GMC Syclone von Specialty Vehicle Engineering
Böser Pickup mit 760 PS

Ab Werk kommen die Pritschenwagen von GMC eher brav daher. Specialty Vehicle Engineering ändert das drastisch – vor allem bezogen auf die Motorleistung.

06/2020, 2021 SVE GMC Syclone 750 HP
Foto: Specialty Vehicle Engineering

Ed Hamburger, dem Firmenchef von Specialty Vehicle Engineering (SVE), scheint das Wohlbefinden seiner Kundschaft eine Herzensangelegenheit zu sein. Nicht umsonst versieht er die Titelseite der Broschüre über sein Modell mit der kryptischen Bezeichnung 2021 750HP V8 AWD Syclone mit folgendem Hinweis: "Dieses Fahrzeug produziert übermäßige Mengen von Pferdestärken. Pferdestärken machen süchtig und können Herzklopfen, Gefühle von Heiterkeit und Euphorie verursachen."

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Vorbild aus den frühen Neunzigern

In den meisten Fällen dürfte Mr. Hamburgers Sorge jedoch unbegründet sein. Wer sich für einen SVE Syclone interessiert, sollte nur zu gut wissen, worauf er sich einlässt. Schließlich genügt schon die Modellbezeichnung als Einordnung: Der GMC Syclone war in den frühen Neunzigern einer der ersten echten Sport-Pickups. Sein turbogeladener 4,3-Liter-V6 leistete 284 PS und beschleunigte den schnellen Lademeister in 4,7 Sekunden von Null auf Hundert. Damit war er flott genug, um beim Indy 500 als Pacecar eingesetzt zu werden.

GMC Syclone
Dino Eisele
Das Original: GMC Syclone aus den frühen Neunzigerjahren.

In zwei Jahren wurden insgesamt gut 5.000 Syclone-Exemplare hergestellt. Nun legt SVE also nach: Die Amerikaner verwandeln den eher schnöden GMC Canyon mit zweitürigem verlängerten Fahrerhaus und kurzer Ladefläche in einen Sport-Pickup, der durchaus Erinnerungen an das fast 30 Jahre alte Original weckt. Dabei fahren sie zweigleisig: Den Syclone gibt es nämlich sowohl in einer 461 PS starken Version mit aufgepumpten V6-Benziner als auch in einer Variante mit 760 PS.

V8-Transplantation aus dem größeren GMC Sierra

Letztere ist völlig neu und erhält ein Kompressor-Upgrade, das nicht nur zu besagtem Leistungswert, sondern auch zu einem maximalen Drehmoment von 813 Newtonmetern führt. Aber SVE schnallt nicht einfach nur einen Kompressor auf einen Motor. Nein, Ed Hamburgers Truppe nimmt eine komplette Herztransplantation vor und bringt den 5,3-Liter-V8 aus dem größeren GMC Sierra im ab Werk maximal V6-befeuerten Canyon unter. Und optimiert das neue Triebwerk noch nach allen Regeln der Tuning-Kunst. Es gibt eine neue geschmiedete Kurbelwelle, einen optimierten Zylinderkopf, bessere Kolben und Pleuel, ein modifiziertes Kraftstoffsystem, neue Einspritzdüsen und einen Luft-zu-Wasser-Ladeluftkühler.

Abgasseitig schließen recht durchlässige Sportkatalysatoren und eine hausgemachte Edelstahl-Abgasanlage an das Triebwerk an. Bestmögliche Abgasreinigung scheint dabei nicht im Zentrum aller Bemühungen gestanden zu haben: Im in dieser Hinsicht streng regulierten Bundesstaat Kalifornien ist der 2021er 750HP V8 AWD Syclone jedenfalls nicht zulassungsfähig. Dabei dürfte er auch auf den dortigen Drag Strips und kurvigen Bergstraßen eine gute Figur machen. Schließlich verfügt der böse Pickup über Allradantrieb, der die Antriebskraft standardmäßig im Verhältnis von 68 zu 32 Prozent zugunsten der Hinterachse verteilt, aber auch bis zu 100 Prozent auf das traktionsstärkste Rad übertragen kann. Das achtstufige Automatik-Getriebe präsentiert sich samt Drehmomentwandler in verstärkter Form.

06/2020, 2021 SVE GMC Syclone 750 HP
Specialty Vehicle Engineering
Die Neuauflage: 2021 750HP V8 AWD Syclone aus dem Hause SVE.

Neues Fahrwerk, böser Look

Die massive Leistungssteigerung geht einher mit einem Umbau des Bremssystems, das dem SVE Syclone 345 Millimeter große und geschlitzte Bremsscheiben sowie Sechs-Kolben-Sättel an der Vorderachse beschert. Ein Sportfahrwerk mit neuen Dämpfern legt die Canyon-Karosserie vorne um 51 sowie hinten um satte 127 Millimeter tiefer. Selbstverständlich zeigt sich das Fahrwerk im Vergleich zum Serien-Pickup rundum versteift. Dabei spielen die nachgerüsteten Stabilisatoren eine wichtige Rolle, und auch die neuen Antriebswellen helfen, die Power auf die Straße zu übertragen. Die 10 x 20 Zoll großen Sechsspeichen-Felgen tragen ringsum Michelin Pilot Sport 4-Reifen der Dimension 285/45 R20.

Mit optischen Änderungen hält sich Specialty Vehicle Engineering dagegen zurück. Das heißt aber nicht, dass in dieser Hinsicht gar nichts passiert. So spendiert SVE einen Motorhauben-Aufsatz, der an den Seiten über die Leistung des Syclone informiert. Den Kühlergrill lackieren die Leistungsfetischisten aus Toms River, New Jersey, auf Wunsch schwarz. Neue Stoßstangen, Schwellerleisten und Syclone-Schriftzüge, die teils in kreischendem Rot erstrahlen, müssen ansonsten als Warnhinweise Richtung Betrachter genügen. Innen gibt es Lederbezüge für die Sitze, die mit mehrfarbigen Ziernähten und Stickereien in den Kopfstützen kontrastieren, sowie Fußmatten und Plaketten am Armaturenbrett.

Letztere informieren über die Seriennummer. SVE wird maximal 50 Exemplare seines 760 PS starken Syclones bauen. Auf die Art wird ein Arbeitstier ganz einfach zum Sammlerstück.

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Fazit

80.000 Dollar (umgerechnet etwa 71.000 Euro) verlangt SVE für die 760-PS-Version des Syclone. Bedenkt man, dass das Basisauto noch on top kommt, ist dies eine Summe, die bei Vielen ebenfalls Herzklopfen verursachen dürfte – aber auch Heiterkeit und Euphorie?