Vergleich der Testsieger
Wer ist Meister aller Klassen?

Sie sind alle Sieger und haben in Vergleichstests überragend viele Gesamtpunkte geholt. Jetzt treten sie gegeneinander an, und wir ermitteln den Besten der Besten in fünf Kategorien.

Testsieger, Gruppenbild
Foto: Hans-Dieter Seufert

Was wir hier versammelt haben, ist eine Parade der Mehrkampfstars. Jeder der neun Wagen aus der Kompakt-, Mittel- und oberen Mittelklasse setzte bei Vergleichstests mit einer besonders ausgewogenen Leistung in den letzten drei Jahren Maßstäbe. Wenn die glorreichen Neun dachten, sie könnten sich jetzt gemütlich aufs Altenteil setzen, so haben sie nun die große Ehre, mit ihrer Testleistung nochmals in den Punktering zu steigen.

Gesucht wird das beste Allround-Auto aller Klassen. Dafür hat auto motor und sport die sonst in vielen Punkten klassenabhängige Bewertung auf eine absolute Skala umgerechnet. Die Excel-Tabellen haben dafür fast geglüht, aber nur so können alle neun fair miteinander verglichen werden.

Doch wir wollten nicht nur wissen, wer der Beste der Besten ist, sondern wie sich die Kandidaten in den fünf besonders praxisrelevanten Kategorien Fahrspaß, Platzangebot, Stadtverkehr, Reisetauglichkeit und Kosten schlagen. Diese berechnen sich direkt aus den üblichen, aber dieses Mal neu gewichteten Vergleichstestpunkten.

So spielen für die Reisetauglichkeit nicht nur die Größe des Innenraums, die Innengeräusche und die Qualität der Federung eine Rolle, sondern auch, wie gut das Licht ist und wieviel Kilometer sich ohne Tankstopp bewältigen lassen.

In der Kategorie Stadtverkehr haben wir zudem zwei neue Kriterien – Außenabmessungen und Stadtassistenz – eingeführt. Denn nichts ist beim City-Gewusel und Parkplatzfinden wichtiger als möglichst kleine Abmessungen. Moderne Notbremssysteme und umfangreiche Parkhilfen sorgen außerdem für rempelfreie Fahrt.

Das Ergebnis des großen Vergleichs ist verblüffend: Jede Einzelkategorie wird von einem anderen Auto gewonnen, und bei der reinen Eigenschaftswertung geht es sogar richtig knapp zu. Mitnichten muss der Teuerste immer der Beste sein, wie die abschließende Gesamtwertung mit der Berücksichtigung der Kosten deutlich zeigt. Los geht‘s mit dem harten Punkteduell der Vergleichstest-Könige.
 

Beim Fahrspaß dominiert der Audi A6 3.0 TDI

Ein Halleluja den edlen Ölbrennern: Die ersten drei Plätze gehören Sechszylinder-Turbodiesel-Modellen. Keine andere Motorgattung vereint über das Gaspedal spürbare Kraft und Effizienz so sehr wie diese Sixpacks. Wobei besonders der zweitplatzierte BMW 330d Touring mit noch mal besserem Ansprechverhalten und dynamisch grummelndem Dieselklang hervorsticht: ein Traummotor. Leichtfüßiger und präziser dirigierbar als der bayerische Kombi wirbelt zudem keiner über verschlungene Landstraßen.

Dass es am Schluss nicht ganz gegen den Audi A6 reicht, liegt an der exzellenten Bremsleistung des Ingolstädter Business-Liners und dessen kompromissloserer Eignung für alle Witterungsbedingungen: Sein torsenbewährter Allradantrieb wetzt mühelos durch Nässe und Schnee, wenn der BMW schon hilflos mit den Hinterrädern scharrt.

Überraschend gut platzieren sich auch der BMW X3 und der VW Golf auf den weiteren Plätzen. Das quirlige Handling des X3 lässt auch SUV-Gegner grübeln. Der Golf verweist mit den besten Bremswerten im Vergleich sogar die motorisch stärkeren BMW 520d Touring, Mercedes ML und Audi Q3 auf die Plätze.

Der Ford Focus steht mit seinem 1,6-Liter-Ecoboost-Motor der Drehmoment-Übermacht der Dieselfraktion etwas hilflos entgegen, holt sich aber beim Handling einen Achtungserfolg: In der Einzelwertung belegt er hier Platz zwei hinter dem 3er Touring. Dass er sich nicht vor den ausgewogen agierenden Passat schieben kann, liegt an dessen überzeugendem Doppelkupplungsgetriebe.

Fahrspaß-Fazit

Im Reich der punktbesten Testsieger regieren die Sechszylinder-Turbodieselmodelle mit ihrem gewaltigen Durchzugsvermögen das Feld.

Mit ihrem üppigen Raumangebot, hohem Komfort und wuchtigen Sechszylinder-Dieselmotoren liegen Mercedes ML und Audi A6 in der reinen Eigenschaftswertung vorn. Die Überraschung ist jedoch schon hier der ausgewogene und handliche VW Golf, der seinen großen Bruder Passat schlägt und nur einen Punkt hinter dem BMW 330d Touring landet – und das, obwohl die Kosten noch gar keine Rolle spielen. Werden Anschaffungspreis und Spritverbrauch hinzugerechnet, zieht der Golf an der gesamten Konkurrenz vorbei und setzt sich vor dem komfortablen und geräumigen BMW 520d Touring an die Spitze. Mit seinem spar-samen Vierzylinder-Diesel kann der große BMW Kombi im Kostenkapitel ebenfalls kräftig punkten. Von den drei SUV Audi Q3, BMW X3 und Mercedes ML landet hingegen keiner im vorderen Bereich. Der Preisaufschlag für hohes Sitzen bringt ihnen kein nennenswertes Punkteplus.
 

Beim Platzangebot kommt keiner am Mercedes ML vorbei

Dürfen wir vorstellen: Mercedes ML, seines Zeichens souveränster Sieger aller Einzelkategorien. Mit 62 von 80 möglichen Punkten holt er sich beim Thema Platz die Meisterschale mit elf Zählern Vorsprung. Schließlich verwöhnt er seine Mitfahrer mit einem üppigen Raumangebot auf allen fünf Plätzen und fordert wenig Kompromisse beim Gepäck: Mit 690 bis 2.010 Liter Ladevolumen und einer Zuladung von über 770 Kilogramm steckt er weit mehr weg als die anderen und deklassiert damit sogar den alles andere als eng geschnittenen Mittelklasse-Kombi BMW 520d Touring.

Der macht dafür mit seiner höheren Funktionalität Boden gut. Seine separat zu öffnende Heckscheibe erlaubt müheloses Verstauen von Kleinkram, zudem schluckt das gestreckte Heckabteil bei umgeklappter Rückbank die längeren Gepäckstücke, die sich über die niedrige Ladekante leichter verstauen lassen als im hohen SUV.

Wem es hauptsächlich ums Transportieren geht, der fährt auch mit dem wesentlich günstigeren Ford Focus Turnier gut, der sich mit seiner geräumigen und funktionalen Karosserie im Kreis der teureren Konkurrenz einen Platz im Mittelfeld erkämpft. Und damit sogar den BMW 330d Touring abhängt. Obwohl er optisch auf Anhieb kaum vom 5er zu unterscheiden ist, enttäuscht der kleinere Kombi beim Transport. Vor allem die geringe Zuladung von gerade einmal 399 Kilo verhindert seine Verwendung als Lastesel. Mit fünf Passagieren à 80 Kilo ist seine Ladetauglichkeit nämlich schon überschritten.
Selbst Schlusslicht VW Golf schluckt da schwereres Gepäck, zudem sitzen seine Passagiere ähnlich großzügig. Mit seinen Kompakt-Kollegen Audi Q3 und Ford Focus gebührt dem Golf damit bereits das Prädikat vollwertiges Auto. Wo viele Kompaktwagen-Innenräume mit Ellbogen-, Kopf- oder Kniefreiheit knausern, überstehen Erwachsene in Golf & Co. selbst längere Strecken problemlos.

Platzangebot-Fazit

Ob Innenmaße, Kofferraum oder Zuladung: In puncto Platz kann keiner dem üppigen und robusten ML das Wasser reichen.

Im Stadtverkehr hat der VW Golf die Nase vorn

Dies wäre das Kapitel des Smart gewesen. Mit seinen Winz-Abmessungen, ebensolchem Wendekreis und guter Übersicht fährt er innerorts Kreise um sperrige Kombis und SUV. In den übrigen Kapiteln wäre er jedoch chancenlos – als Extremist fällt er im Kampf um das beste Universalkonzept ebenso aus wie Sportwagen, die beim Fahrspaß kräftig punkten.

Von unseren Allroundern liegt der kompakte VW Golf klar an der Spitze. Sein Abstand auf die zweitplatzierten und ebenfalls noch handlichen Audi Q3 und VW Passat fällt mit sieben Punkten größer aus als deren Differenz zu den Schlusslichtern BMW X3 und Mercedes ML (sechs Punkte). Denn mit seinen 4,25 Meter Länge ist der Golf noch ausreichend handlich, bietet eine für heutige Maßstäbe problemlose Übersichtlichkeit und lässt sich gegen Aufpreis mit jeder Menge elektronische Helfer ausrüsten.

So ist der Golf sowohl mit einem Parklenkassistenten zu haben, der ihn selbstständig in enge Lücken quer und längs zur Fahrtrichtung kurbelt, als auch mit einer Rückfahrkamera, die zentimetergenaues Rangieren auf engstem Raum gestattet. Zudem springt sein City-Notbremsassistent bei Unachtsamkeiten in die Bresche. Ähnlich viele Assistenzsysteme für die Stadt bieten sonst nur VW Passat und Audi A6. Der Wendekreis des Golf fällt jedoch mit gut elf Metern nicht kleiner aus als beim großen Bruder Passat oder dem ebenfalls üppigeren BMW 3er.

Selbst ein Dickschiff wie der Mercedes ML braucht mit 11,9 Metern gar nicht mal so viel mehr Platz zum Wenden und liegt hier sogar vor Kompaktklässlern wie dem Volvo V40 (12,40 Meter). Damit sind die Vorteile des ML in der Stadt jedoch bereits aufgezählt. 4,80 Meter Länge und vor allem die Breite von 1,93 Meter lassen verwinkelte Gässchen mit viel Gegenverkehr oder enge Parkhäuser zur Tortur werden. Was in der Stadt sonst noch auffällt: Trotz 4,90 Meter Länge schiebt sich der BMW 5er Touring vor den kürzeren X3. Dem SUV macht zum einen seine üppige Breite zu schaffen, zum anderen lässt er sich speziell nach schräg hinten nur schlecht überblicken.

Stadtverkehr-Fazit

Abmessungen, Rundumsicht, Assistenzsysteme: Auch wenn sein Wendekreis nicht unter dem größerer Autos liegt, gewinnt der Golf das Stadtkapitel souverän.

Reisetauglichkeit ist das Metier des BMW 520d Touring

Da reiben sich Vorurteils-Pfleger verwundert die Augen: Der BMW 520d Touring gewinnt die Reisetauglichkeits-Wertung und widerlegt alle, die behaupten, BMW wäre nur was für sportliche Fahrer. Der große Kombi gleitet mit seinen 17-Zoll-Rädern so entspannt wie kaum ein anderes Auto über gepflegte wie frostnarbige Straßen. Das exzellente Licht und die hohe Reichweite von fast 900 Kilometern (70-Liter-Tank) gleichen aus, dass das Geräuschniveau des knurrigen Vierzylinder-Diesels nicht sehr niedrig liegt.

Mit seiner leisen Art wäre der Mercedes ML 350 dem BMW daher fast gefährlich geworden: Bei 80 km/h säuselt er fünf Dezibel leiser. Doch die große Stirnfläche des schweren SUV hebt den Verbrauch und senkt die Reichweite, zudem rumpelt er mit seinen 19-Zoll-Rädern für einen Mercedes rustikal über schlechte Wege.

So spürt er im Heck schon die Bixenon-Scheinwerfer des Audi A6 und des VW Passat. Letzterer begeistert mit einer Reichweite von über 1.000 km und tollem Komfort besonders Vielfahrer. Jedoch kann der Wolfsburger Mittelklasse-Star, was die Laufkultur und das Raumangebot betrifft, nicht mit seinem Ingolstädter Konzernbruder mithalten.

Überraschend gut schlägt sich wieder der BMW X3 und bestätigt damit die Komfort-Kompetenz. Bei den Modellen mit den kompakteren Innenabmessungen führt der Golf das Feld an. Er federt in der Version mit Multilenker-Hinterachse sehr überzeugend. Dem ebenso komfortablen 3er Touring fehlt es an hoher Reichweite, und der Audi Q3 wirkt vor allem für Fond-Passagiere doch reichlich beengt. Der Focus Turnier landet in dieser Kategorie auf dem letzten Platz. Jedoch nicht, weil Reisen mit ihm zur Qual würde, sondern weil die Konkurrenz einfach so stark ist.

Reisetauglichkeit-Fazit

Größe läuft – in diesem Kapitel siegen die großen schweren Wagen. Dass der Fünfer am Ende vor dem Mercedes ML liegt, ist eine kleine Überraschung.

VW Golf und Ford Focus teilen sich Sieg im Kostenkapitel

Je kleiner das Auto, desto geringer die Kosten – keine besonders überraschende Erkenntnis. Auffällig hingegen, wie wenig selbst klassenübergreifend der Verbrauch im Vergleich zum Kaufpreis ins Gewicht fällt.

Auf 100.000 Kilometer gerechnet genehmigt sich ein Ford Focus Turnier Benzin im Wert von 13.920 Euro. Ein VW Passat Blue TDI, der rund zwei Liter/100 km genügsamer fährt und dazu noch günstigen Diesel tankt, spart auf dieselbe Distanz zwar 4.260 Euro, kostet in der Anschaffung jedoch rund 11.000 Euro mehr. Selbst ein Mercedes ML 350 Bluetec verliert über seine Tankrechnung nur sechs Punkte auf Sparmeister Golf 2.0 TDI, bei der Anschaffung sind es jedoch gewaltige 25 Punkte.

Ebenso fällt auf, dass ein kleinerer Motor den Verbrauchsnachteil des größeren Autos wettmachen kann. Ein BMW 520d Touring schluckt mit seinem 184 PS starken Vierzylinder-Diesel ähnlich viel Sprit wie der kleine Bruder 330d Touring mit dem kultivierten 258-PS-Sechszylinder. 120 Kilo weniger Ballast und die etwas kleinere Stirnfläche gleichen die höhere innermotorische Reibung aus.

Kosten-Fazit

Trotz höherer Spritkosten holt der beim Kauf günstige Ford Focus Turnier Ecoboost zusammen mit dem VW Golf TDI den Sieg im Kostenkapitel.

Gesamtwertung: Focus und Golf teilen sich den Sieg

Mit ihrem üppigen Raumangebot, hohem Komfort und wuchtigen Sechszylinder-Dieselmotoren liegen Mercedes ML und Audi A6 in der reinen Eigenschaftswertung vorn. Die Überraschung ist jedoch schon hier der ausgewogene und handliche VW Golf, der seinen großen Bruder Passat schlägt und nur einen Punkt hinter dem BMW 330d Touring landet – und das, obwohl die Kosten noch gar keine Rolle spielen.

Werden Anschaffungspreis und Spritverbrauch hinzugerechnet, zieht der Golf an der gesamten Konkurrenz vorbei und setzt sich vor dem komfortablen und geräumigen BMW 520d Touring an die Spitze. Mit seinem sparsamen Vierzylinder-Diesel kann der große BMW Kombi im Kostenkapitel ebenfalls kräftig punkten. Von den drei SUV Audi Q3, BMW X3 und Mercedes ML landet hingegen keiner im vorderen Bereich. Der Preisaufschlag für hohes Sitzen bringt ihnen kein nennenswertes Punkteplus.

Gesamtfazit

Was viele Autofahrer schon lange geahnt haben, bestätigt der Vergleich der Testsieger: Ein Kompakter bietet den besten Kompromiss aus Platzangebot, Handlichkeit, Fahrspaß und Kosten. Wenn er dann noch so gut gemacht ist wie der neue VW Golf, fällt das Ergebnis klar aus – so klar wie in der deutschen Zulassungsstatistik, die der Golf seit Jahrzehnten mit wenigen Ausnahmen souverän anführt.