Audi Jahrespressekonferenz
Ausblick auf renditeträchtige Modelle

Audi punktet bei der Jahrespressekonferenz mit Modellen statt Zahlen: Die Umstellung auf WLTP kostete Geld und verhinderte Auslieferungen. Bram Schot kündigt ein Sparprogramm an, das 15 Milliarden Euro bringen soll.

Bram Schot Audi CEO Jahrespressekonferenz 2019
Foto: Audi

Auch der neue Audi-Chef Bram Schot muss das Ingolstädter Unternehmen auf einen Sparkurs einstimmen, um den Autobauer in schlankere Strukturen zu führen und auf mehr Profitabilität zu trimmen. Der vorgestellte Jahresabschluss ist für Audi nicht zufriedenstellend: Das Geschäftsjahr 2018 wurde von der WLTP-Umstellung überschattet, die laut Schot nicht wie geplant verlaufen sei. Bis zur Jahresmitte werde es noch zu leichten Verzögerungen kommen. „Der WLTP Second Act wird nochmals ein Kraftakt für uns sein“, so Schot, „aber dieses Mal sind wir vorbereitet.

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Im Rahmen der Neuausrichtung stellt der Unternehmenschef auch die Wertschöpfungsmodelle auf den Prüfstand und pusht Audi in Richtung höherer Produktivität. Bis 2022 muss Schot über ein Sparprogramm 15 Milliarden Euro freispielen, die in Zukunftsinvestitionen fließen sollen. Als ersten Schritt von mehreren Maßnahmen haben Entwicklung und Vertrieb die Motor-Getriebe-Varianten der Audi Modelle um 30 Prozent gestutzt. Damit sind nun wieder Kapazitäten auf den Prüfständen verfügbar, die für die 2. WLTP-Runde nötig sind. Außerdem stellte Audi 300 weitere Mitarbeiter für die Homologation ein.

Rothenpieler und Lichte zeigen Zukunfts-Modelle

Am Abend zuvor hatten der neue Entwicklungsvorstand Hans-Joachim Rothenpieler und Designchef Marc Lichte einem kleinen Kreis Einblicke in die Pläne für weitere Modelle gewährt – den “Meilensteinen auf Audis Weg in die Elektromobilität„, so der Chefentwickler. 30 E-Modelle sind bis 2025 geplant. Jede Baureihe wird elektrifiziert – vom Kompakt-SUV bis zur Luxus-Limousine. Bis dahin sollen rund ein Drittel aller verkauften Audi-Modelle auf einer E-Plattform stehen. In der kommenden Woche liefert Audi erstmals Audi e-tron-Modelle an die Kunden aus. Danach startet die Auslieferung in die Märkte USA und Kanada; im zweiten Halbjahr starte die Auslieferung nach China. Das Feedback der Kunden sei äußerst positiv, so Schot. Und laut interner Daten stehen etwa 70 Prozent der Audi-Kunden der Elektromobilität loyal gegenüber. Die Hälfte davon seien nach einer ersten Fahrt in einem E-Auto begeistert gewesen.

Der aktuelle E-Tron bekommt noch einen Bruder: Der E-Tron Sportback Performance steht auch auf der Übergangsplattform MLB-evo und ist bis zur Oberkante der Türen mit dem E-Tron gleich. Ab der unteren Fensterkante fließen die Formen aber in eine Art Coupé. Dieses Modell soll bereits Ende dieses Jahres in die Produktion gehen, verriet Lichte. Ab 2020 wird der Audi E-Tron – wahrscheinlich beide Varianten – auch in Nord-China, im Werk in Changchun, produziert. Eine wichtige Entscheidung angesichts drohender Importzölle.

Lichte: Q4 E-Tronkostet unter 40.000 Euro

Rothenpieler und Lichte zeigten nochmals den bereits in Genf schon präsentierten Q4 E-Tron, das erste Auto der Marke Audi auf der Konzern-Plattform für E-Modelle namens MEB. Das Fahrzeug erhält eine Reichweite von 500 Kilometern rein elektrisch und soll zum Preis eines vergleichbaren Diesel-Modells auf den Markt kommen. Der Preis soll laut Designchef Lichte unter 40.000 Euro liegen. Das ermöglichen die “massiven Synergien„ innerhalb des VW-Konzerns, sagte Rothenpieler. Durch diese Synergien seien 30 Prozent an Einsparungen möglich, verriet er. Einen ganz neuen Schritt geht Audi wieder bei der Lichttechnologie: Die 70 einzelnen Leuchtpunkte des LED-Scheinwerfers sind künftig individuell programmierbar. So kann jeder Kunde eine Art individuelle “Licht-Signatur„ an seinem Auto erstellen können. Hier darf sicherlich mit einem ordentlichen Aufpreis gerechnet werden. Weitere lukrative Einkommensquelle wird auch das erste Augmented Reality Head-up-System sein. Es projiziert die Navigationsangaben in die Windschutzscheibe und malt die Pfeile auf die Straße. Damit dürften alle Missverständnisse zwischen Fahrer und Navigationssystem künftig auf Null reduziert werden. Der Q4 E-Tron soll Ende 2020 in den Handel gehen.

Ebenfalls auf einer Konzernplattform, nämlich der von Porsche und Audi gemeinsam entwickelten Taycan-Sportwagen-Plattform für größere rein elektrische Luxusfahrzeuge, steht ein Sportwagen-Ableger mit dem Projektnamen “E-Tron Performance„. Der flache Sportwagen wurde im Windkanal modelliert und verfügt über einen “Floating Body„, so Lichte. Ob dies eine Art R8-Ersatz-Image-Modell sein könnte, blieb offen. Zumindest könnte man sich das Modell als RS-Variante gut vorstellen.

Potentieller A6-Nachfolger im Aicon-Stil

Das vierte, gezeigte Modell könnte der A6-Nachfolger sein, zumindest trägt er auch den Namen “E6„. Die 4-türige Limousine in A5-Größe nimmt Anleihen von der Studie Aicon und ist noch sehr futuristisch. Das Modell könnte das erste PPE-Modell von Audi werden, so Lichte. Verabschiedet sei aber noch nichts. Durch die Batterie im Fahrzeugboden wird hier erstmals der Innenraum offener und großzügiger sein, als bisher üblich. “Flache Autos werden das neue Premium„, kündigte Entwicklungsvorstand Rothenpieler an. Die Modelle werden künftig mit Sicherheit wieder flacher, dafür breiter, um die Crashsicherheit zu gewährleisten. Der Rahmen muss bei einem Batterie-Auto ja die Zellen im Fahrzeugschützen, daher werden die BEVs an Breite zulegen.

Allen Modellen gemein ist eine Art Audi Familien-Design. Audi. Dieser entwickelt sich vom markanten Singleframe zum Markenzeichen für Audis E-Modelle. Der Q4 E-Tron-Grill hat noch einige Lufteinlass-Löcher. Die Modelle auf der PPE-Plattform werden einen komplett geschlossenen “Kühlergrill„ in Silber tragen und auf den ersten Blick als reines E-Fahrzeug erkennbar sein. Falls der Kunde es schöner findet, kann der Front-Grill auch in Wagenfarbe lackiert werden.

Finanzvorstand Seitz: mehr Modelle, weniger Budget

Finanzvorstand Alexander Seitz: “Mehr Modelle und Derivate für weniger Budget – dieses Prinzip ist in allen Baureihen zu implementieren. Das größte Erlös-Potenzial sehe ich in unserer Elektro-Offensive. Ich bin überzeugt, die BEV-Penetration wird sich besser entwickeln als zunächst geplant. Mit den Konzernarchitekturen MEB und PPE haben wir dabei einzigartige Skaleneffekte gegenüber dem Wettbewerb„. Das dürfte helfen, die anvisierte Umsatzrendite von 9 bis 11 Prozent zu erreichen. 2018 schaffte es der Ingolstädter Autobauer nur auf 7,9 Prozent und verfehlte damit seine Zielsetzung.

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AUTO MOTOR UND SPORT 11 / 2024
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Erscheinungsdatum 08.05.2024

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