Alexander Bloch erklärt Technik rund ums Auto
5 Todsünden beim Handschalter

Schaltgetriebe mitsamt Kupplung sind sensible Bauteile, die mit Bedacht und Geduld bedient werden wollen. Leider tut das nicht jeder Autofahrer – dabei gibt es Todsünden, die dringend vermieden werden sollten.

Das Schaltgetriebe ist weiter auf dem Rückzug, und für viele Autofans – den Autor übrigens auch – ist das ein Jammer. Denn mit der händischen Gangwahl geht ein gewaltiges Stück Fahrkultur verloren. Das feine Spiel zwischen Kupplungs- und Gasfuß sowie die kluge Übersetzungswahl zeichnen bis heute einen guten Autofahrer aus. Dagegen sind Automatikgetriebe wie das Essen in einem Restaurant: Je nach Qualität schmeckt es hervorragend, aber es ist eben nicht selbst gemacht. Wobei dieses Selbermachen seine Tücken hat, zumal manche Autofahrer ihre Getriebemechanik mit unschönen Eigenarten malträtieren.

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Fangen wir mit dem Schalthebel-Penner an, dessen rechte Hand während der gesamten Fahrt auf dem Hebel ruht. Das soll wohl lässig aussehen, ist aber mindestens nachlässig, weil beide Hände außer zum konkreten Gangwechsel immer ans Lenkrad gehören. Außerdem bedankt sich die Getriebemechanik gewiss nicht mit einem langen Leben, wenn sie fortwährend unter Druck gesetzt wird. Und wenn wir schon beim Pennen sind: Auf unseren Straßen treiben sich auch tagsüber Kupplungs-Schläfer herum. Gedankenverloren ruhen sie ihren Fuß auf dem Kupplungspedal aus. Nun ist die Einscheiben-Trockenkupplung aber kein Ruhekissen, sondern ein Bauteil mit einer Reibfunktion, das sich am liebsten federgeklemmt in vollständigem Kraftschluss befindet.

Der Kupplung kann es stinken

Was die Kupplung nicht mag, ist Schlupf. Das bedeutet: Die Reibbeläge von Motorschwungscheibe und Kupplung haben Kontakt, drehen sich aber mit unterschiedlichem Tempo. Beim Anfahren oder Gangwechsel geschieht das nur kurzfristig. Wenn nicht, stinkt es gewaltig. Wird das Kupplungspedal nun ständig leicht betätigt, erhöht sich der Verschleiß der Kupplung erheblich. Trotzdem ist das keine Ausrede für die dritte Art des Schaltdilettanten: den Ganghebel-Reißer. Wild und schnell knallt er die Gänge rein, als wäre der Heimweg eine Rallye-Sonderprüfung, und tut damit sowohl der Schaltsynchronisierung wie der Kupplung weh. Denn auch ein modernes Getriebe benötigt einen kurzen Zeitraum zur Anpassung von Motor- und Getriebedrehzahl.

Diese Synchronisierung übernehmen Reibsysteme an den Schaltmuffen. Deren Arbeitszeit sollte man ihnen durch Geduld und ein bewusstes, gefühlvolles Bedienen des Ganghebels erleichtern. Mit entsprechender Empathie geschaltet, benötigt ein Straßenauto heutzutage auch kein Zwischengas mehr. Bei manchen Sportwagen oder bei größeren Gang-sprüngen darf es der versierte Fahrer zur Verbesserung der Fahrstabilität – vor allem bei Nässe oder Schnee – aber gerne einsetzen. Für alle Hobby-Rennfahrer gilt im Übrigen: Es gibt im Straßenverkehr keinen Grund für hektische Spitze-Hacke-Technik – außer das Posen vor dem Beifahrer.

Vollständig geräuschlos ist dagegen eine im Zeitalter von Start-Stopp-Systemen wieder häufiger auftretende Spezies: der Ampel-Kupplungs- Parker. Während der gesamten Rotphase drückt sein Fuß bei eingelegtem Gang die Kupplung durch und verhindert so wirkungsvoll, dass die Start-Stopp-Automatik den Motor abstellen kann. Noch schlimmer ist aber, dass damit ein konstanter Druck auf Ausrückring und Mem-branfeder der Kupplung ausgeübt wird. Ohne Grund müssen diese Bauteile somit Überstunden machen und gehen damit wahrscheinlich früher in Rente. Richtig laut wird es dagegen beim forschen Richtungsumkehrer – oft anzutreffen beim schnellen Wenden oder der Parkplatzsuche. Eben noch in Geradeausfahrt befindlich, reißt er schon den Rückwärtsgang hinein. Für das Getriebe fühlt sich das an, als würde es gegen eine Wand fahren, wenn seine Zahnräder schlagartig die Richtung wechseln müssen. Auch hier kracht es wieder gewaltig.