Cruise Origin
Autonom fahrender Quader zum Teilen

Cruise, eine Tochterfirma von General Motors, lässt schon länger selbstfahrende Autos durch San Francisco fahren. Nun hat das Startup sein erstes eigenes Auto vorgestellt.

01/2020, Cruise Origin
Foto: Cruise

Je mehr selbstfahrende Autos vorgestellt werden, die in erster Linie für Ride-Hailing-, Carsharing- und Shuttle-Dienste gedacht sind, umso mehr zeigt sich: Die Fahrzeuge von morgen werden wohl hochgradig vernetzt, intelligent und sauber sein, aber bestimmt keine Design-Leckerbissen. All das trifft auch auf den Cruise Origin zu, der nun in Kalifornien vorgestellt wurde. Das erste eigene Modell der auf Technologien für autonome Fahrzeuge spezialisierten General Motors-Tochter reiht sich ein in die Riege jener rollenden Quader, deren Aufgabe es ist, auf kleinem Raum möglichst viele Passagiere sicher von A nach B zu bringen. Und die so die Mobilität urbaner Menschen revolutionieren sollen.

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01/2020, Cruise Origin
Cruise / Twitter
Cruise stellte in Kalifornien sein erstes eigenes Modell, den Origin, vor.

In einer Zukunft, in der Autos nicht mehr besessen, sondern nur genutzt werden, will Cruise den Origin konsequenterweise nicht zum Verkauf anbieten. Stattdessen soll er Teil der eigenen Ride-Hailing-Flotte werden. Solche Mobile werden von den Fahrgästen per App gebucht. Diese werden auf möglichst effiziente Weise – errechnet über einen Algorithmus – nacheinander eingesammelt und wieder abgesetzt, bilden also eine temporäre Fahrgemeinschaft. Das soll den Verkehr in den Städten verflüssigen, die Umwelt schonen und den Nutzern kostengünstige, aber gleichzeitig individuelle Mobilität ermöglichen.

Die Steuerung übernimmt Kollege Computer

Einen Chauffeur brauchen diese Autos natürlich nicht; die Steuerung übernimmt Kollege Computer. Entsprechend verzichtet der Cruise Origin auf ein Lenkrad, Pedale und einen Instrumententräger. Dadurch gewinnt er Raum, der dann den Fahrgästen zur Verfügung steht. Zwei sich gegenüberliegende Sitzreihen bieten sechs Personen Platz, insgesamt scheint der Innenraum des Origin sehr luftig gestaltet zu sein. Die Mitfahrer entern das Shuttle über elektrische Schiebetüren, im Innern gibt es große Bildschirme. Das Auto basiert auf einer neuen Elektroauto-Plattform von General Motors. Weitere Einzelheiten zur Antriebstechnik verrät Cruise bisher nicht.

Das Geschäftsmodell, den Origin in einem eigenen Ride-Hailing-Dienst einzusetzen, soll die nötige Qualität der Fahrten und somit ein einheitliches Nutzererlebnis sicherstellen. Hier haben die aktuellen, noch mit menschlichen Fahrern agierenden Ride-Hailing-Dienste wie Uber und Lyft noch Probleme, denn dort werden Fahrgäste schon mal mit einem fast schrottreifen Auto abgeholt.

Testrunden durch San Francisco

Cruise gilt als einer der führenden Entwickler von Technologien für selbstfahrende Autos. Die 150 auf dem Chevrolet Bolt EV basierenden Testfahrzeuge der Firma sind schon seit einiger Zeit in San Francisco, der Heimatstadt des Startups, unterwegs. Allein im vergangenen Jahr sollen die selbstfahrenden Autos dort fast 1,6 Milliarden Kilometer abgespult haben. Weil sie in der kalifornischen Metropole deutlich häufiger mit Herausforderungen wie Fußgängern, Radfahrern, Baustellen und Ähnlichem konfrontiert sind als jene Konkurrenten, die beispielsweise in Arizona unterwegs sind, verspricht sich Cruise davon einen größeren Lerneffekt für seine Technologie.

01/2020, Chevrolet Bolt EV von Cruise
Cruise
Aktuell fährt eine 150 Fahrzeuge starke Testfahrzeugflotte durch San Francisco.

Für den Origin sagt Cruise mehrere Redundanzen zu. Das Autos soll also auch dann noch sicher unterwegs sein, wenn bei der Erfassung und Berechnung von Personen oder Objekten irgendetwas schief geht oder die Vernetzung beziehungsweise Stromversorgung versagt. Cruise verwendet mehrere bewegliche Sensoreinheiten, die dafür ausgelegt sind, Menschen und Objekte zu verfolgen. Dadurch soll der Origin auch bei starkem Regen oder dichtem Nebel einwandfrei funktionieren. Hinzu kommen Kamera- und Lidar-Systeme. Dank des modularen Aufbaus können einzelne Sensoren oder der Computer nach und nach aufgerüstet werden. Das soll die Kosten ebenso niedrig halten wie die Ankündigung, dass ein Cruise Origin eine Lebensdauer von einer Million Meilen (gut 1,6 Millionen Kilometer) haben soll.

Wann genau das selbstfahrende Taxi in Produktion gehen soll, steht noch nicht fest. Nur in einer Hinsicht nennt Cruise eine konkrete Zahl: Ein durchschnittlicher Haushalt in San Francisco soll jährlich um bis zu 5.000 Dollar entlastet werden, wenn er den Ride-Hailing-Dienst der Firma nutzt, statt ein eigenes Auto zu besitzen.

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Auf gar keinen Fall - die Technik ist noch lange nicht soweit.Auf jeden Fall - wenn der zugelassen ist, ist er auch sicher.

Fazit

Wie die meisten anderen ambitionierten Firmen, die Ride-Hailing-Dienste mit autonomen Fahrzeugen planen, bleibt Cruise in seinen Ankündigungen noch recht vage. Gleichzeitig reklamiert die Firma für sich, an einer Revolution der Mobilität zu arbeiten. Mit dem Cruise gibt es jetzt immerhin schon mal ein konkretes Gefährt, das sich auch wirklich anfassen lässt und in das man sich reinsetzen kann. Ob die forschen Prognosen am Ende wirklich umgesetzt werden, muss die Zukunft zeigen.