Erste Fahrt im Citroen Ami One Concept
Ein kleines Sharing-Auto für die große Stadt

Die Idee ist nicht neu: 2,50 Meter Auto reichen für den innerstädtischen Verkehr. Citroën möchte mit dem Ami One Concept aber nicht nur eine Autoidee, sondern auch das Nutzerverhalten gestalten.

10/2019, Citroen Ami One Concept
Foto: Bernd Conrad

Pendler sitzen meist allein im Auto. Dieses Bild zeigt sich im täglichen Berufsverkehr. Ein Umdenken beim Individualverkehr könnte viel Platz auf den Straßen sparen und damit helfen, Staulängen zu reduzieren. Diese Idee ist nicht neu, sie beschäftigt Ingenieure und Designer schon seit Jahrzehnten. 1998 kam mit dem ersten Smart, damals noch als City Coupé, ein 2,50 Meter langer Versuch eines automobilen Umdenkens auf den Markt.

Der Erfolg des Smart ist bekanntermaßen bis heute eher durchwachsen, das Konzept aber nach wie vor hochaktuell. Auch Citroën glaubt an das kleine Stadtauto für kurze und mittlere Strecken. Mit dem Ami One Concept stellten die Franzosen auf dem Genfer Salon im März 2019 eine entsprechende Studie mitsamt eines Geschäftsmodells vor.

Unsere Highlights

Fünf Minuten oder fünf Jahre

Den Ami One sollen Kunden nämlich nicht regulär kaufen, sondern mieten können. Spezielle Mietstationen, sogenannte Ami Corners, stehen dafür zur Verfügung. Auch online lässt sich der Ami One der Idee nach reservieren und sogar konfigurieren. Das ist wichtig, wenn man das Auto länger haben möchte. Die Mietdauer soll nämlich in einem beliebigen Zeitraum zwischen fünf Minuten und fünf Jahren liegen. Damit verwischen also die Grenzen zwischen Carsharing, Mietwagen und Leasing.

Als Bindeglied zwischen dem öffentlichen Nahverkehr und Zweirädern soll der Ami One je nach lokalen Zulassungsbestimmungen von Personen ab 16 Jahren gefahren werden können. Die Höchstgeschwindigkeit des Leichtfahrzeugs ist dafür auf 45 km/h beschränkt. Das Konzept des Citroën Ami One ähnelt also dem bereits käuflich zu erwerbendem Renault Twizy, bietet mit der geschlossenen Karosserie aber mehr Wetterschutz.

Der ist bei der ersten Ausfahrt mit dem Einzelstück nicht nötig, es bleibt trocken. Über die hinten angeschlagene Fahrertür – die mit der vorne angeschlagenen Tür rechts baugleich und damit in Produktion und Logistik billiger ist – entert man den luftigen Innenraum des Kastens mit vier Rädern. Fahrer und Beifahrer sitzen wie im Smart leicht versetzt zueinander, was die Schulterfreiheit vergrößert.

Smartphone als Schnittstelle

Citroen Ami One Concept Genf (2019)
W. Groeger-Meier
Das reduzierte Cockpit des Citroen Ami One Concept. Das Smartphone liegt auf der Lenksäule.

Das Smartphone erweckt den Ami One zum Leben. Was später mal über einen Freischaltcode in der Miet-App funktioniert, kann auch die Studie schon. Sobald das Telefon in eine Vorrichtung hinter dem Lenkrad gelegt wird, ist das Elektrowägelchen startklar. Ein fünf Zoll großes Display hinter dem Lenkrad zeigt dem Fahrer alle relevanten Informationen.

Die Studie setzt sich elektrisch in Bewegung, mit 30 km/h stromern wir über die Strecke des Circuit Paul Ricard in Südfrankreich. Dank der Panorama-Windschutzscheibe und großer Seitenfenster ist die Rundumsicht hervorragend. Die senkrechten Dachpfosten versprechen schon hier auf der Rennstrecke ein zentimetergenaues Einparken auch ohne die Hilfe von Assistenzsystemen.

Solche Manöver bleiben dem serienfernen Konzeptauto mit großem Wendekreis heute erspart, viel mehr zwingen eine bald leere Batterie und der Terminplan nach ein paar Runden zum Stopp vor der Ladesäule. Vor dem Aussteigen sollte man das Smartphone nicht vergessen. Das ist aber, wie der ganze Umgang mit dem Ami One, kein unbekanntes Verhaltensmuster.

Fazit

Die Idee hinter dem Citroën Ami One Concept ist weder neu noch revolutionär. Das macht ein Stadtauto mit funktionierender Miet-Infrastruktur gleichzeitig realitätsnah. Ob ein Autohersteller die entsprechenden Mietmodelle direkt anbietet oder ein externer Dienstleister, wird sich zeigen.