BMW Z3 (E36/7) und Z4 (E85) als M Roadster
Gebrauchte Bayern-Sportler in der Kaufberatung

Für echte BMW-Fans zählen Begriffe wie Reihensechszylinder, Saugmotor, Hochdrehzahlkonzept und Heckantrieb definitiv mehr als Elektro-Schmarrn, i-Geraffel und Frontantrieb. Wie wär’s dann gerade jetzt mit einem gebrauchten BMW Z3 M oder Z4 M Roadster?

BMW Z3 M Roadster, BMW Z4 M Roadster, Exterieur
Foto: Lena Willgalis

Oldtimer-Fans kennen ihn: den quälenden Schmerz, wenn man spürt, dass man den Zeitpunkt verpasst hat. Etwa einen Mercedes 300 SL zu kaufen, wenn sich keine Sau dafür interessiert. Oder sich einen Porsche 993 zu sichern, wenn die Preise noch im Keller sind. Und irgendwann merkt man, dass der Zug so was von abgefahren ist. Was das mit den beiden M-Roadstern von BMW zu tun hat? Eine Menge: Der Z3 kostet heute rund 25.000 Euro, für den Z4 ist die gleiche Summe fällig, will man sich gute Exemplare ohne Wartungsstau, halbseidene Historie oder sechsstelligen Kilometerstand in die Garage stellen. Der Z3 zieht preislich mittlerweile an. Das gilt zwar für den Z4 noch nicht – ist aber nur eine Frage der Zeit.

Unsere Highlights
BMW Z3 M Roadster, BMW Z4 M Roadster, Exterieur
Lena Willgalis
Zwei Modelle mit denen jeder eingefleischte BMW-Fan dem Downsizing- und Turbowahn entfliehen kann.

Bei Raab Automobile im fränkischen Windelsbach stehen zwei solche Power-Zettis. Überhaupt, beim Über-den-Hof-Schlendern kommt man aus dem Staunen gar nicht heraus: hier ein 1er M Coupé, da ein Alpina B6 2.8, genau, der legendäre E21. Drüben parkt die nächste Sharknose, ein weißer 628 CSi, daneben ein mattschwarz gepinseltes 320er Coupé E36 als Winterauto – damit man das Driften nicht verlernt. Der Chef biegt gut gelaunt mit einem grauen M2 Coupé um die Ecke. „Womit fangen wir an?“, will Heinz Raab wissen.

Japanischer BMW Z3 M

Drei Minuten später inspizieren wir den estorilblauen Z3 M Roadster von unten auf der piekfeinen Hebebühne. „Nein, der ist nicht zu verkaufen, gehört einem Kunden“, so der Franke zu dem aus Japan importierten Auto mit 98.000 Kilometern.

Während die Vorderachse unauffällig ist, sollten Interessenten beim stärksten Z3 auf die Dämpfer und Stützlager der Hinterachse achten. Zwischen 90.000 und 120.000 Kilometer können sie austauschreif sein. Bei dieser Schwelle müssen auch meist die Pleuellager getauscht werden.

„Das kostet zwischen 900 und 1.200 Euro. Ich empfehle dann auch immer, die Kettenspanner zu wechseln, wenn der Motor schon offen ist“, so Heinz Raab. Falls der Vorbesitzer mehr Geld fürs Tuning als für die nötige Wartung ausgeben hat, kann die Nockenwellenverstellung Vanos Ärger machen. Dann sorgen spröde Dichtungen für Leistungsverlust. Also immer schön auf ein durchgestempeltes Wartungsheft achten. Und darauf, wer die Wartungen mit welchem Know-how vorgenommen hat. Differenzial und Getriebe sind normalerweise keine Schwachpunkte, aber was ist mit der Kupplung? „Kommt auf den Fahrer an“, so Raab, „ich kenne Besitzer, die brauchen alle 25.000 Kilometer eine neue. Bei anderen Z3 M ist noch die erste Kupplung drin, und der Tacho steht bei 200.000 Kilometern.“

Und sonst? Die ABS-Steuergeräte können Probleme bereiten. Vor dem Kauf sollte der ausgiebige Check von Verdeck und Dichtungen selbstverständlich sein. Modelle nach dem Facelift 1999 zeigen eine bessere Qualitätsanmutung im Cockpit. Einzelne Ersatzteile fürs Interieur sind übrigens nicht mehr neu lieferbar.

Die Preise für gebrauchte Power-Z3 starten bei 25.000 Euro. Wer 10.000 Euro mehr investiert, kann auf fünf- statt sechsstellige Kilometerstände hoffen. Und darauf bauen, dass das Auto aus seriöser Hand stammt und ernsthaft scheckheftgepflegt wurde. Coupé-Fans müssen tapfer sein, denn der seltene rasende Turnschuh rangiert meist mindestens 5.000 Euro über dem Roadster. Heinz Raab: „Generell ziehen Z3 M im Preis an.“ Was ist mit Importen aus Japan oder den USA? Bei Autos aus dem Land der aufgehenden Sonne müssen nur die Leuchten getauscht werden (Zubehörlampen ab 250 Euro). Dafür ist Klima fast immer an Bord. Wichtig: US-Modelle haben keine echte M-Maschine unter der Haube – der S50 B32 war auch in den Ami-M3 verbaut und leistet nur 243 PS bei 6.000/min. Hinzu kommt eine schwächere Bremse.

Ausgereifter Z4 M Roadster

Weiter zum Nachfolger, dem Z4 M Roadster. Doch erst geht’s durch einen hübschen Showroom, wo ein Breitbau-02, ein originaler M3 E46 und ein E12-Pickup weitere Gründe liefern, um sich hier zu verzetteln. Hinter der adretten Raab-Classic-Halle steht er: Glänzend schwarz, mit leckeren BBS-Rädern und Tieferlegung – dieser Z4 M Roadster löst sofort den „Haben will“-Reflex aus. „Keine 45.000 Kilometer, Baujahr 2006, unfallfrei, zweite Hand. Ein guter Freund von mir will eines seiner Autos verkaufen“, schmunzelt Raab. Beim Rundgang entdeckt man Eisenmann-Endtöpfe, 19-Zöller mit 235ern vorn und 265ern hinten sowie beige Ledersitze. Außerdem sind ein KW-Fahrwerk und eine dem CSL-Motor ähnliche Carbon-Ansaugbox verbaut, doch dazu später mehr.

Der jüngere Z4 ist dem Youngtimer Z3 in einigen Punkten voraus. Die bessere Verarbeitung und das Abstellen diverser Schachpunkte sprechen für ihn. So ist die Vanos unauffällig, auch die Achsen machen bei normal bewegten Autos kaum Probleme. Wurde öfter die Rennstrecke aufgesucht, kann das aber – wie überall – ganz anders aussehen. Der bei 2006 bis 2008 gebauten Z4 M eingesetzte S54 B32 ist prinzipiell identisch mit dem Triebwerk des Z3 M. Also halten seine Pleuellager auch nicht ewig.

Im Z4 M bringt er die gleiche Leistung auf die Straße wie im M3 E46 – nämlich 343 PS bei 7.900/min. Dass der gleiche Sixpack im Z3 M nur 325 PS bei 7.400/min leistet, liegt an der anderen Abgasanlage.

Z4-Preise sinken noch

38.000 Euro soll der in Black Sapphire Metallic lackierte M Roadster kosten. „Aktuell sinken die Preise für dieses Modell noch“, so Raab. Auch hier ist man mit rund 25.000 Euro im Spiel. Autos mit weniger als 100.000 Kilometern liegen nur wenige Tausender darüber. Coupés sind kaum seltener anzutreffen und starten nahe der 30.000-Euro-Grenze.

Genug gefachsimpelt. Jetzt kommt das Beste: Fahren. Einstieg in den Z3. War der früher auch so eng? Vor allem mit Größen von 1,90 Meter und mehr fällt es schwer, die lange Haxen unterzubringen. Aber: hübsches Cockpit mit typischer Fahrerorientierung und E36-Aroma. Die Hand greift nach Schlüssel und M-Schalthebel. Fünf Gänge! Grins.

An der hohen Sitzposition sind die E-Sitze schuld. Wie erwartet sorgt der Reihensechser für pure Begeisterung: hohe Laufkultur, feinstes Ansprechverhalten und dazu der M-typische Sahne-Sound. Auch im Drehzahlkeller hat der 3,2-Liter-Motor ordentlich Schmackes, bei 5.000 Touren legt er nochmals zu und dreht dann locker über 7.500.

Die knochige Schaltung verlangt nach einer harten Hand. Dazu passt der ruppige Charakter, wenn man an die Grenzen vordringt: Schnell keilt die Bayern-Corvette mit der Hinterachse aus. Satte Leistung und ein kurzer Radstand zeigen Wirkung. ESP oder DSC? Gab’s nur als Extra.

M-Maschine brüllt wie ein Schwein

Anders beim Nachfolger, hier war der Schleuderschutz Serie. Viel wichtiger: der Klang des Motors. Die Ansaugbox im CSL-Style war mit 3.500 Euro nicht eben billig, aber eines steht fest: Hier wurde jeder Cent sehr gut investiert. Bei 4.100/min brüllt die M-Maschine wie ein Schwein! Die Mischung aus metallischem Ansauggeräusch und sägendem Auspuffkreischen klingt zu 100 Prozent nach Brünnchen, Blanchimont oder Tertre Rouge. Dieser Z4 M hat einen übertrieben geilen Sound – zumal noch 30 Mehr-PS an Bord sein sollen.

BMW Z4 M Roadster, Motor
Lena Willgalis
Die Airbox ist zwar nicht original, intensiviert aber das Klangerlebnis.

Und wirklich, das Gerät marschiert dermaßen gut, dass sich Freudentränen im Augenwinkel ansammeln. Wieso eigentlich können nicht alle Tage so fröhlich verlaufen wie dieser Freitag in der fränkischen Provinz? Das Kurvenlabyrinth rund um Rothenburg macht klar, dass der Z4 deutlich mehr Präzision an den Tag legt als der Z3. Sicherlich hat das KW-Fahrwerk daran großen Anteil. Jedenfalls fühlt man sich als Fahrer perfekt mit dem Auto verzahnt.

Im Check: BMW Z3 M Roadster

Technische Daten: Wassergekühlter Sechszylinder-Reihenmotor, Hubraum 3.201 cm3, Leistung 321 PS (236 kW) bei 7.400/min, maximales Drehmoment 350 Nm bei 3.250/min, Heckantrieb, Fünfganggetriebe, Differenzialsperre (25 Prozent), Höchstgeschwindigkeit 250 km/h, sport auto-Messwerte: 0–100 km/h in 5,1 s, Bremsweg 100–0 km/h, warm: 37,1 m, Rundenzeit Kleiner Kurs Hockenheim 1.18,2 min, Testverbrauch (Super Plus) 12,3 Liter/100 km, Gewicht vollgetankt 1.410 kg

Marktlage: Von 1997 bis 2002 liefen 15.232 Z3 M Roadster vom Band. Jetzt im Herbst 2018 findet man keine 50 Autos auf dem deutschen Markt. Echte deutsche Modelle mit 321 PS kosten ab 25.000 Euro. Das seltene M Coupé liegt circa 5.000 Euro darüber. Und: Günstiger werden Z3 M nicht mehr.

Im Check: BMW Z4 M Roadster

Technische Daten: Wassergekühlter Sechszylinder-Reihenmotor, Hubraum 3.246 cm3, Leistung 343 PS (252 kW) bei 7.900/min, maximales Drehmoment 365 Nm bei 4.900/min, Heckantrieb, Sechsganggetriebe, Differenzialsperre, Höchstgeschwindigkeit 250 km/h, sport auto-Messwerte: 0–100 km/h in 5,0 s, Bremsweg 100–0 km/h, warm: 35,5 m, Rundenzeit Kleiner Kurs Hockenheim 1.16,7 min, Testverbrauch (Super Plus) 13,5 Liter/100 km, Gewicht vollgetankt 1.444 kg

Marktlage: Kaum zu glauben, aber der Z4 M Roadster zeigt sich gebraucht noch seltener: Kaum 30 Exemplare sind aktuell hierzulande verfügbar. Der Zweisitzer startet wie der Z3 M bei 25.000 Euro. Zwischen 2006 und 2008 wurden 5.070 offene und 4.275 geschlossene Z4 M Roadster gefertigt.

Unterhaltskosten BMW Z3 M Roadster
ReparaturKosten
Inspektion klein/großab 250/580 Euro
Zahnriehmenwechselentfällt (Kette)
Bremsscheiben/-beläge vorn (Satz)571 Euro
Lichtmaschine (AT)415 Euro
Wasserpumpe360 Euro
Anlasser (AT)331 Euro
Auspuff-Endschalldämpfer (je Seite)652 Euro
Schaltgetriebe2.087 Euro
Kupplung635 Euro
Kotflügel vorn238 Euro
Stoßfänger vorn570 Euro
Scheinwerfer H7 (Stück)1.375 Euro
Alu-Felge v./h, 18 Zoll (Stück)415/415 Euro
Unterhaltskosten BMW Z4 M Roadster
ReparaturKosten
Inspektion klein/großab 250/580 Euro
Zahnriehmenwechselentfällt (Kette)
Bremsscheiben/-beläge vorn (Satz)850 Euro
Lichtmaschine (AT)503 Euro
Wasserpumpe360 Euro
Anlasser (AT)331 Euro
Auspuff-Endschalldämpfer (je Seite)969 Euro
Schaltgetriebe3.542 Euro
Kupplung676 Euro
Kotflügel vorn299 Euro
Stoßfänger vorn728 Euro
Scheinwerfer H7 (Stück)1.067 Euro
Alu-Felge v./h, 18 Zoll (Stück)479/479 Euro

Fazit

Ob Z3 oder Z4: Beide M Roadster überzeugen mit ihrem starken Charakter. Als reinrassige Fahrmaschinen mit Hochdrehzahl-Reihensechser entfalten sie das volle BMW-Aroma. Der Z3 (E36/7) wurde wie der Z4 (E85) in Spartanburg/South Carolina hergestellt, doch beide Roadster-Legenden stehen für ungefilterten Fahrspaß, für den die bayerischen M-Mobile mal berühmt geworden sind. Klar, der Z4 M ist das modernere Auto mit einer besseren Sitzposition, mehr Platz im Innenraum und einem höher entwickelten Rennstreckentalent. Allein auf dem Kleinen Kurs Hockenheim knöpft er seinem Vorgänger 1,5 Sekunden ab. Dafür liegen die Unterhaltskosten für den Youngtimer Z3 klar günstiger. Fans finden viele gute Tipps im Netz:

Und sonst so? Schlagen Sie zu, bevor es zu spät ist. Egal bei welchem der M-Zetti. Sagen Sie nachher nicht, wir hätten Sie nicht gewarnt!

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AUTO MOTOR UND SPORT 11 / 2024
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Erscheinungsdatum 08.05.2024

148 Seiten