt durch eine nächtliche Stadt – M Town. Beim Tritt aufs Gas drehen sofort die Hinterräder des M2 auf dem noch morgendlich feuchten Asphalt durch. Die Strecke schlängelt sich durch virtuelle Wolkenkratzer, von denen aber mindestens einer ein echtes Vorbild hat: Schlanker und höher als in Wirklichkeit taucht das "Vierzylinder" genannte Münchner BMW-Hauptquartier auf.

Echte Fahrphysik in virtueller M Stadt

Die Straße windet sich, der Blick nach rechts und links zeigt die programmierten hell erleuchteten Häuserschluchten. Das sieht alles schon ziemlich echt aus und die Fahrphysik mit Beschleunigung, Querbeschleunigung und Bremsen ist gleichzeitig zu 100 Prozent echt. Über der Straße schwebende Münzen erinnern den Fahrer wieder an die Künstlichkeit dieser Welt. Fürs Einsammeln der Münzen mit dem Auto gibt es Punkte – wie in einem Computerspiel. Dann muss der M2 durch Tore fahren, deren eine Hälfte geschlossen ist – welche, das zeigt die Grafik erst kurz vor der Durchfahrt an. Nach drei Runden ist Schluss – aber wir wollen noch eine Extrarunde für ein kurzes Video.

Unser Instruktor muss dafür das System neu starten: Das Tor vor dem Fahrer bricht flackernd zusammen, die VR-Bildschirme zeigen nur noch schwarz. Dann baut sich wieder segmentartig das Startbild auf. Drei Runden genügten, um sich erstaunlich gut an die virtuelle Umgebung zu gewöhnen, aber der Neustart des Systems holt einen mit Macht in die Realität zurück. Das Ende der Videorunde sowieso. Dann nimmt man die Brille ab und freut sich über die im Sonnenschein liegenden grünen Wiesen am Rollfeldrand.

Umfrage
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Ja - ich finde viele Gegenden in Wirklichkeit viel zu langweilig.Nein - die Realität ist wie sie ist, da möchte ich keine Scheinwelt.

Fazit

Die Kombination aus VR-Brille mit realistischer Darstellung einer frei erfundenen Umgebung und echtem Fahren auf einer echten Strecke ist eine atemberaubende Erfahrung: Mit jedem weiteren Meter verschwimmt die Grenze zwischen Realität und Scheinwelt. Das ist faszinierend und verstörend zugleich. Zwangsläufig fragt man sich, ob es im Blickfeld des Fahrers nicht einen pulsierenden Hinweis "Achtung: virtuelle Realität" geben sollte. Oder ein per Zeitschaltuhr programmiertes Aus der Scheinwelt.

Andererseits zeigt BMW mit seiner VR-Brille die Möglichkeiten, die die Digitalisierung im Automobilbereich schon jetzt bietet. Wenn ihnen beispielsweise die Umgebung nicht gefällt, rufen die Fahrer per Knopfdruck einfach eine neue auf. Und für das Thema erweiterte Realität (augmented reality) bietet die Technik noch bessere Möglichkeiten. So ist es denkbar, dass sich der Fahrer zwar die echte Welt zeigen lässt, aber für bestimmte Gebäude oder sonstige Punkte eine Erklärung einblenden lässt. Der Nutzer der VR-Brille merkt zudem, dass die Digitalisierung in allen Bereichen des Lebens erst noch am Anfang steht.