PPH-Golf R600
Dieser Golf schafft Tempo 310

Der Hamburger Tuner PPH Motoring bietet einen Audi RS3 im Golf-Pelz an. Mit 600 PS stellt die GTI-Treffen-Neuheit selbst offizielle VW-Studien in den Schatten.

Golf R600
Foto: Markus Stier

Wer sollte sich mit Tieferlegen besser auskennen als Marko Börner? Der 28-Jährige ist Tunnelbauer. Aber auch als solcher will man zuweilen hoch hinaus. Zur Zeit gräbt er sich für Pumpspeicherkraftwerke durch Schweizer Berge. Hochfliegende Pläne hatte der GTI-Fan auch mit seinem Golf 6. Der Viertürer in Schwarz-Metallic wanderte nach dem Kauf ruckzuck ins Allgäu, wo ihm ein Chip implantiert wurde, mit dem erst mal solide 320 PS auf der Anzeige des Rollenprüfstands realisiert wurden.

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Doch man gewöhnt sich an Genüsse ja leider sehr schnell und muss dann die Dosis steigern. Fatalerweise hatte Tuner PPH Motoring aus Lütjensee bei Hamburg ein Umrüstprogramm für Gölfe ins Leben gerufen, in denen er den kompletten Antriebsstrang eines Audi RS3 Quattro unterbringt. Den 4-Motion-Antrieb gibt es im Golf auch so schon, bliebt nur den Audi-Fünfzylinder samt 7-Gang-DSG-Geriebe im VW unterzubringen. Der Reihenmotor selbst ist nicht das Problem, vor allem die Peripherie ist knifflig, zum Beispiel die Unterbringung des Ladeluftkühlers. "Der Golf hat ja eine komplett andere Front", sagt Cheftuner Ole Ebner.

R600-Umbau zu 600-PS-Golf ab 25.000 Euro

Der Mann aus dem Norden schafft aber nicht nur Platz im Motorraum, sondern auch im Motor selbst. Die maximale Ausbaustufe, die er anzubieten hat, stemmt dank größerem Lader und modifiziertem Steuergerät 600 PS auf die Kurbelwelle, und so heißt er offiziell auch Golf R600. Ebner hat mit der Methode einst schon Deutschlands stärksten RS3 auf die Räder gestellt, jetzt kann der Golf das gleiche. Zunächst fahndet der Tuner nach geeigneten Unfall-Audis zum Ausweiden, dann kann ab 25.000 Euro für den Kit das Implantieren des Quattro mitsamt röhrendem Fünfzylinder beginnen.

Das Projekt schließt eine offene Wunde. Mit den Golf-Modellreihen fünf und sechs wurde der VR6 eingestampft, aus Wolfsburg kommen seitdem nur noch Vierzylinder. "Das hier im R600 ist ein echter Männer-Motor", sagt Ebner. Und damit die fünf Zylinder ordentlich zur Geltung kommen, hat er selbst eine Sportauspuffanlage mit 75-Millimeter-Klappe entwickelt.

Mit Hilfe eines Elektronikpartners hat Ebner Monate an ABS- und ESP-Steuerung gearbeitet und schwört, dass alles prima funktioniert. Aber sicher ist sicher. Den Topspeed hat er auf 310 km/h abriegeln lassen. Dabei hatte der RS3 auch schon 330 Sachen geschafft. Aber was ja viel mehr interessiert als Topspeed ist Beschleunigung. "Je nach Wetter schaffen wir mit dem R600 die null auf 100 in 3,2 bis 3,9 Sekunden", schwört Ebner.

Golf R600 mit Bremsen aus Audi RS6 und R8

Ohne die großflächigen PPH-Aufkleber, die der stolze Eigner auf den Flanken spazieren fährt, weisen nur die Räder auf die massive Aufrüstung des Golf hin. Die 235 Millimeter breiten 19-Zöller mit 35 Millimeter flachen Flanken geben den Blick frei auf gewaltige Keramik-Bremsen. Die vorderen stammen aus dem Audi RS6, die hinteren aus dem R8.

Die geweiteten und frisch lackierten Kotflügel des Golf R600 sind als letztes fertig geworden. "Mittwochnacht habe ich ihn in Hamburg abgeholt, Donnerstagnacht bin ich aufgebrochen", sagt Marko Börner. Er hat selbst fleißig mitgeschraubt. Als Tunnelbauer schafft man sieben Tage am Stück, dann hat man sieben Tage frei, um sich beispielsweise in einen GTI-Motorraum zu vertiefen.

Zweier-Golf mit 650 PS als Zweitwagen

Es ist noch ein bisschen was zu tun. Die gesteppten Ledersitze sind schon drin, aber auch der Rest des Interieurs soll in schwarzes Leder mit roten Nähten gekleidet werden. Dazu gibt es in der finalen Ausbaustufe demnächst noch die neuen Tojo-Semislicks auf extraleichten, geschmiedeten OZ-Alurädern. Ansonsten ist an Optik weder innen noch außen mehr geplant. Der schwarze Quattro-Golf soll ein Monument des Understatements werden. Von der aufwändigen Technik kündet beim R600 ohne Blick unter die Motorhaube nur die Ganganzeige, wenn die sieben aufleuchtet. Der Kenner weiß, dass der gewöhnliche Golf beim DSG-Getriebe nur auf sechs Fahrstufen kommt.

Und, wie ist der Umgang mit brachialen 600 PS? "Och", sagt Börner, "daran bin ich schon gewöhnt. Ich habe noch einen Zweier-Golf mit 650 PS." Moment, das ist jetzt schwer verständlich. Warum der Rückschritt mit dem R600? "Es kommt ja auch auf die ganze Abstimmung an. Ich kenne viele starke Autos, aber das hier ist das beste, das ich je gefahren bin." Ja, aber bei der Leistung, hat man da keine Sorge um die Haltbarkeit? Börner winkt ab: "Kaum. Ich fahre ja viel in der Schweiz."