Mercedes A 220 d im Dauertest
Zwischenbilanz nach 100 Tagen mit dem Diesel

Seit über drei Monaten haben wir einen neuen Mercedes in unserem Fuhrpark. Diesmal keine gewichtige E- oder V-Klasse, sondern den kleinsten Benz: eine A-Klasse – mit einem wunderbaren Antrieb. Hier die erste Zwischenbilanz.

Mercedes A 220 d, Exterieur
Foto: Achim Hartmann

Inmitten all der kraftvollen und geräumigen Kombis sowie der kleineren und größeren SUV in unserem Dauertest-Fuhrpark gelingt es Kompaktwagen nur selten, ähnlich schnell Strecke zu machen. Ganz anders beim denimblau lackierten A 220 d, der schon in den ersten sechs Wochen nach dem Start zum Kilometer-Marathon im Oktober 2019 rund 10.000 Kilometer abspulte.

Bald knackt er die 30.000er-Marke, und der Bordcomputer vermeldet bereits, dass die erste Inspektion ansteht. Spricht man mit den Kollegen, wird klar, warum die eher unscheinbare A-Klasse kaum zum Stehen kommt: Der Zweiliter-Diesel, ein quer eingebauter OM 654, ist schlichtweg ein begeisternd kraftvoller und ruhiger Motor, und das zugehörige Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe arbeitet gleichermaßen geschmeidig wie schnell. Die wichtigsten Daten hierzu: 190 PS, 400 Nm Drehmoment ab 1.600 Touren, 7,2 Sekunden auf 100 km/h, 235 km/h Topspeed und ein Testverbrauch von 6,3 l/100 km. Wobei auch Werte um fünf Liter leicht zu erreichen sind. AdBlue-Verbrauch? Bei Kilometerstand 14.860 füllten wir 17,13 Liter in den 23,8 Liter großen Tank.

Unsere Highlights

Zugleich ist diese A-Klasse komfortabler, als es aufgrund der 18 Zoll großen Bereifung und der sportlichen Fahrleistungen zu erwarten wäre. Adaptiv arbeitende Dämpfer filtern Straßenschäden und Querfugen im Komfortmodus sowohl in der Stadt als auch bei flotter Fahrt sorgfältig raus. Selbst auf Sport rüttelt und schüttelt der gut 1,5 Tonnen schwere Viertürer niemanden heftig durch. Auch über die Standardsitze mit verstellbarer Beinauflage (sechs Zentimeter) gibt es derzeit keinerlei Beschwerden, und die Motor- und Windgeräusche halten sich selbst bei schneller Fahrt sehr in Grenzen.

Mercedes A 220 d, Exterieur
Achim Hartmann
Kurzum – trotz seines kompakten Formats ist der A 220 d ein exzellenter Langstreckenläufer.

Kurzum – trotz seines kompakten Formats ist der A 220 d ein exzellenter Langstreckenläufer, allerdings mit eher knappem Kofferraum von 355 bis maximal 1.185 Liter. Immerhin lässt sich die Rückbanklehne einfach dreigeteilt umklappen.

Für Sicherheit ist gesorgt

Ähnlich wie die größeren Dauertest-Fahrzeuge wartet auch die A-Klasse mit beeindruckend vielen und teuren Assistenzsystemen sowie adaptiven LED-Scheinwerfern auf. Bisher funktionieren sie zwar problemlos, doch selbst die hochmodernen Systeme an Bord sind noch lange nicht perfekt. Mal blendet der Fernlichtassistent der ansonsten sensationell ausleuchtenden LED-Scheinwerfer nicht schnell ab, mal fällt die Verkehrszeichenerkennung aus oder der Notbremsassistent irritiert mit einer Vollbremsung die Insassen und den folgenden Verkehr. Störend auch, dass sich die Systeme nach jedem Start wieder neu aktivieren.

Ein teurer Spaß

Gespannt sind wir, wie sich das aufwendige MBUX-Infotainment mit all seinen Funktionalitäten, virtuellen Anzeigen, Lenkrad-Touchpads und dem großen Screen über die 100.000 Kilometer bewähren wird. In jedem Fall gibt es auch für erfahrene Kollegen immer noch was zu entdecken, und nicht alles ist top. Beispielsweise liefert die Sprachsteuerung (Stichwort "Hey Mercedes") gute Ergebnisse, antwortet später aber zögerlich und wenig hilfreich.

Mercedes A 220 d, Interieur
Achim Hartmann
Gespannt sind wir, wie sich das aufwendige MBUX-Infotainment mit all seinen Funktionalitäten über die 100.000 Kilometer bewähren wird.

Interessant zudem, dass Mercedes in der "Spontanablage" keine konservativen USB-Sticks mehr zulässt. Dabei transportieren viele Kollegen ihre Lieblingsmusik gerne auf einem Stick in der Hosentasche und nicht auf dem übervollen Smartphone. Aber auch wir lernen dazu, streamen oder besorgen Adapter.

Bleibt abschließend noch der Blick auf den Testwagenpreis, der überaus deutlich macht, dass auch ein kleiner Mercedes bemerkenswert teuer sein kann: Über 55.000 Euro spuckt der Konfigurator für den Testwagen aus, und der ist zwar gut, aber längst nicht voll ausgestattet.

Fazit

Der A 220 d ist Kompaktwagen-Luxus, denn er fährt ausgesprochen flott, agil und komfortabel, bietet obendrein modernste Konnektivität. Jetzt muss er nur noch seine Zuverlässigkeit beweisen.

Technische Daten
Mercedes A 220 d Kompaktlimousine
Grundpreis39.002 €
Außenmaße4419 x 1796 x 1440 mm
Kofferraumvolumen345 bis 1185 l
Hubraum / Motor1950 cm³ / 4-Zylinder
Leistung140 kW / 190 PS bei 3400 U/min
Höchstgeschwindigkeit235 km/h
Verbrauch4,4 l/100 km
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Erscheinungsdatum 08.05.2024

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