Mazda MX-5 G 160 vs. Mini Cooper S Cabrio
Kleine, sportliche Cabrios im Test

Auch als Cabrio schöpft der einst urenglische Mini aus dem Digitalfundus, bietet alle erdenklichen Extras. Der japanische Mazda MX-5 dagegen folgt der britischen Roadster-Tradition. Wer bietet mehr Spaß, Mazda MX-5 G 160 oder Mini Cooper S Cabrio?

Mazda MX-5 G 160, Mini Cooper S Cabrio, Frontansicht
Foto: Hans-Dieter Seufert

Authentisch, unverfälscht, ehrlich: Da fällt einem spontan der Mini ein. Doch wenn er sich vor dem geistigen Auge aufbaut, groß, breit und luxuriös, wie er geworden ist, keimen Zweifel, ob der Mini noch diese Attribute erfüllt – oder ob das der Mazda MX-5 nicht besser macht. Mini heißt er zwar nicht, ist es aber.

Mazda MX-5 G 160, Frontansicht
Hans-Dieter Seufert
In Sachen Gewicht macht dem Japaner so schnell keiner was vor. Er wiedersetzt sich dem Trend und beschränkt sich auf das Wesentliche.

Der Mini dagegen nennt sich nur noch so, ist es aber nicht mehr. Selbst als Cabrio wirkt er mopsig, bringt 1.369 Kilogramm auf die Waage. Natürlich bietet er einen größeren Kofferraum und mehr Zuladung als der Mazda, zudem zwei Notsitze. Wer seine Kinder mitnehmen möchte, für den ist der MX-5 keine Alternative.

Übrigens wiegt der Mazda noch in etwa jene Tonne, mit der er 1989 angetreten ist, was für sich betrachtet bereits eine Sensation darstellt (der Testwagen kommt vollgetankt auf 1.064 Kilogramm). Ohnehin hält der Roadster ein flammendes Plädoyer für die Einfachheit des automobilen Lebens. Sein Verzicht beschränkt sich auf Dinge, die man sowieso nicht vermisst, in modernen Cabrios aber zuhauf findet.
Der offene Mini ist ein modernes Cabriolet, möchte seinen Nutzern nichts zumuten. Offenfahren soll keinesfalls mit Aufwand verbunden sein: Natürlich zieht er sich selbstständig seine Mütze vom Kopf – übrigens bis Tempo 30. Man muss hierfür lediglich einen Knopf betätigen. Wer will, montiert das Windschott oder öffnet das Verdeck nur teilweise, dann nach Art eines Schiebedachs (bei jedem Tempo); so lässt sich die Dosis vom lauen Lüftchen bis zur steifen Brise variieren.

Hoch türmt sich das Verdeck des Mini

Das Offenfahren selbst macht Laune. Steil ragt die Frontscheibe auf, steht weit vom Kopf des Fahrers entfernt. So schwebt enorm viel Himmel über den Passagieren, und abgesehen von den dicken Pfosten schränkt der Scheibenrahmen das Panorama kaum ein.

Mini Cooper S Cabrio, Heckansicht
Hans-Dieter Seufert
Beim Mini stören keine Überrollbügel die Sicht nach hinten. Bei einem Unfall schnallen diese blitzschnell hinter den hinteren Kopfstützen hervor. Ein Verdeckkasten gibt es beim Mini traditionell nicht.

Es stören auch keine Überrollbügel die Aussicht nach hinten, sie schnalzen erst bei einem drohenden Überschlag hervor. Nur das Stoffverdeck türmt sich hoch über dem Heck auf, sodass eine aufpreispflichtige Rückfahrkamera beim Einparken für Durchblick sorgen muss. Ohnehin hat sich die Optionsliste mit dem Modellwechsel ebenso aufgeplustert wie der ganze Mini.

Der Mazda entlarvt als überflüssig, was heute normal erscheint – ein elektrisches Verdeck etwa. Seine Kapuze ist so klein und leicht, dass sie sich wie bei allen Vorgängern schwungvoll nach hinten werfen lässt – ganz von Hand. Nicht dass er spärlich eingerichtet wäre: Sports-Line heißt nach Kleinwagenstandard Vollausstattung und kommt mit einem Mehrwert von über 6.000 Euro gegenüber dem Mini. Andererseits lässt der MX-5 viele Assistenzsysteme und Multimediaspielereien weg, weshalb er hier gegenüber dem Mini wieder einen Teil der gewonnenen Punkte einbüßt.

Mehr als Roadster-Romantik

Spätestens beim Einsteigen begreift man das Mazda-Konzept. Der Körper schlüpft ins Cockpit wie der Fuß in einen Slipper: passt – oder eben nicht. Menschen bis 190 Zentimeter Länge und ohne allzu ausgeprägte Rettungsringe haben realistische Chancen, die anderen müssen den Mini nehmen. Übrigens auch jene, die ihre Smartphones oder Tablets um sich drapieren möchten. Denn Türtaschen ließen sich im Mazda ebenso wenig realisieren wie nennenswerte Ablagen.

Puristisches Autofahren bedeutet hier mehr als Gefasel von Roadster-Romantik. Man kommt im MX-5 allem nahe: Türverkleidung, Mitteltunnel, Frontscheibe, aber auch dem Wetter und der Straße. Schon in der Stadt strömt herrlich erfrischende Luft ins Wägelchen, und bereits das Flanieren durch eine Allee wird zur Naturerfahrung. Schuldbewusst zuckt der Blick nach einem Ampelsprint zum Tacho – in der Meinung, es komplett übertrieben zu haben. Doch die Nadel dümpelt nur knapp über 50 km/h. Kein Neuwagen bietet mehr Low-Speed-Spaß.

Viel Gefühl und wenig Querkräfte im MX-5

An der Stadtgrenze geht die Gaudi weiter. Klack, klack durch die Gänge, anbremsen, einlenken, das Heck anstupsen und mit viel Gefühl sowie noch mehr Enthusiasmus aus der Kurve zirkeln. Herrlich, wie der MX-5 swingt, frühzeitig in den Grenzbereich eindringt und selbst darin seine innere Ruhe kaum verliert. Das Bilstein-Fahrwerk als Teil der Sports-Line federt bekömmlich, übermittelt viel Gefühl fürs Chassis – und wenig Querkräfte.

Mini Cooper S Cabrio, Cockpit
Hans-Dieter Seufert
Auch wenn er innen immer noch genauso verspielt wirkt, das quirlige Fahrverhalten des Vorgängers hat der Mini in der aktuellen Generation verloren.

Währenddessen lenkt sich der Mini noch warm – ohne dass es seinem Piloten direkt warm ums Herz werden würde. Klar, der Cooper S schiebt breitbrüstig an, zieht dem Konkurrenten locker davon, doch er berührt dabei nicht halb so intensiv. Auspuffsprotzeln und Gangwechselgeballere wirken ähnlich bemüht wie die vordergründig agil abgestimmte Lenkung. Sie sorgt für einen fahrigen Geradeauslauf, nicht jedoch für das stets bemühte Gokart-Feeling. Das Quirlige des Vorgängers hat der Neue verloren, federt dafür besser, wirkt aber immer noch hoppelig.

Obwohl das (optionale) Automatikgetriebe trefflich arbeitet, lässt es den Mini passiv wirken. Übrigens hätten wir den Cooper S gerne von Hand geschaltet, doch der Hersteller hatte kein derartiges Modell greifbar.

Löscht man seine abgespeicherte Vorstellung, wie ein Mini zu sein hat, so ist dieser Cooper S ein gutes, besonnenes Cabrio – und der MX-5 eben ein authentischer Roadster. Wobei dessen Zweiliter-Saugmotor auch ohne Downsizing mit dem Kraftstoff recht vernünftig umgeht und mit 7,3 Litern auf 100 Kilometer auskommt (Mini: 7,5 Liter). Beide Hersteller gewähren zudem drei Jahre Garantie.
Das Erschreckende: Heute argumentiert die Vernunft nicht gegen, sondern für den Mini, muss aber das Gefühl überzeugen. Er ist praktischer als der Mazda, geräumiger, offen wie geschlossen leiser, und seine Sitze lassen sich variabler justieren. Nicht verschweigen wollen wir auch, dass er besser bremst – wenngleich das Pedal teigig anspricht.
Klingt das nicht befremdlich tugendhaft für einen Mini? Seinen Flegeljahren ist er entwachsen, gewinnt geflissentlich diesen Vergleichstest. Dabei steckt im MX-5 mehr vom Mini als in diesem selbst.

Fazit

1. Mini Cooper S Cabrio
385 von 1000 Punkte

Mehr Platz und Kofferraum, höhere Qualitätsanmutung, mehr Assistenten und Optionen sowie bessere Beschleunigung und Fahrdynamikwerte führen zum Punktevorsprung.

2. Mazda MX-5 G 160
361 von 1000 Punkte

Mehr Fahrspaß und Fahrspaß sowie Fahrspaß ... ach, der wird ja nur einmal bewertet – für Interessenten dürfte er allerdings das entscheidende Kriterium sein. Zweiter Platz. Egal.

Technische Daten
Mazda MX-5 Skyactiv-G 160 Sports-LineMini Cabrio Cooper S Cooper S
Grundpreis29.590 €31.300 €
Außenmaße3915 x 1735 x 1230 mm3850 x 1727 x 1415 mm
Kofferraumvolumen130 l160 bis 731 l
Hubraum / Motor1998 cm³ / 4-Zylinder1998 cm³ / 4-Zylinder
Leistung118 kW / 160 PS bei 6000 U/min141 kW / 192 PS bei 5000 U/min
Höchstgeschwindigkeit214 km/h228 km/h
0-100 km/h7,3 s7,0 s
Verbrauch6,6 l/100 km5,6 l/100 km
Testverbrauch7,3 l/100 km7,5 l/100 km
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AUTO MOTOR UND SPORT 11 / 2024
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Erscheinungsdatum 08.05.2024

148 Seiten