Porsche 911 Turbo S mit Leichtbaupaket
Standardsprint in 2,1 s: Kann ein Turbo S das?

US-Medien nennen als Sprintzeit des Porsche 911 Turbo S mit Leichtbaupaket 2,1 Sekunden. Aber bringen 36 Kilo weniger Gewicht wirklich sieben Zehntel auf der Stoppuhr ein?

Porsche Turbo S Leichtbaupaket Beschleunigung
Foto: Porsche / Getty Images / Patrick Lang

Der aktuelle Porsche 911 Turbo S ist mit seinen 650 PS und Allradantrieb ein automobiles Katapult, keine Frage. Jeder, der schon mal das Glück hatte, die Launch-Control am eigenen Leib zu spüren, weiß, wie sich eine Umsortierung der inneren Organe anfühlt. Werksangabe: 2,8 Sekunden von null auf Hundert. Und das macht dieser Supersportler unbeeindruckt etliche Male hintereinander – ehrlich, wir haben das zelebrie... äh.. getestet. Und dann kommen die US-Kollegen von Car and Driver daher und vermelden eine Sprintzeit von 2,1 Sekunden. Als Grund für die gesteigerte Raketentstart-Performance geben die Tester das optionale Leichtbau-Paket an. Und wir fragen uns: Kann das wirklich sein?

Unsere Highlights
Porsche Turbo S Leichtbaupaket Beschleunigung
Porsche
Für knapp 10.000 Euro können Turbo-S-Kunden das Leichtbaupaket einbuchen.

Zunächst mal die harten Fakten. Für knapp 10.000 Euro Aufpreis verbaut Porsche im stärksten Elfer ein Paket bestehend aus Vollschalensitzen, Sportabgasanlage, Tieferlegung um 10 Millimeter und dünnerem Glas. Gleichzeitig verstauen die Zuffenhausener weniger Dämmmaterial im Turbo S und schälen dem Krawallbruder so rund 36 Kilo von den Rippen. Jetzt wissen wir natürlich, dass echte Performance im Wechselspiel von Kraft und Masse entsteht und Leichtbau durchaus eine wichtige Rolle spielt. Aber sieben Zehntel kamen uns dann doch recht viel vor bei vergleichsweise wenig eingespartem Gewicht. Schließlich bringt der Turbo S auch in dieser Konfiguration noch mehr als 1.700 Kilo auf die Waage.

Porsche sagt: Ja, das geht

Also haben wir mal höflich bei Porsche nachgefragt, wie das denn bitte sein kann. Und was sagt uns der Sprecher? "Klar, so ein Sprintwert ist schon möglich." Das wirft wiederum die Frage auf, warum Porsche selbst überall 2,8 Sekunden angibt und nicht den schmeichelhafteren Wert nennt, der selbst ausgewachsene Hypercars erblassen lässt. Die Antwort versteckt sich, wie Sie vielleicht schon vermutet haben, in der Messmethode der Amerikaner. Zunächst ermitteln die Kollegen nämlich keinen Sprint von null auf 100 km/h, sondern von null auf 60 mph, was etwa 96 km/h entspricht. "Das kann schonmal gut zwei Zehntel ausmachen", verrät uns der Porsche-Sprecher. Außerdem werde die Messung immer mit leerem Tank und ohne Beifahrer gemacht. Insgesamt spare man so, verglichen mit dem hiesigen Prozedere, gut und gerne 160 Kilo. Die Tatsache, dass die US-Tester zusätzlich noch perfekte Laborbedingungen für Außen-, Reifen- und Öltemperatur schaffen, tut ihr Übriges.

Porsche 911 Turbo S, Leistungsmessung
Hans-Dieter Seufert
Unsere Messungen im Test bestätigen die Werksangabe: Nach 2,8 Sekunden erreicht der 911 Turbo S 100 km/h. Und das wieder und wieder und wieder.

Natürlich könnte man jetzt sagen, dass diese Messmethode einen präziseren Aufschluss darüber gibt, wozu eine Maschine wie der 911 Turbo S tatsächlich in der Lage ist. Allerdings haben solche idealisierten Werte im automobilen Alltag absolut keine Aussagekraft. Warum also aufzeigen, was der Privatbesitzer nie erreichen kann? Denn glauben Sie uns: Nach 2,8 Sekunden ist am Steuer dieses Autos jeder Fahrer mit sicherer Hand und starkem Magen auf 100 km/h. Sieben hypothetische Zehntel haben Sie da mit Sicherheit schnell vergessen.

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Fazit

Dass der Porsche 911 Turbo S schnell ist, wissen wir. Aber die Messung der US-Kollegen hat uns dann doch stutzig gemacht. 2,1 Sekunden für den Standardsprint? Nach Rückfrage bei Porsche wissen wir: Das gelingt nur unter Idealbedingungen und hat mit dem echten Alltag nichts zu tun.

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