Gesunkenes Autotransportschiff Felicity Ace
Porsche-Akku soll schuld am Feuer gewesen sein

Das Autotransportschiff Felicity Ace war mit fast 4.000 Autos der Volkswagen AG in Seenot geraten. Nun wird der Konzern mit zwei Klagen konfrontiert. Ein Porsche soll schuld am Feuer gewesen sein.

RORO Schiff FELICITY ACE Autotransporter
Foto: marinha.pt/ams

Als sich in der Nacht zum 16. Februar 2022 der Moderator und Journalist Matt Farah in den USA noch im Tiefschlaf befand und von seinem neuen Sportwagen träumte, ging sein Traum 166 Kilometer südwestlich der Azoren im Atlantik gerade in Flammen auf. Genauer gesagt befindet sich sein 2022er Porsche Boxster Spyder gemeinsam mit weiteren 1.100 Porsche an Bord der brennenden Felicity Ace (übersetzt: glückliches As), einem 17 Jahre alten Autotransporter mit insgesamt 3.965 Fahrzeugen der Volkswagen AG an Bord – darunter auch 187 Fahrzeuge der Luxusmarke Bentley. Nach tagelangen Lösch- und Schlepparbeiten ist das Transportschiff am 1. März 2022 etwa 25 Seemeilen (ca. 48 km) außerhalb der Grenzen der ausschließlichen Wirtschaftszone Portugals in einem Gebiet mit einer Wassertiefe von etwa 9.842 Fuß (ca. 3.000 m) gesunken.

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Statt eines Porsche 992 S erhält dieser Kunde nur diese Nachricht von seinem Porschehändler.

Porsche soll Schuld sein am Feuer

Laut Bloomberg reichten bereits im Jahr 2023 ein paar Kläger, darunter Mitsui OSK Lines Ltd., der Betreiber des Schiffs, und Allianz SE, einer der Versicherer des Schiffs, Klage in Stuttgart ein. Das Verfahren soll jedoch pausieren, da die Parteien aktuell mit einem weiteren Fall zu tun haben. Sollte in beiden Fälle keine Einigung erzielt werden können, werden sie fortgesetzt.

Vor dem Stuttgarter Gericht behaupten die Kläger, dass das Feuer durch die Lithium-Ionen-Batterie eines Porsche-Fahrzeugs verursacht wurde. Sie werfen VW vor, sie unzureichend über die Gefahr und Vorsichtsmaßnahmen informiert zu haben. Die Schifffahrtsbranche reagierte auf das Unglück, die norwegische Reederei Havila Kystruten stoppte den Transport von E-Autos auf ihren Schiffen mit der Begründung, dass "Elektro-, Hybrid- und Wasserstoffautos an Bord verboten" sind.

Alle 22 Besatzungsmitglieder gerettet

Das 199,99 Meter lange und 32,26 Meter breite Schiff der RoRo-Klasse (von der japanischen Reederei Mitsui OSK Lines (MOL) betrieben) verließ den Hafen von Emden am 10. Februar um 18:45 Uhr in Richtung Davisville, USA. Am 16. Februar setzte gegen 12:30 Uhr der Kapitän einen Notruf ab. Der Grund: Feuer an Bord. Mithilfe von Handelsschiffen und Hubschraubern in der Gegend wurden alle 22 Besatzungsmitglieder sicher vom Schiff evakuiert. Das Patrouillenschiff der portugiesischen Marine NRP Setubal eilte herbei und begleitete, gemeinsam mit Schleppern, den havarierten Autotransporter.

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Das portugiesische Patrouillenboot Setubal kam dem Autotransporter zu Hilfe.

"Der Händler hat bestätigt, dass mein Auto zusammen mit mindestens einem Dutzend anderer erwarteter Fahrzeuge auf diesem Boot ist", sagte Farah einer amerikanischen Nachrichtenagentur. "Sie hatten keine weiteren Informationen für mich außer der Bestätigung, dass mein Auto auf dem Boot war, und sagten, sobald Porsche Cars North America einen Plan hat, wie es weitergehen soll, würden sie die Pläne mit mir teilen."

Lithium-Ionen-Batterien erschweren Löschvorgang

Da sich unter den rund 4.000 brennenden Fahrzeugen zahlreiche Plug-in-Hybride oder auch reinelektrisch angetriebene Elektroautos befinden, beeinträchtigten die verbauten Lithium-Ionen-Batterien die Brandbekämpfung. "Die Batterien einer unbekannten Anzahl von Elektrofahrzeugen haben an Bord des Schiffs Feuer gefangen", sagte Kapitän Joao Mendes Cabecas vom Hafen von Hortas, dem nächstgelegenen Hafen zum Standort des Schiffs, gegenüber Reuters.

Ob die Batterien das Feuer ausgelöst haben, ist derzeit noch unklar. Der, wie jetzt bekannt ist, fehlgeschlagene Rettungsplan las sich vorerst verheißungsvoll: Das havarierte Schiff sollte mithilfe von drei Schleppern in den Hafen von Hortas geschleppt werden. Als das nicht funktionierte, wurden Experten für das Löschen von Batteriebränden herangezogen, um das Feuer noch auf See zu löschen. Allein für die Volkswagen AG soll die Summe der durch den Brand verlorenen Fahrzeuge rund 200 Millionen Euro betragen. Insgesamt soll ein Schaden von über 400 Millionen Euro zu beklagen sein.

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... gering, Benziner und Diesel können auch Feuer fangen.... höher als bei Verbrennern, schon wegen der komplizierten Akkus.

Fazit

Das auf dem Atlantik in Brand geratene Autotransportschiff ist gesunken. An Bord: 3.965 Fahrzeuge der Volkswagen AG – darunter mehr als 1.000 Porsche. Nun wird der Konzern mit zwei Klagen konfrontiert. Ein Porsche soll schuld am Feuer gewesen sein.

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