Nio EL7 im Test
Was kann der Elektro-Riese aus China?

Die Limousine ET7 ist schon da. Mit dem EL7 kommt jetzt ein mächtiger SUV mit gleicher Technik hinzu. Test.

Nio EL7
Foto: Hans-Dieter Seufert

Vierhundertachtzig Kilowatt (oder 653 PS) Leistung, 200 km/h Topspeed, 100-kWh-Energiespeicher und 2.440 Kilogramm Masse – kleiner hatten sie es wohl nicht im Hause Nio, sesshaft in Shanghai, wobei der fast fünf Meter lange EL7 beim staatlichen Autobauer JAC in Hefei vom Band rollt. Schon klar: Mit derartigen Nenndaten zielt Nio direkt ins Segment der oberklassigen SUV mit kraftvollen E-Maschinen und ordentlich Reichweite.

Kraft hat er, keine Frage. Vorne zieht ein permanenterregter Motor (180 kW), hinten drückt eine fremderregte Maschine mit 300 kW. Je nach Fahrmodus, fünf an der Zahl, reißt der E-Allradler Brocken aus dem Asphalt (nullhundert in vier Sekunden) oder trödelt leistungsreduziert über die Bahn (0–100 km/h laut Nio in rund acht Sekunden). Dabei hält sich der große SUV übrigens strikt an die Modus-Vorgabe, selbst per Kick-down gibt der EL7 dann kein einziges kW mehr frei. Im Komfortbetrieb mal eben einen Diesel-SUV fix überholen? Könnte schwierig werden. Sprich: Wer powern will, muss erst (via Touchscreen) auf "Sport" oder "Sport+" switchen – und dann ab dafür.

Der große E-Ratgeber

Der Energiehaushalt geht allerdings zügig zur Neige. Sportlich getrieben konsumiert der SUV schnell über 40 kWh. Im Testmittel ergibt sich ein Verbrauch von 33,4 kWh. Reichweite? Nur 299 Kilometer.

Und dann? Entweder den SUV zu einer der wenigen Nio-exklusiven Akkuwechselstationen steuern. Oder selbst laden. Und das dauert: 200 Kilometer reale Reichweite bedeuten rund 40 Minuten Pause. Genug Zeit, um sich intensiv mit dem touchbasierten Infotainment zu beschäftigen und ein paar Dinge einzurichten. Etwa die Bordcomputer-Daten auf den Fahrer-Screen holen. Regulär zeigt der Nio nur die Restreichweite auf Basis des WLTP-Werts an. Fragt sich nur: Wer braucht das?

Komplex und komfortabel

Auch mit oder über Nomi, den sprechenden Roboter in Form einer Kugel auf dem Armaturenbrett, kann man diskutieren. Teils unterstützend in der Bedienung, aber in der Routenplanung hilft sie kaum weiter. Lieber ruft Nomi den Fahrer zur Ordnung, nur weil er den hyperaktiven Spurhalter entmachten – oder gleich allen Systemen den Stecker ziehen – möchte. Ob Adaptivtempomat, Verkehrszeichenerkennung, Notbremsassistent – Irrungen und Wirrungen mangels ordentlicher Abstimmung sind hier im Preis mit drin.

Klasse dafür: der hohe Federungskomfort dank Luftfahrwerk und das hochwertige Interieur. Ein Mercedes oder BMW macht das kaum besser.

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Ja, die Technik ist genauso gut wie bei Handys aus China und als Konsument kann ich mir politische Entscheidungen nicht leisten.Sicher nicht. Ich möchte Staaten wie China wirtschaftlich nicht unterstützen und versuche Produkte aus solchen Ländern zu meiden.

Fazit

Schnell auf 100 km/h, gierig nach Energie, aber langsam an der Ladesäule – zu wenig im Luxus-Segment. Inakzeptabel: die Adaption der Assistenzsysteme. Aber: hoher Wohlfühlfaktor.

Technische Daten
Nio EL7 100 kWh
Grundpreis94.900 €
Außenmaße4912 x 1987 x 1720 mm
Kofferraumvolumen570 bis 1545 l
Höchstgeschwindigkeit200 km/h
0-100 km/h3,8 s
Verbrauch23,0 kWh/100 km
Testverbrauch33,7 kWh/100 km