Mazda 3 MPS im Langzeittest
Starke Fahrleistungen und günstiger Preis

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Starke Fahrleistungen zum günstigen Preis und dazu ein großzügiges Platzangebot: Das sind die Argumente, die für den 260 PS starken Mazda 3 MPS sprechen. Und wenn dann noch tadellose Zuverlässigkeit dazukommt, wird der starke Mazda zum ernsthaften Rivalen für Golf R3, BMW 130i, Audi S3 und Konsorten. Nach fast 57.000 Kilometern im Dauertest zieht sport auto Bilanz.

Mazda 3 MPS
Foto: Rossen Gargolov

Das Lenkrad von Sebastian Vettels Red Bull-RB7 hat exakt 21 Knöpfe und Drehschalter. Das ist ziemlich viel, sagen Sie? Na ja, dann zählen Sie mal auf dem Lenkrad des Mazda 3 MPS nach. Die sport auto-Tester ermittelten immerhin 18 Bedienelemente. Aber während ein aktuelles Grand Prix-Auto fast ausschließlich durch die Knöpfe im Volant bedient wird, finden sich im sportlichen Kompakt-Mazda noch allerlei weitere Schalter auf dem Instrumentenbrett und auf der Mittelkonsole.

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Viele serienmäßige Technik-Extras

Wer den Mazda 3 MPS kompetent bedienen will, wozu natürlich auch das Dechiffrieren von den all den die Schalter und Knöpfe zierenden Abkürzungen wie AFS oder RVM gehört, muss vor Fahrtantritt ziemlich viel lesen. Die Betriebsanleitung ist nämlich beinahe so dick wie das Berliner Telefonbuch. Und da erfährt man dann auch: Durch AFS (Adaptive Front Lighting System) schaltet man das Kurvenlicht ein und aus. RVM steht für Rear Vehicle Monitoring; es handelt sich also um den Spurwechselassistenten.

Diese Beispiele zeigen auch: Der Mazda 3 MPS ist ein sehr komplett ausgestattetes Auto. Denn anders als bei den deutschen Premium-Marken sind die gerade erwähnten Features bei dem Japaner serienmäßig. Nicht mal 28.000 Euro für einen sportlichen Kompakten mit 260 PS starkem Turbomotor, stattlichen 18-Zoll-Rädern, Metallic-Lack, Sperrdifferenzial und Sportfahrwerk – da kann man bei der Konkurrenz lange suchen. Höchstens Renault (Mégane TCe 250) und Volvo (C30 T5) können hier in etwa mithalten. Ein Audi S3 mit 265 PS oder ein Golf R (270 PS) kosten gut 10.000 Euro mehr.

Lenkrad macht Zicken

Ganz fair ist dieser Vergleich allerdings nicht, denn die beiden Deutschen verfügen im Gegensatz zu dem Mazda 3 MPS aus Japan über Allradantrieb. 4WD, das könnte auch der Fronttriebler gut brauchen. Denn um die Traktion ist es naturgemäß nicht zum Besten bestellt. Der 260 PS starke Turbomotor zeigt die Grenzen des Frontantriebs auf. Daran kann auch das Sperrdifferenzial nichts ändern.

Um ehrlich zu sein: Im normalen Fahrbetrieb führt die Sperre zu einer eher unangenehmen Eigenschaft des Mazda 3 MPS. Bei heftigem Beschleunigen in den Gängen eins, zwei und drei treten sehr starke Antriebseinflüsse im Lenkrad auf – speziell auf nasser Fahrbahn. Es zerrt und zuckt, und der Pilot tut gut daran, das Volant mit beiden Händen fest zu umklammern.

Bleifuß wird mit hohem Spritverbrauch bestraft

Doch selbst der geschickteste Fahrer kann es nicht ganz verhindern, dass der Mazda 3 MPS eher torkelig daherkommt, was nicht jedem Mitfahrer uneingeschränkt gefällt. Mäßigung tut also Not, wenn man vor der (potenziellen) Lebensgefährtin nicht als halbgarer PS-Rowdy dastehen will. Eine gewisse Sensibilität des Gasfußes empfiehlt sich auch noch aus einem anderen Grund: Der Mazda 3 MPS bestraft allzu vehemente Gangart nämlich mit üblen Trinksitten.

Bei Autobahntempo 200 + verschwindet das teure Super Plus beängstigend schnell aus dem Tank. 24,4 Liter Maximalverbrauch – das ist die schlechte Nachricht nach diesem Dauertest. Weil in der Redaktion aber auch Menschen arbeiten, die sich dem sanften und dennoch flotten Gleiten verschrieben haben, waren auch Durchschnittsverbräuche von weniger als 10 Liter zu verbuchen. Im Testmittel genehmigte sich der starke Mazda 3 MPS während der 56.000 Kilometer 12,3 Liter – ein akzeptabler Wert, wenn man die Fahrleistungen des Japaners in Betracht zieht.

0,9 Sekunden später auf Tempo 100 als versprochen

Ganz so gut, wie es die Werksangabe verheißt, geht der Mazda 3 MPS allerdings nicht. Die versprochenen 6,1 Sekunden für den Spurt auf 100 km/h konnten im Test nicht verifiziert werden. Zu mehr als 7,0 Sekunden reichte es nicht. Damit war der Mazda 3 MPS der zweiten Generation auch deutlich langsamer als sein Vorgänger, der 2007/2008 bei sport auto seine Dauerlauftalente unter Beweis gestellt hatte. Dieser mit 260 PS nominell gleich starke Dreier raffte sich zu einer Zeit von 6,4 Sekunden auf.

Müsste der Mazda 3 MPS beim Anfahren nicht zu verzweifelt um Traktion ringen, lägen sogar Werte unterhalb der Sechs-Sekunden-Schallmauer drin, urteilte sport auto damals. Dass der Neue nicht schlechter bei Kräften ist als der Alte, zeigt sich angesichts der Beschleunigungswerte bis 180 km/h: Hier herrscht mit 19,9 Sekunden Gleichstand. Für das nunmehr eher zaghafte Losmarschieren aus dem Stand gibt es wohl eine schlüssige technische Erklärung: „Der Mazda 3 MPS gibt im ersten Gang spürbar nicht den vollen Ladedruck frei“, notierte Testfahrer Uwe Sener im Fahrtenbuch. „Laut Anzeige beträgt der Ladedruck im ersten Gang nur 0,5 bar.“ 

Starker Mazda-Vierzylinder mit Turbolader

Ab dem zweiten Gang schnalzt der Boost dann auf 1,0 bar. Auch wenn sich an den Daten nicht viel änderte – die Mazda-Techniker haben den 2,3-Liter-Motor des Dreiers kräftig überarbeitet. Unter anderem bekam er eine Benzindirekteinspitzung spendiert. „Im Vergleich zum Vorgänger ist der Neue deutlich besser auf der Langstrecke“, notierte Redakteur Christian Gebhardt, „viel leiser und mehr Dampf unten herum“. Andere Kollegen rühmten das drehmomentstarke (380 Newtonmeter bei 3.000/min) Turbotriebwerk des Mazda 3 MPS gar als „Bombe“.

Als erhebliches Ärgernis entpuppten sich die viel zu ungenau arbeitende Tankuhr und die sehr optimistische Reichweitenangabe des Bordcomputers. Wer morgens um zwei bei strömendem Regen mit leerem Tank in der Provinz steht, findet es alles andere als lustig, wenn das Display höhnisch verkündet: noch 40 Kilometer. Lange Reisen im Mazda 3 MPS empfanden alle Tester als angenehme Erfahrung – mit kleinen Abstrichen.

Der Mazda 3 MPS ist ein Braver

Die ziemlich trockene Abstimmung des Fahrwerks gefiel nicht generell. Abrupte Vertikalbewegungen auf welligen Autobahnen wurden als eher unangenehm empfunden. Mit kurzen Stößen hingegen kam das Fahrwerk gut klar. Und in puncto Fahrsicherheit gab es gar keine Diskussion; der Mazda 3 MPS gehört zu den Braven im Lande. Er stellt seinen Fahrer auch bei forciertester Gangart vor keinerlei unlösbare Probleme.

Das ESP greift erst spät ein, kann dann aber segensreich wirken. Bei Eis und Schnee reduziert das Antischleuderprogramm sehr wirkungsvoll allzu schlimmes Untersteuern – ein Bravo dafür. Und auch das beim Vorgänger monierte „torkelige Fahrverhalten in schnellen Autobahnkurven“ haben die Mazda-Ingenieure erfolgreich eliminiert. Im Gebirge war der Mazda 3 MPS ein Quell reinster Fahrfreude.

Trotz seiner eher stattlichen, die Maße der Golf-Klasse sprengenden Außenabmessungen stürmt der Mazda 3 MPS Passstraßen gemsenflink empor. „Hurtiges Handling, sehr handlich“, wurde im Fahrtenbuch vermerkt, aber auch wieder: „starkes Lenkradzerren“. Dennoch lautete das Urteil der Gipfelstürmer: „Dieses Auto macht echt Spaß.“

Zuverlässige Bremsen und bequeme Sitze

Auch talwärts macht der Mazda 3 MPS stets eine gute Figur. Fading ist den Bremsen fremd, und auch das Pedalgefühl ist stets angenehm straff. Zu den erfreulichen Stärken des Mazda 3 gehören die Sitze. An ihnen fand keiner aus der Redaktion etwas auszusetzen. Ein Bandscheibengeschädigter notierte: „Auch für mich nach 2.500 Kilometern keinerlei Probleme.“ Keinen einhelligen Applaus gab‘s dagegen für die Sitzposition. Langbeinige stellten fest: Entweder sind die Pedale zu nah oder das Lenkrad ist zu weit weg.

Hingegen wurde am Getriebe nichts bekrittelt. Exakt und leichtgängig flutschen die Fahrstufen – so soll es sein. Ebenfalls sehr gute Noten verdient sich der Mazda 3 MPS – wie auch schon sein Vorgänger -, bei der Zuverlässigkeit. Unplanmäßige Werkstattaufhalte oder gar Liegenbleiben? Das war dem starken Mazda so fremd wie dem Fußballtrainer Mourinho anständiges Benehmen.

Navigationssystem enttäuscht Tester

Lediglich eine minimale Störung gab es beim Mazda 3 MPS zu verzeichnen: Die Batterie im Zündschlüssel – wichtig für die Fernbedienung der Zentralverriegelung -, war vorzeitig in den Ruhestand gegangen. Noch ein paar Eintragungen im Fahrtenbuch gefällig? Bitte sehr. Ein Kollege äußerte sich zynisch über die etwas umständliche Bedienung der Klimaanlage: „Zur Wunschtemperatur in 20 leichten Schritten“.

Lobende Worte gab es für das „sehr gute Licht“ sowie für die äußerst leistungsstarke Sitzheizung: „Bei Stufe 5 könnte man auch Schweinswürstl braten.“ Alle Tester ärgerten sich über die altertümliche und leistungsschwache Navigation: Der Bildschirm im Cockpit des Mazda 3 MPS fiel deutlich zu klein aus, die Bedienung viel zu kompliziert. Und um das Maß voll zu machen, verfügt sie nicht über eine Staufunktion. Da ist es auch kein Trost, dass das Navigationssystem mit 720 Euro recht wohlfeil ist. Ein unwirscher Fahrer vermerkte: „Ein Gerät mit dieser geringen Leistung gibt‘s beim Elektro-Billigheimer für 99,99 Euro.“

Technische Daten
Mazda 3 MPS 2.3 MZR DISI Turbo
Grundpreis27.890 €
Außenmaße4505 x 1770 x 1460 mm
Kofferraumvolumen340 bis 1360 l
Hubraum / Motor2261 cm³ / 4-Zylinder
Leistung191 kW / 260 PS bei 5500 U/min
Höchstgeschwindigkeit250 km/h
0-100 km/h7,0 s
Verbrauch9,6 l/100 km