Lilium, Volocopter, Pop.Up Next und Co.
Diese Flugtaxis wollen schon bald abheben

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Immer mehr Startups, aber auch etablierte Hersteller entwickeln Fluggeräte für jedermann. Auch Tesla- und SpaceX-Chef Elon Musk hat das Thema im Blick. Eine Übersicht, wie der Stand bei den einzelnen Projekten ist.

Diese Flugtaxis wollen schon bald abheben

Auf den Straßen wird der Platz allmählich knapp – und ist vielerorts schon heillos überfüllt. Dennoch soll das Mobilitätsbedürfnis des Menschen weiterhin vollumfänglich erfüllt werden. Ein Zielkonflikt, den am Boden autonome Fahrzeuge und alternative Mobilitätskonzepte wie autonome Fahrzeuge und Elektro-Tretroller lösen sollen. Zudem soll künftig auch der Luftraum genutzt werden, um Menschen von A nach B zu bringen. Nicht nur im klassischen Verkehrsflieger, Hubschrauber oder Privatjet, sondern in Flugtaxis. Elektrisch angetrieben und autonom gesteuert sollen die Fluggeräte individuelle, saubere und zeiteffiziente Mobilität für (fast) alle bieten. Wir stellen die wichtigsten Projekte vor und verraten, in welchem Status sie sich gerade befinden.

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Volocopter

Eines der am weitesten entwickelten Fluggeräte ist der Volocopter. Die gleichnamige Firma aus Bruchsal plant nicht nur eine ganze Modellfamilie, deren Mitglieder sich in der Anzahl der Passagierplätze oder der Zuladung für Warentransporte unterscheiden, sondern ist bereits am Himmel unterwegs. Der Volocopter mit seinen 18 Rotoren verfügt über eine vorläufige Verkehrszulassung und ist derzeit in Dubai im Testbetrieb im Einsatz. Nicht mehr lange, und der rund 300.000 Euro teure Senkrechtstarter soll sich im Regelbetrieb bewähren. Welches Vertrauen Volocopter genießt, zeigen auch die namhaften Partner: Daimler hat sich 2017 elf Prozent der Anteile gesichert, und der ADAC plant, die Fluggeräte schon bald in der Luftrettung einzusetzen.

Lilium Jet

Erste erfolgreiche Flugversuche hat der in der Nähe von München entwickelte Senkrechtstarter namens Lilium Jet bereits absolviert. Ziel des Start-ups ist es, den Zubringerverkehr und direkte Punkt-zu-Punkt-Verbindungen, zum Beispiel von einem Hochhausdach zum anderen, in die Luft bringen. Bereits 2025 soll es in zwei Städten soweit sein. Die 36 Elektromotoren sitzen unter den Flügeln des Lilium Jets, der eine Reisegeschwindigkeit von 300 km/h erreichen und maximal 300 Kilometer weit kommen soll. Anfangs sollen die Jets von Piloten bedient werden, später aber auch autonom fliegen können.

06/2019, Silent Air Taxi
e.SAT GmbH
Beim Silent Air Taxi-Projekt ist Streetscooter- und E-Go-Gründer Günther Schuh involviert.

Silent Air Taxi

Prof. Günther Schuh ist der Mann, der den Elektro-Lieferwagen Streetscooter erfand und den elektrisch angetriebenen Kleinwagen E-Go auf den Markt brachte. Nun beteiligt sich der Aachener Professor auch am Silent Air Taxi. In der Stadt im Rheinland wird aktuell ein Hybrid-Kleinflugzeug entwickelt, das Platz für einen Piloten und vier Passagiere bieten, bis zu 1.000 Kilometer weit kommen und mit einer Reisegeschwindigkeit von 300 km/h fliegen soll. Da ihm eine Start- und Landebahn von maximal 400 Metern reichen soll, könnte das Silent Air Taxi den Machern zufolge 95 Prozent aller deutschen Flugplätze nutzen. 2022 soll es zum Erstflug starten, zwei Jahre später könnte die Musterzulassung erfolgen.

Alaka’i Technologies Skai

Beim Skai von Alaka’i Technologies handelt es sich um eine vertikal startende und landende Passagierdrohne mit Platz für fünf Personen. Eigentlich bewegt sich das Fluggerät vollautonom fort, allerdings muss anfangs noch ein Sicherheitspilot an Bord sein – so wollen es die Flugbehörden. Sechs Elektromotoren, die von drei Brennstoffzellen mit Energie versorgt werden, treiben sechs Rotoren an. Die Daten: 190 km/h Höchstgeschwindigkeit, 137 km/h Reisegeschwindigkeit und eine Reichweite von 644 Kilometern. Bei der Gestaltung des Skai hatte übrigens BMW Designworks seine Finger im Spiel. Der Serienstart ist noch nicht terminiert.

03/2018, Pop.Up Next
Audi
Der Pop.up Next ist je nach gekoppeltem Modul ein autonomes Flugtaxi oder Auto.

Pop.Up Next

Nicht nur Startups, auch die traditionellen Flugzeughersteller machen fleißig mit bei der Entwicklung kleiner Flugtaxis. Airbus hat sich mit Audi und Italdesign zusammengetan und den Pop.Up Next erdacht. Dessen Clou: Die zweisitzige Kabine kann entweder fahren oder fliegen; sie muss für den jeweiligen Einsatzzweck an das entsprechende Fortbewegungsmodul gekoppelt werden. Dass das Konzept grundsätzlich funktioniert, hat das Trio im Herbst 2018 auf der Drone Week in Amsterdam demonstriert. Ein 1:4-Modell des Pop.Up Next hob wie geplant ab und setzte die Passagierkapsel zielsicher auf der Fahrzeugplattform ab, die daraufhin autonom davonfuhr. Im kommenden Jahrzehnt soll die 1:1-Version abheben.

Boeing PAV

Airbus-Konkurrent Boeing hat sein „Passenger Air Vehicle“ – kurz PAV – bereits in voller Größe abheben, kurz fliegen und wieder landen lassen. Auch dieses Fluggerät mit acht Propellern und vier Tragflächen ist für senkrechte Starts und Landungen konzipiert und wird rein elektrisch angetrieben. Das autonome PAV soll sowohl Personen als auch Waren transportieren, wobei die genannte Reichweite von 80 Kilometern und die maximale Zuladung von knapp 230 Kilogramm noch sehr überschaubar sind. Wann erste Serien-Modelle die Luft erobern werden, ist derzeit noch unklar.

Kitty Hawk Cora

Doch Boeing arbeitet nicht nur selbst an einem Flugtaxi, sondern geht bei diesem Thema auch Partnerschaften ein. Ende Juni 2019 verkündete das Luftfahrtunternehmen eine Zusammenarbeit mit Kitty Hawk. Die Firma, zu deren Geldgebern auch Google-Mitbegründer und Alphabet-Chef Larry Page gehört, hat mit dem Modell Cora ein zweisitziges Fluggerät mit Elektroantrieb entwickelt. Dessen insgesamt 13 Motoren lassen es senkrecht starten und landen und mit einer Geschwindigkeit von bis zu 176 km/h fliegen. Die Reichweite gibt Kitty Hawk mit etwa 100 Kilometern an. Präsentiert wurde Cora im Frühjahr 2018, der Erstflug fand bereits 2017 statt. In der Kooperation zwischen Kitty Hawk und Boeing soll es vor allem um die Sicherheit gehen; speziell um die Herausforderungen, die die Koexistenz von autonomen und menschlich gesteuerten Fluggeräten mit sich bringt.

Bell Nexus Flugtaxi
Birgit Priemer
Auch Hubschrauberproduzent Bell mischt bei der Entwicklung autonomer Flugtaxis mit.

Bell Nexus

Auch der Hubschrauber-Produzent Bell arbeitet an einem Fluggerät. Die letzte Version des Project Nexus debütierte Anfang 2019 auf der CES und verfügte über sechs ummantelte Rotoren, die jeweils einen Durchmesser von 2,44 Meter haben und an einen Elektromotor gekoppelt sind. Zusätzlich gibt es eine am Heck montierte Turbine. Der Bell Nexus hat also einen Hybridantrieb, der überschüssige Energie in einem mitgeführten Akku speichert. Diese Lösung soll eine größere Reichweite und höhere Nutzlasten als ein rein elektrischer Antrieb gewährleisten. Allerdings könnte sich die prognostizierte Zuladung von 450 Kilogramm mit vier Passagieren auch fast schon erschöpfen. 2020 sollen erste Prototypen bereits autonom fliegen können, der Serieneinsatz ist ab Mitte der 2020er-Jahre geplant.

Jetpack Aviation Recreational Speeder

Die meisten Flugtaxis sind sich optisch und konzeptionell relativ ähnlich. Doch der Speeder von Jetpack Aviation Recreational ist anders. Er ist eine Art fliegendes Motorrad, das von Turbinen angetrieben wird. Der Hersteller hat sich dabei zwei Versionen ausgedacht: Eine für den Privatgebrauch mit vier Turbinen, die bis zu 100 km/h schnell wird. Und eine bis zu 240 km/h schnelle Experimental-Variante mit fünf Turbinen, die beim Rettungsdienst oder Militär zum Einsatz kommen soll. Bis zu 4.500 Meter soll der Speeder in die Luft steigen können. Der Serienstart ist noch ungewiss, aber man kann das fliegende Motorrad bereits für 10.000 Euro vorbestellen. Der Gesamtpreis soll bei 380.000 Euro liegen.

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Terrafugia TF-X

Und dann gibt es noch einige Firmen, die fliegende Autos auf den Markt bringen wollen. Allen voran Terrafugia. Das Hybridmodell TF-X wurde vor vier Jahren als 1:10-Modell vorgestellt und wird derzeit zur Serienreife entwickelt. In der Start- und Landephase werden die Rotoren von Elektromotoren angetrieben, im Flugbetrieb treibt ein Verbrennungsmotor den Heckpropeller an. In dieser Konfiguration sollen eine Reisegeschwindigkeit von 320 km/h und eine Reichweite von 800 Kilometern möglich sein. Befindet sich der Terrafugia TF-X am Boden, können die am Dach angeschlagenen Flügel eingeklappt und die Rotoren in den Fahrzeugflanken untergebracht werden; der TF-X bewegt sich dann als Auto fort. Das Terrafugia-Erstlingswerk namens Transition kann übrigens bereits reserviert werden und dürfte demnächst auf den Markt kommen.

Aeromobil Flying Car

Der große Gegenspieler der amerikanischen Firma Terrafugia sitzt in der Slowakei. Das Flying Car von Aeromobil verfügt über einen Hybridantrieb: Auf der Straße treiben zwei Elektromotoren mit 110 PS die Vorderräder an und beschleunigen es auf maximal 160 km/h. In der Luft übernimmt ein Vierzylinder-Boxer mit zwei Litern Hubraum und Turboaufladung. Die Maximalgeschwindigkeit des Zweisitzers beträgt in der Luft 360 km/h. Bei 75 Prozent Leistung und in 1.200 Meter Flughöhe beträgt die Reichweite 750 Kilometer. Aktuell baut Aeromobil sein erstes Exemplar auf, der Jungfernflug dürfte nicht mehr lange auf sich warten lassen. Wann die Serienproduktion startet, ist derzeit allerdings noch unklar.

PAL-V Fliegendes Autos
PAL-V
Der PAL-V Liberty ist sowohl dreirädriges Auto als auch ein hubschrauberähnliches Fluggerät.

PAL-V Liberty

Die niederländische Firma PAL-V – das steht für Personal Air- and Land-Vehicle – bietet sein Flugauto Liberty bereits regulär zum Verkauf an. Vorbesteller können sich das Dreirad, das bei Bedarf zum Hubschrauber wird und den Segen der Behörden besitzt, ab einem Nettopreis von 299.000 Euro plus landestypischer Steuern sichern; eine Pioneer Edition kostet gar 499.000 Euro netto. Im Straßenbetrieb sind Leitwerke und Rotoren eingeklappt. Soll der PAL-V in die Luft gehen, hebt sich die Kabine an und die Flugelemente fahren aus. Nach drei bis fünf Minuten soll die Metamorphose abgeschlossen sein, und der Liberty kann abheben – sofern eine mindestens 180 Meter lange Startbahn vorhanden ist.

Tesla bzw. SpaceX

Elon Musk twitterte mal wieder ein bisschen – und befeuerte damit Spekulationen, ob seine Firmen Tesla und SpaceX möglicherweise an einem elektrischen Flugtaxi arbeiten. Konkret von einem Twitter-Nutzer darauf angesprochen, merkte Musk zwar an, dass derartige Fluggeräte derzeit in ihrer Reichweite noch zu limitiert seien, sich das aber in den kommenden Jahren dank besserer Batterien ändern könne. In etwa fünf Jahren könnten die Akkus seiner Meinung nach aber die nötige Energiedichte aufweisen. Das heißt natürlich nicht, dass Tesla und SpaceX das Thema derzeit tatsächlich verfolgen. Aber mit dem in beiden Firmen vorhandenen Knowhow könnten sie im Zusammenspiel prädestiniert dafür sein, elektrisch angetriebene Flugtaxis zu entwickeln. Es dürfte sich jedenfalls lohnen, Musks künftige Aktivitäten und Äußerungen auf dem Gebiet genau zu beobachten.

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Lazzarini Design Hover Coupé

Bei der Entwicklung von Flugtaxis oder fliegenden Autos steht deren Praxisnutzen im Vordergrund. Deswegen sehen die meisten Vertreter auch gewöhnungsbedürftig aus. Nicht so das Hover Coupé von Lazzarini Design, das sich gestalterisch an einem eleganten Oldtimer orientiert: dem Isotta Fraschini Tipo 8 von 1920. Der Antrieb ist dagegen hochmodern: Vier Turbinen bringen bis zu zwei Passagiere senkrecht in die Luft und beschleunigen das Hover Coupé auf maximal 550 km/h. In Sachen Serienchancen sollte man beim Lazzarini-Projekt allerdings eher skeptisch sein.

Fazit

Flugtaxis galten bis vor Kurzem noch als Fantasie. Oder höchstens als Mobilitätstraum, der noch sehr weit weg ist und vielleicht in einigen Jahrzehnten Realität wird. Wer sich jedoch ein bisschen mit den Entwicklungen auf diesem Gebiet beschäftigt, der merkt, dass es schon viel früher losgehen könnte als ursprünglich gedacht. Was fehlt, sind die nötigen gesetzlichen und regulatorischen Vorgaben. Es wäre nicht das erste Mal, dass die Technik früher startklar ist als das Regelwerk.