Audi A3 2.0 TDI, BMW 220d
Diesel-Cabrios im Vergleichstest

In 20 Sekunden öffnen BMW 2er und Audi A3 Cabrio ihr Dach und lassen den Sommer herein. Mit Dieselmotoren könnten man sie gar vernünftig nennen. Aber das gibt sich schnell, wie unser Test zeigt.

 

Audi A3 2.0 TDI Cabrio, BMW 220d Cabrio, Frontansicht
Foto: Achim Hartmann

Der Westwind schiebt schweres Wetter über die Berge. Regen? Wahrscheinlich. Graupel? Möglich. Nichts wie Dach auf und los. Cabriofahren ist wie Joggen. Es findet sich immer ein Grund, es sein zu lassen: zu heiß, zu kalt, zu sonnig, zu dunkel, zu windig, zu stickig, zu, zu, zu. Aber: Es gibt kein schlechtes Cabriowetter, es gibt nur schlechte Ausreden. Vielleicht sind das jetzt sogar die besten Tage, im Frühling, wenn die Morgensonne sich durch den Raureif drängt. Es ist der erste Frühling des BMW 2er Cabrio. Es folgt auf den offenen 1er, fühlt sich an wie der wahre Erbe des offenen 3er, der nun 4er heißt.

Audi A3 2.0 TDI Cabrio legt los wie das S-Modell

Bevor wir uns im Zahlenraum von eins bis vier verhaspeln, messen wir nach: Der BMW 2er Cabrio ist 7,2 Zentimeter länger als der alte 1er, erreicht mit 4,43 Metern Länge fast das Maß des letzten – und für viele schönsten – Stoffdach-3er, dem von 2000 bis 2007 gebauten E46. Hier rivalisiert der BMW aber mit dem fast gleich langen Audi A3 Cabrio. Es hat seinen ersten Sommer schon hinter sich und basiert auf der Stufenheck-Limousine. Beide Cabrios bringen Fahrer und Beifahrer bequem unter – im BMW etwas tiefer und integrierter, im Audi auf noch haltstärkeren Sitzen. Mit seinem platzsparenden Vorderradantriebs-Layout schafft der Audi A3 für die Passagiere ein etwas unklaustrophobischeres Raumangebot im Fond als der BMW. Bei dem beanspruchen der längs eingebaute Motor und der Kardantunnel für den Hinterradantrieb viel Platz. Wir gehen nicht davon aus, dass jemand auf den Rücksitzen von A3/220d Menschen statt nur Gepäck befördern möchte. Der Vollständigkeit halber verweisen wir dennoch auf die zwölf Zentimeter mehr Innenbreite und zwei mehr an Knieraum beim A3 – was an der Enge ebenso wenig ändert wie daran, dass man beide Cabrios am besten als 2+2-Sitzer versteht. Immerhin lassen sich die steilen Rücksitzlehnen in beiden Fällen umklappen (Audi geteilt, BMW am Stück), was eher Variabilität als Ladepotenzial steigert.

Jetzt steigern wir aber erst mal das Erlebnispotenzial und öffnen die Softtops. Das besser schallgedämmte Akustikverdeck (250 Euro) des Audi wiegt samt Antrieb nur 50 Kilo und verklappt sich in 18 Sekunden in die variable Dachwanne. Dort räubert es 45 Liter vom Kofferraum. 55 Liter knapst das BMW-Verdeck vom Ladeabteil, wenn es sich in 20 Sekunden zusammenfaltet. Natürlich gibt es auch hier ein Windschott (330 Euro), aber es bleibt ebenso ungenutzt wie der schneckige Nackenfön im A3 (450 Euro). Wir wollen schließlich Sturm ernten. Dessen Intensität lässt sich über die Seitenscheiben schon fein regulieren. Vor allem setzen dich beide wirklich nach draußen – im Gegensatz zu vielen Cabrios mit Blechklappdach, bei denen du statt hart am Wind direkt unter dem Scheibenrahmen hockst. Es klingt ja fast vernünftig, Zweiliter-Diesel in kompakten Cabrios. Aber, Freunde, so wie der TDI im A3 loslegt, brauchst du keinen S3 mehr. Er büffelt ebenfalls mit 380 Nm los, zieht vehement, dreht erstaunlich locker bis zur sogenannten Ottoabregelung, die den Selbstzünder sacht an seine Drehzahlgrenze stoßen lässt. Dann schnell den nächsten der sechs präzise schaltbaren Gänge reinklacken und wieder los. Das soll ein Diesel sein? Mit nur 184 PS? Und das soll Vorderradantrieb sein? Ach jetzt, ja, da hinten, wo der Grenzbereich sacht mit dem Horizont verschwimmt, tendiert der Audi A3 dann ins Untersteuern, und er stupst beim vollen Herausbeschleunigen minimal in der nicht gar so rückmeldungssensiblen Lenkung. Aber eigentlich gehört sich so ein dermaßen sicher-agiles Handling für einen Frontscharrer nicht. Was soll denn da der BMW 220d machen?

BMW 220d mit hoher Agilität

Er macht es noch besser. Wenngleich das zunächst schwer möglich erscheint. Doch er ist eben vor allem ein BMW – hinterrad- und kurvengetrieben, Lenkpräzisionist und nicht nur Chef-, sondern mindestens Aufsichtsratschef-Dynamiker. Kurven sind ein Ereignis im Zweier, er legt sie sich zurecht, sticht, exakt, fast kühn hinein, umrundet sie neutral, ist für eine kleine Einlage dramaturgischen Übersteuerns immer zu haben – ohne Einfluss auf die hohe Fahrsicherheit. Dafür sorgt das ESP, ohne am Spaß zu bremsen. Wuchtig drückt sich der BMW 220d aus der Kurve, der Diesel grantelt durch das Drehzahlband, beschleunigt eiliger, aber nicht so samtig, während die Automatik durch ihre acht Stufen perlt.

Audi erwachsener und alltagstauglicher

Sie ahnen es, der Zweier ist in vielem brillant, aber der Audi A3 in noch mehr perfekt. Er federt mit seinem Standardfahrwerk bekömmlicher als der BMW 220d mit Adaptivdämpfern, ist leiser, perfekt in Material- und Verarbeitungsgüte, noch verwindungsfester und verlangt weniger Einschränkungen bei der Alltagstauglichkeit. Als einzige Schwächen leistet er sich neben dem minimal komplizierteren Infotainment die etwas längeren Bremswege – ohne dass je Sorgen um seine Verzögerungsfähigkeit angebracht wären. Ja, er wirkt fast erwachsener als das A5 Cabrio.

Fazit

1. Audi A3 2.0 TDI Cabrio
426 von 1000 Punkte

Ein Diesel wie ein Sportmotor, Verarbeitung wie in einem A8, Handling wie im TT: Der A3 kommt dem Ideal eines kompakten Cabrios sehr nahe. Teuer ist er allerdings und im Fond sehr eng.

2. BMW 220d Cabrio
417 von 1000 Punkte

Ein Handling so agil wie beim jungen Dreier, ein sparsamer, kräftiger, komfortabler Antrieb: Der 220d kommt dem Ideal eines offenen BMW sehr nahe. Aber: noch teurer, noch enger.

Technische Daten
Audi A3 Cabriolet 2.0 TDI Clean Diesel AmbitionBMW 220d Cabrio M Sport
Grundpreis39.050 €45.900 €
Außenmaße4421 x 1793 x 1409 mm4432 x 1774 x 1413 mm
Kofferraumvolumen320 l280 bis 335 l
Hubraum / Motor1968 cm³ / 4-Zylinder1995 cm³ / 4-Zylinder
Leistung135 kW / 184 PS bei 3500 U/min140 kW / 190 PS bei 4000 U/min
Höchstgeschwindigkeit241 km/h225 km/h
0-100 km/h8,0 s7,6 s
Verbrauch4,3 l/100 km4,4 l/100 km
Testverbrauch6,9 l/100 km7,1 l/100 km