Mercedes S 400 Hybrid im Test
Alles im grünen Bereich

Wenn die Energiefluss- Anzeige im TFT-Display auf Grün wechselt, spart der Mercedes S 400 Hybrid Sprit und Nerven. Doch die Öko-S-Klasse kann viel mehr. Das Benziner-Einstiegsmodell der Mercedes-Baureihe W222 im Test.

Mercedes S 400 Hybrid, Frontansicht
Foto: Hans-Dieter Seufert

Die Mercedes S-Klasse der aktuellen Baureihe W222 ist das beste Auto der Welt, Punkt. Da werden die wenigsten widersprechen. Umso schöner, dass man sich nun im besten Auto der Welt auch noch als besserer Mensch fühlen kann. Denn die S-Klasse gibt es – genau wie den Vorgänger – auch mit Hybrid-Antrieb. Derart angetrieben heißt sie Mercedes S 400 Hybrid und ist vorerst der preiswerteste S mit Benzinmotor, das Einstiegsmodell also. Kleines Hüsteln: Grundpreis 86.335 Euro.

Im Falle des silbergrauen Testwagens kommen dazu noch Extras im Wert eines gut ausstaffierten CLA: Gesamtpreis 123.022 Euro. Falls Sie nun schlucken müssen: Sie haben völlig recht, das entspricht in etwa seinem Eigengewicht in 50-Cent-Münzen. Oder anders gesagt: Wenn Sie diesen Mercedes S 400 Hybrid mit den Münzen bezahlten, wäre der Geldsack mit fast zwei Tonnen so schwer wie der Mercedes, den Sie damit bezahlen.

Mercedes S 400 Hybrid bietet eine sehr gute Serienausstattung

Sogar ohne die opulente Einrichtung des Testwagens ist der Mercedes S 400 Hybrid sehr gut ausgestattet. Das Command-System mit dem großen Display und Navi ist ebenso serienmäßig an Bord wie die Airmatic-Luftfederung, der Kollisionsassistent, die LED-Scheinwerfer oder – kleine Notiz am Rande – die Pompadourtaschen in den Vordersitzlehnen, die in der Mercedes-Preisliste tatsächlich immer noch so heißen, als ginge es hier um einen plüschigen W 116 aus den frühen 70er-Jahren. Dieser Verdacht hat sich allerdings beim Blick auf die technischen Daten erledigt. Der Mercedes S 400 Hybrid ist mit seinem 3,5-Liter-V6 und dem unterstützenden Elektromotor kräftiger (306 und 27 PS) als das Spitzenmodell von einst mit doppeltem Hubraum (450 SEL 6,9 und 286 PS) und verbraucht vermutlich nicht einmal halb so viel. Womit wir beim wichtigsten Kapitel dieses Tests angekommen sind: Ein Hybrid soll schließlich ordentlich sparen, Geldbeutel, Klima und Gewissen schonen. Weshalb die Hinterherfahrenden ja auch mit einem Schriftzug am Kofferraumdeckel informiert werden.

Nach dem NEFZ-Verbrauch kommt der Mercedes S 400 Hybrid mit 6,3 Litern Super 100 km weit. Dass solche Werte in der Praxis kaum reproduzierbar sind, ist bekannt. Auf den ersten Kilometern im dichten Nachmittagsverkehr rund um Sindelfingen pendelt sich der Bordcomputer bei acht Litern ein. Ruhig schiebt sich die S-Klasse durch das Gewühl rund um das Mercedes-Werk, im Inneren ist kaum zu hören, wann der V6 den Dienst einstellt, und wann er beim Losfahren wieder anspringt. Nur die Grafik der Energieflussanzeige und der Drehzahlmesser informieren über den Betriebszustand. Technisch entspricht der neue Mercedes S 400 Hybrid übrigens im Wesentlichen seinem Vorgänger, die Leistung des Benziners stieg um ein paar PS, der CO2-Ausstoß fiel um ein paar Gramm pro Kilometer (S 400 W221: 279 PS, 186 g/km CO2). Zur Erinnerung: Der 27 PS starke Elektromotor ist platzsparend zwischen Motor und Getriebe im Wandlergehäuse versteckt, eine kompakte Lithium-Ionen-Batterie im Heck versorgt ihn mit Spannung. Verbessert zeigt sich die Abstimmung des Antriebs, die Übergänge sind weich und geschmeidig, die Rekuperationsbremse jetzt besser dosierbar.

3 Liter weniger als S 500

Autobahn A 81 nach Süden, Vollgas, die Boost-Funktion des E-Antriebs kaschiert die leichte Drehmomentschwäche des V6 und verbessert zudem dessen Laufkultur. Auf dem Bordrechner steigt der Durchschnittskonsum auf über zwölf Liter. Runter von der Autobahn, über die Alb zurück nach Stuttgart. Knapp zehn Liter stehen nach zügiger Landstraßenfahrt zu Buche, doch mehr werden es nicht. Obwohl der E-Motor den schweren Wagen öfter mal unterstützend aus den Kehren boostet. Erstaunlicher dabei noch die Agilität des Mercedes S 400 Hybrid, mit dem seitenneigungsarmen Airmatic-Fahrwerk und der feinfühligen Lenkung tanzt er förmlich durch die Kurven.

In der City sinkt der Konsum um die Acht-Liter-Marke. Einen Schnitt von 9,7 Litern errechnet die Testabteilung nach weiteren Fahrten, fast 3,5 Liter mehr als nach NEFZ-Norm. Dennoch nicht so übel für eine 250 km/h schnelle Zwei-Tonnen-Limousine mit Benziner. Zumal der Verbrauch bei zurückhaltender Fahrt rasch auf rund acht Liter sinkt. Der Mercedes S 500 mit 455 PS verbrauchte im Test genau drei Liter mehr. Die an der Tankstelle in 50-Cent-Münzen bezahlt im Übrigen etwa 70 Gramm schwer sind.

Vor- und Nachteile
Karosserie
Mercedes S 400 Hybrid
sehr gutes Raumangebot
exzellente Verarbeitung
gute Übersichtlichkeit
großer Kofferraum
umfangreiche Serienausstattung
sehr leise Windgeräusche
großer Wendekreis
hohes Gewicht
hohe Ladekante
wenig variabel
Fahrkomfort
sehr fein ansprechende Federung
sehr bequeme Sitze vorn und hinten
Bedienung zum Teil kompliziert und unlogisch
Antrieb
kultivierter Benzin-V6
geschmeidig schaltendes Getriebe
bei Volllast hoher Verbrauch
Fahreigenschaften
sehr agiles Einlenken
direkte Lenkung mit guter Rückmeldung
neutrales Eigenlenkverhalten
eingeschränkte Traktion
Sicherheit
sehr umfangreiche Sicherheitsausstattung
hervorragendes LED-Licht
Fahrerassistenz-Paket Plus sehr teuer
Umwelt
niedriger Normverbrauch
günstiger Testverbrauch
sehr leise Laufgeräusche
hohes Gewicht
beansprucht viel Verkehrsfläche
Kosten
gute Ausstattung
hohe Kaskoeinstufung
nur zwei Jahre Garantie

Fazit

Der Mercedes S 400 Hybrid ist eine trotz ihres hohen Gewichts erstaunlich agile Luxuslimousine, die mit ihrem kultivierten und sparsamen Antrieb und dem überaus komfortablen Luftfahrwerk Maßstäbe setzt.

Technische Daten
Mercedes S 400 Hybrid
Grundpreis87.168 €
Außenmaße5116 x 1899 x 1496 mm
Kofferraumvolumen510 l
Hubraum / Motor3498 cm³ / 6-Zylinder
Leistung245 kW / 333 PS bei 6500 U/min
Höchstgeschwindigkeit250 km/h
0-100 km/h6,5 s
Verbrauch6,3 l/100 km
Testverbrauch9,7 l/100 km