Höherer Biosprit-Anteil mit E20
15 Prozent weniger CO₂ - aber keine Zulassung

Die CropEnergies AG aus Mannheim eröffnet die erste Tankstelle für E20-Kraftstoff – den könnten viele Autos vertragen. Die CO₂-Einsparungen wären enorm. Aber zunächst ist die Tankstelle nur für einen kleinen Kreis geöffnet.

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Foto: F1online RF

Seit 2011 gibt es an Tankstellen den Ottokraftstoff E10. Dank fünf bis zehn Prozent Bioethanol-Anteil setzt seine Verbrennung weniger CO₂ frei als herkömmliches E5 – im Schnitt sollen es je nach eingesetzter Biomasse 3,5 Prozent sein. Mit einer Bioethanol-Beimischung in Höhe von 20 Prozent sind im Vergleich zu fossilem Benzin sogar CO₂-Einsparungen von 15 Prozent drin. Das betonen die Verantwortlichen der CropEnergies AG, die jetzt die erste E20-Tankstelle in Mannheim beliefert. CropEnergies ist eine Tochter der Südzucker AG – und hat sich auf erneuerbare Energien spezialisiert.

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Ingolf Pompe

Der Marktanteil von Super E10 betrug 2022 23,7 Prozent. Das ist zwar gegenüber 2020 (13,9 Prozent) eine enorme Steigerung - aber eigentlich vertragen viel mehr Fahrzeuge den Sprit mit zehn Prozent Bioethanol-Beimischung.

Betreiber der Tankstelle in Mannheim-Neuostheim ist die Oktan GmbH aus Hamburg. Das angebotene E20-Benzin heißt Super Eco 20. Aktuell ist es nur einer geschlossenen Flotte zugänglich, da der Kraftstoff bisher weder genormt noch zugelassen ist. Südzucker erprobt das E20 an seinem Standort Mannheim mit zirka 85 Fahrzeugen aus seiner Flotte. Offizielle E20-Freigaben für Serienfahrzeuge gibt es noch nicht – auch hier wäre eine Kraftstoffnorm die Voraussetzung. Die Südzuckerflotte besteht zu einem großen Teil aus Fahrzeugen von VW. Dank einer engen Zusammenarbeit von CropEnergies mit VW hat der Sprithersteller eine Unbedenklichkeits-Bescheinigung für seine Erprobungsfahrzeuge bekommen.

50 Prozent der Benziner könnten E20 vertragen

Die CropEnergies-Verantwortlichen betonen, dass VW ihnen gegenüber angekündigt hat, im Falle einer E20-Normierung seine Fahrzeuge zurück bis zum Baujahr 2015 für den neuen Sprit freizugeben. Viele BMW-Modelle tragen in ihren Tankdeckeln den Aufdruck "E20" und gelten damit als für diese Kraftstoffsorte geeignet. Außerdem verweisen die CropEnergies-Manager auf eine Schätzung der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes (HTW Saar), nach der 50 Prozent der Ottomotoren-Fahrzeuge in Deutschland E20 vertragen könnten.

Das von CropEnergies und seinen Partnern entwickelte Super Eco 20 enthält zirka 20 Prozent Ethanol aus Reststoffen – Zuckerrüben oder sonstige Anbau-Biomasse verwendet der Hersteller nicht. Der so formulierte Kraftstoff hat 100 Oktan.

Künftige Preisvorteile wegen CO₂-Bepreisung

Den Preis für einen Liter E20 kommuniziert CropEnergies aktuell nicht – die kleinen Mengen Sprit würden überproportional hohen Logistikkosten gegenüberstehen. Bei einer vergleichbaren Logistik wie für herkömmliche Kraftstoffsorten soll sich der Preis zwischen dem von E5 und E10 einpendeln. Da der E20-Anteil nicht der CO₂-Bepreisung unterliegt, würde der Kraftstoff perspektivisch im Vergleich zu den Energieträgern mit höherem fossilen Anteil immer günstiger werden.

ADAC für Einführung von E20

Seit November 2020 setzt sich auch der ADAC für eine Einführung von E20 ein. Seinerzeit betrug der Anteil von Super E10 am gesamten Superkraftstoff-Verkauf nur 13,9 Prozent. Allein wegen des niedrigen Marktanteils hielten die Experten des Automobilclubs die CO₂-Einspar-Potenziale für zu gering. Im Jahr 2022 ist der E10-Anteil immerhin auf 23,7 Prozent gewachsen. Allerdings würde dann eine Verdopplung des Bioethanol-Anteils noch wirksamer beim Klimaschutz sein.

Hinweis: In der Fotoshow zeigen wir Ihnen anschaulich, wie sich in Deutschland der Kraftstoffpreis zusammensetzt.

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Fazit

Benzin mit einer Beimischung von 20 Prozent Bioethanol heißt E20 – es könnte den CO₂-Ausstoß von Ottomotoren um bis zu 15 Prozent reduzieren. CropEnergies aus Mannheim beliefert jetzt eine erste Mannheimer Tankstelle mit E20, das bei der Südzucker-Tochter Super Eco 20 heißt. Den Kraftstoff stellt CropEnergies aus Reststoffen her, angebaute Biomasse kommt nicht zum Einsatz. Ein Datum für eine Normierung als Voraussetzung für eine E20-Zulassung gibt es bisher trotz des hohen CO₂-Einspar-Potenzials noch nicht.