Neuer Mazda e-Skyactiv D Motor
Mazda setzt auf Diesel-Zukunft

Mit dem e-Skyactiv D Sechszylinder stellt Mazda einen komplett neu entwickelten Dieselmotor vor. Wir haben uns den Selbstzünder im Detail angesehen.

Mazda CX-60 E Skyactiv D Dieselmotor
Foto: Mazda

Bei der Antriebstechnik ausgetretene Pfade zu verlassen, hat bei Mazda eine gewisse Tradition, siehe Wankelmotor. Und nun kommt ein weiterer Move gegen den Mainstream: Ein komplett neu entwickelter Dieselmotor für Pkw, der e-Skyactiv D. Während bei anderen Herstellern die Diesel-Entwickler in Rente geschickt werden, um Platz für die elektrische Zukunft zu machen, ist das durchaus ein Statement. Mazda geht den Schritt zum Selbstzünder in der Überzeugung, dass dieser Antrieb effizienter und sauberer denn je ist. Das schauen wir uns einmal im Detail an.

Unsere Highlights

Zunächst die nüchternen technischen Daten des e-Skyactiv D Sechszylinder, bei dem bereits einige Besonderheiten auffallen. Beispielsweise der Hubraum von 3,3 Liter, ganz exakt sind es 3.283 cm3, generiert aus einem Bohrung-/Hubverhältnis von 86,0 x 94,2 mm. Eigentlich hat sich in der Industrie die Maßeinheit von 0,5 Liter Hubraum pro Zylinder als Quasi-Standard durchgesetzt, einerseits aus Gründen der Gleichteilestrategie, andererseits aus thermodynamischen Gründen. Der halbe Liter gilt gemeinhin als Optimum beim Verhältnis Zylindervolumen und Zylinderoberfläche.

Hoher thermischer Wirkungsgrad

Allerdings betont Mazda, dass der neue e-Skyactiv D gerade beim thermischen Wirkungsgrad Bestwerte erreicht, genannt werden "über 40 Prozent". Das ist für einen schnell laufenden Pkw-Diesel ein durchaus respektabler Wert. Mit diesem Wirkungsgrad wird dargestellt, wie viel der Verbrennungsenergie in Arbeit umgesetzt wird, der "Rest" ist Abwärme. Standard-Dieselmotoren erreichen üblicherweise rund 35 Prozent thermischen Wirkungsgrad. Die Verbesserung geht in erster Linie auf das neue Brennverfahren zurück, das Mazda DCPCI (Distribution-Controlled Partially Premixed Compression Ignition) nennt.

Mazda CX-60 E Skyactiv D Dieselmotor
Mazda
Mit zwei Brennkammern im Kolben verteilt sich das Gemisch effizienter und zündet später.

Diese übersetzt "verteilungsgesteuerte partiell vorgemischte Kompressionszündung" bedeutet im Klartext, dass mit zwei Einspritzvorgängen pro Arbeitstakt und einem speziell geformten Kolben der Zündzeitpunkt des Gemischs gegenüber einem Standard-Dieselmotor hinausgezögert wird. Dadurch kommt es zur Bildung eines mageren Kraftstoff-Luft-Gemisches, was auf die Effizienz und die Abgaswerte einzahlt. Der speziell geformte Kolben besitzt zu den Rändern hin zwei eiförmige Ausbuchtungen, im obigen Video wird das gut dargestellt. Durch diese zwei voneinander getrennten Brennkammern verteilt sich das Gemisch gleichmäßiger und zündet später als mit einem Standard-Kolben mit nur einer Brennkammer. Die Common-Rail-Einspritzung arbeitet mit einem Einspritzdruck von bis zu 2.500 bar.

Als Begründung für den verhältnismäßig großen Hubraum nennt Mazda Vorteile beim Ansaugvolumen, wodurch die Abgasrückführung des Turbo-Dieselmotors effektiver arbeiten könne. Das ist mit ein Grund, warum der neue Mazda e-Skyactiv D Motor auch in Sachen Abgasreinigung fit für die Zukunft und auch die angekündigte Euro-7-Abgasnorm sein soll.

Hybridunterstützung mit 17 PS

Eine weitere Besonderheit des neuen Sechszylinders ist seine vergleichsweise bescheidene Literleistung von 61 bis 78 PS/Liter je nach Ausführung. Mazda verzichtet darauf, den Diesel etwa wie BMW mit aufwendiger Ladertechnik "aufzupumpen" und setzt dafür auf Leistungsunterstützung an anderer Stelle. Zwischen dem Achtgang-Automatikgetriebe und der Motor-Antriebswelle ist ein scheibenförmiger permanenterregter Syncron-Elektromotor verbaut, der es auf eine Maximalleistung von 12,4 kW/17 PS und ein Drehmoment von 153 Newtonmeter bringt, das ist das "e" in der Motorenbezeichnung des e-Skyactiv D. Als Pufferbatterie dient ein Lithium-Ionen-Akku mit 0,33 kWh Kapazität.

Den e-Skyactiv D-Motor wird Mazda zunächst im SUV CX-60 anbieten. Hier sind zwei Leistungsvarianten vorgesehen. Das Modell mit Heckantrieb bekommt den Dieselmotor mit 147 kW/200 PS und 450 Nm Drehmoment. Bei der Variante mit Allradantrieb steigt die Leistung auf 187 kW/254 PS und das Drehmoment auf 550 Nm. Damit beschleunigt der rund zwei Tonnen schwere SUV in 8,4 (Hinterradantrieb) beziehungsweise 7,4 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100. Ordentliche Werte gibt es auch bei der freigegebenen Anhängelast, die einheitlich für alle Versionen bei 2,5 Tonnen liegt.

Unter fünf Liter Verbrauch

Besonders spannend wird es jedoch, ob Mazdas neuer Diesel in der Praxis die versprochenen Verbrauchswerte einlösen kann. Denn diese lesen sich selbst für einen sparsamen Diesel mit Mildhybridtechnik ziemlich beachtlich. So soll die 2WD-Variante mit 200 PS nach WLTP-Zyklus lediglich 4,9 Liter auf 100 Kilometer verbrauchen, bei der Allrad-Version mit 254 PS wird ein Durchschnittsverbrauch von 5,1 Liter angegeben. Zum Vergleich: Der ähnlich positionierte BMW X3 als 286 PS starker xDrive30d wird mit einem kombinierten WLTP-Verbrauch von 6,2 bis 7,0 Liter angegeben.

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Fazit

Mazda hat in die Entwicklung eines komplett neuen Dieselmotors investiert, der im SUV CX-60 Premiere feiert. Ein besonderes Einspritzverfahren und speziell geformte Kolben sollen den Reihensechszylinder extrem sparsam und sauber machen. Speziell für die Langstrecke hört sich das nach einer interessanten Alternative zu Elektroautos an. Immerhin dürfte die Reichweite trotz des vergleichsweise kleinen 58-Liter-Tanks bei rund 1.000 Kilometer pro fünf Minuten Nachtanken liegen.