Billigeres Benzin
Autofahrer tanken mehr E10

Angesichts der hohen Spritpreise haben Autofahrerinnen und -fahrer 2022 verstärkt E10-Benzin getankt. Dabei ist E10 technisch und moralisch umstritten, oder doch nicht?

E10 Kraftstoff, Biosprit
Foto: dpa

Der Bundesverband der deutschen Bioethanolwirtschaft (BDBe) geht für das Gesamtjahr von einem E10-Anteil von rund einem Viertel aus, so der Geschäftsführer Stefan Walter laut dpa. Das wäre ein deutlicher Anstieg: 2021 lag der Anteil noch bei etwa 17 Prozent, 2020 bei 14 Prozent. Auch die Mineralöldaten des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) sprechen eine eindeutige Sprache. Hier liegt der Anteil von E10-Kraftstoff bei den Benzinauslieferungen für die ersten zehn Monate des vergangenen Jahres bei rund 23 Prozent. Offensichtlich haben die Kunden an den Tankstellen 2022 angesichts der hohen Inflation stärker auf die Preise geachtet.

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mehr-tanken-User suchten häufiger nach E5

Superbenzin E10 kann bis zu zehn Prozent Bioethanol enthalten, beim E5-Benzin sind es fünf Prozent. Rund 871.000 Tonnen Bioethanol wurde von Januar bis Oktober 2022 laut Bafa beigemischt.

Die direkten Suchanfragen unseres Spritpreis-Services "mehr-tanken" bestätigen das Bild. Mehr als 300 Millionen Anfragen gab es 2022 für E5, 91 Millionen waren es bei E10 – das ergibt einen Anteil von 30,3 Prozent. Zwar liegen auch die entsprechenden Userzahlen bei E5 mit 3,8 Millionen deutlich höher als die 1,4 Millionen Nutzer, die nach E10 suchten. Doch erreicht der Kraftstoff mit höherer Bioethanol-Beimischung sogar einen Anteil von 36,8 Prozent.

E10 schädigt Kraftstoffdampf-Filter, nicht den Motor

Der Kraftstoff mit dem höheren Anteil an Bioethanol ist nicht ganz unumstritten, obwohl es die Sorte bereits seit Januar 2011 auf dem Markt gibt. Kunden und Kundinnen äußern bei Umfragen, wie hier vom ADAC, technische Bedenken. Das Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik hat unlängst ebenfalls herausgefunden, dass das Bioethanol langfristig Kraftstoffdampf-Rückhaltesysteme (KDRS) schwächt und damit die Emissionen erhöht. Bei dem System handelt es sich um vorgeschriebene Aktivkohlefilter, die Benzindämpfe aus dem Tank auffangen und an den Motor leiten. Auch Analysen von TÜV Nord und dem schwedischen TÜV zeigen bei langfristigem E10-Konsum Probleme bei den KDRS. Sie müssten nach Meinung des Fraunhofer-Instituts regelmäßig überprüft und ausgetauscht werden. Direkte Probleme mit dem Motor gibt es bei der E10-Verwendung nicht.

Neben den technischen Problemen ist auch der Beitrag zum Klimaschutz, die Beimischung verringere den Anteil der fossilen Brennstoffe, umstritten. Des Weiteren fordern Umweltschützer einen Stopp der Herstellung, da dieser zu Lieferengpässen bei Agrarprodukten führen könne. Der BDBe weist indes darauf hin, dass das für Bioethanol angebaute Futtergetreide nicht für den Verzehr geeignet sei. Hingegen liefere eine Tonne Bioethanol gleichzeitig eine Tonne Futtermittel und trage zur Unabhängigkeit von Importen in diesem Bereich bei.

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Fazit

Die Deutschen haben 2022 mehr E10-Benzin getankt als in den Jahren davor. Die Gründe liegen auf der Hand: Angesichts der hohen Spritpreise und der hohen Inflation bietet E10 einen deutlichen Preisvorteil. Trotzdem hängt dem Sprit mit Bioethanol-Beimischung viel Negatives an. Der Beitrag zum Umweltschutz ist umstritten, technisch soll E10 Kraftstoffdampf-Filter angreifen und so zu höheren Emissionen führen, wenngleich E10 bei modernen Motoren keine Probleme macht. Auch das Argument, für den Bio-Sprit werden teure und aktuell durch den Ukraine-Krieg besonders wertvolle Agrarprodukte verwendet, muss man einschränken. Das Getreide für die Produktion von Bioethanol hierzulande ist für den menschlichen Verzehr nicht geeignet.