ACEA Untersuchung zu E-Auto Ladepunkten
Brisante Studie: 6,5 Millionen Ladesäulen fehlen

Der Automobilverband ACEA hat die Situation der E-Auto-Ladepunkte untersucht. Brisantes Ergebnis: Große Teile der EU hinken völlig hinterher, während die Hälfte der Ladesäulen in gerade einmal zwei Ländern steht.

VW ID.3 an der Schnellladesäule von Ionity
Foto: Volkswagen

Nach dem Willen der EU-Komission sollen ab 2035 in der gesamten Union nur noch Elektroautos neu zugelassen werden dürfen. Bereits auf dem Weg zu diesem Ziel wird die Zahl der E-Auto-Neuzulassungen kontinuierlich steigen. Doch in großen Teilen der Europäischen Union fehlt für einen Hochlauf der Elektromobilität die Infrastruktur, es gibt schlicht viel zu wenige Ladesäulen.

Europa Elektroauto Ladepunkte Übersicht ACEA
ACEA
Rote Zonen: Große Teile der EU hinken beim Ausbau der Lade-Infrastruktur weit hinterher.
Neue Mobilität im Alltag

Zu diesem brisanten Ergebnis kommt eine Untersuchung des ACEA (Association des Constructeurs Européens d'Automobiles, der Europäische Automobilherstellerverband). Bei der Analyse der EU-weit vorhandenen Ladepunkte für Elektroautos stellte sich heraus, dass rund 50 Prozent davon in nur zwei Ländern zu finden sind. Und nicht etwa Deutschland steht hier an der Spitze, sondern die Niederlande mit fast 30 Prozent der ingesamt in der EU verfügbaren Ladepunkte. Deutschland kommt in dieser Betrachtung auf den zweiten Platz mit 19,4 Prozent aller EU-Ladepunkte. Diese beiden Länder machen weniger als zehn Prozent der gesamten EU-Fläche aus. Das bedeutet: Die andere Hälfte aller Ladestationen ist über die übrigen 25 Länder verstreut, welche 90 Prozent der EU-Fläche abdecken.

Schnellladepark Seed & Greet am Kreuz Hilden
Tesvolt
Ausnahmeerscheinung: Der Seed&Greet-Ladepark in Hilden. Hier finden sich mehr Ladepunkte als in ganz Zypern.

Ganz Zypern hat nur 57 Ladepunkte

Der Abstand zwischen den Ländern an der Spitze und am Ende der Rangliste ist dabei enorm. In den Niederlanden – dem Land mit der größten Infrastruktur – gibt es fast 1.600 Mal mehr Ladepunkte als in dem Land mit der geringsten Infrastruktur (Zypern mit nur 57 Ladepunkten). Tatsächlich haben die Niederländer alleine so viele Ladepunkte wie 23 Mitgliedstaaten zusammen. Bei der Verteilung der Infrastruktur gibt es außerdem eine klare Trennung zwischen den mittel- und osteuropäischen Ländern auf der einen und den westeuropäischen Ländern auf der anderen Seite. So verfügt beispielsweise ein großes Land wie Rumänien – etwa sechsmal so groß wie die Niederlande – nur über 0,4 % aller Ladepunkte in der EU.

Die meisten Ladesäulen stehen nicht in Deutschland

Die fünf Länder mit den wenigsten Ladepunkten sind demnach Lettland (420), Estland (385), Litauen (207), Malta (98) und wie erwähnt Zypern auf dem letzten Platz mit gerade einmal 57 öffentlichen Ladepunkten. Weit hinten landen außerdem südosteuropäische Länder wie die Slowakei, Slowenien und Griechenland.

Obwohl die Zahl der Ladepunkte in der EU in den letzten fünf Jahren stark zugenommen hat, so der ACEA, bleibt die Gesamtzahl (307.000) weit hinter dem Bedarf zurück. Wie dramatisch der Mehrbedarf tatsächlich ist, rechnet der ACEA auch vor: Um die vorgeschlagene Reduktion des CO2-Ausstoßes im Autoverkehr bis 2030 um 55 Prozent zu erreichen, müssten bis dahin rund 6,8 Millionen Ladepunkte EU-weit zur Verfügung stehen, und das natürlich erheblich ausgewogener verteilt als zum heutigen Zeitpunkt. Das bedeutet eine Steigerung um mehr als das 22fache in gerade einmal acht Jahren.

In acht Jahren Ausbau auf 6,8 Millionen Ladepunkte

"Während einige Länder bei der Einführung der Infrastruktur vorpreschen, hinkt die Mehrheit hinterher", erklärt dazu der Generaldirektor des ACEA, Eric-Mark Huitema. "Die krassen Unterschiede zeigen, dass wir starke AFIR-Ziele brauchen, die in allen EU-Mitgliedstaaten harmonisiert sind. Wir fordern die politischen Entscheidungsträger auf, AFIR zu stärken, damit es das Ziel erreichen kann, ein dichtes europäisches Netz von Ladestationen aufzubauen, das sich von Norden bis Süden und von Osten bis Westen erstreckt."

AFIR steht dabei für "Alternative Fuels Infrastructure Regulation", übersetzt Verordnung über die Infrastruktur für alternative Kraftstoffe. Diese EU-Verordnung aus dem Juli 2021 soll den Aufbau von Ladeinfrastruktur in der gesamten EU beschleunigen und vereinheitlichen. Ziel ist eine grenzüberschreitende Ladeinfrastruktur in Europa, deren Nutzung für Verbraucher so einfach wie möglich sein soll. Bislang ist es noch nicht einmal gesichert, dass Elektroauto-Besitzer problemlos im EU-Ausland mit den hiesigen Ladekarten und Apps auf die dortigen Ladesäulen zugreifen können.

In der Bildergalerie zeigen wir Ihnen die Entwicklung der Ladesäulen-Infrastruktur im Einzelhandel. Und falls Sie selbst über das Leasing eines Elektroautos nachdenken: In diesem Beitrag zeigen wir die aktuellsten Angebote zum E-Auto-Leasing.

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Fazit

Ab 2035 sollen alle neuen Pkw rein elektrisch fahren. Doch dieses Ziel bedarf auch einer entsprechenden Infrastruktur. Wie eine neue Untersuchung des europäischen Automobilhersteller-Verbandes ACEA zeigt, ist die EU hiervon noch weit entfernt, in einigen Ländern gibt es nur zwei- bis dreistellige Zahlen von Ladesäulen. Auf die Niederlande und Deutschland verteilen sich hingegen gut die Hälfte aller EU-weit verfügbaren Ladepunkte. Um die von der EU gesteckten Ziele zu erreichen, müssten in den kommenden acht Jahren 6,5 Millionen neue Ladepunkte in der EU gebaut werden. Bislang sind es gerade einmal 307.000 insgesamt in allen 27 Mitgliedsstaaten der Union.