Alexander Bloch erklärt Technik rund ums Auto
Die fünf Todsünden beim Sitzen und Lenken

Zu flach, zu nah, zu hoch und zu einarmig. Die Liste der Sitz- und Lenkpositionsfehler ist lang. Dabei ist die richtige Haltung im Auto so einfach zu erreichen.

Es klingt wie eine Binsenweisheit: Nur mit der richtigen Sitz- und Lenkposition lässt sich ein Auto präzise und sicher steuern. Doch schon ein Rundumblick an einer Kreuzung zeigt, dass die Interpretationen darüber im Autofahrervolk weit auseinandergehen.

Der lässige Lieger

Beginnen wir mit einer der bekanntesten Sitzfehlerspezies, dem lässigen Lieger: Den Sitz weit von den Pedalen entfernt und die Rückenlehne in Mallorca-Strandliegenposition, entfernt sich der pseudosportliche Pilot mit ausgestreckten Extremitäten weit von den Steuerwerkzeugen und damit dem sicheren Fahren. Grundsätzlich gilt: Arme und Beine können nur dann optimal agieren, wenn sie in einem vernünftigen Winkel zu Lenkrad respektive Pedalen stehen. Denn nur so bringt das Bein beim Bremsen im Notfall genug Druck aufs Pedal und die Arme erreichen die notwendige Lenkgeschwindigkeit, um einem Hindernis schnell auszuweichen.

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Bloch erklärt Sitzposition Todsünden
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Die richtige Entfernung zum Steuer ergibt sich dann, wenn die Hände bei ausgestreckter Arm-Haltung hinter dem Lenkrad liegen.

Daher sollte bei der ersten Sitzprobe immer ein Ritual erfolgen. Schritt 1: die Höhe des Sitzes so einstellen, dass sowohl Straße wie Instrumente gut einsehbar sind. Schritt 2: den Sitz so weit nach vorn fahren, dass selbst bei voll durchgedrücktem Bremspedal immer noch ein spürbarer Winkel am Kniegelenk anliegt. Schritt 3: Die Arme werden gerade zum Lenkrad hin ausgestreckt. Jetzt muss die komplette Hand hinter dem Lenkrad liegen. Wenn nicht, wird mit der Rückenlehne und der Lenkradverstellung nachjustiert. In dieser Position muss das Lenkrad nach links wie rechts voll eingeschlagen werden können, ohne dass sich dabei die Schulterblätter vom Sitz entfernen.

Der Volant-Kuschler

Wer es dabei mit dem Ranrücken ans Lenkrad übertreibt, landet stracks bei einer weiteren Sitzfehlergattung: dem Volant-Kuschler. Dieser existiert nicht nur in der überängstlichen Fahrschülervariante, sondern bevölkert auch noch mit Fahr-Erfahrung unsere Straßen. Wird der Winkel in der Armbeuge aber zu eng, ist genauso wie beim lässigen Lieger die präzise Lenkfähigkeit stark eingeschränkt. Streckt sich zudem selbst bei einer Vollbremsung das Knie kaum mehr als rechtwinklig, wird Bremsdruck und damit Bremsweg verschenkt. Wenn es dann richtig rumst, wird der Abstand zum auslösenden Airbag unangenehm kurz. Inspiration zur perfekten Sitzposition darf man sich gerne bei Rallye-Piloten holen. Da wird weder gelegen noch gekuschelt, aber das Lenkrad streckt sich überraschend tief in den Innenraum.

Der Hochsitz-Hocker

Dort wird man auch nie den dritten Sitzfehler finden: den Hochsitz-Hocker. Grundsätzlich sollte – wie erwähnt – der Fahrer so hoch sitzen, dass sich sowohl Straße wie Instrumente gut überblicken lassen. Aber eben auch nicht zu hoch, denn dann passt wieder der Bedienwinkel nicht. Das Lenkrad sollte zudem eher vertikal als horizontal wie in alten Lastwagen gehandhabt werden. Außerdem tut man mit zu hohem Sitzen dem Entwicklungsingenieur weh, der für eine gute Straßenlage um jeden Millimeter tieferen Schwerpunkt gekämpft hat. Ein Mensch mit seinen üblicherweise ein bis zwei Zentnern Gewicht bewirkt durch seine Höhenposition erstaunlich große Veränderungen der Schwerpunktlage im Auto.

Pizzabäcker und Einarm-Wischer

Aber auch Nichtmitglieder der ersten drei Sitzfehlerparteien können mit einer falschen Lenkhaltung viel falsch machen. Wir unterscheiden dabei den Pizzabäcker, der sein Volant in jedweder Lenksituation mit flacher Hand nach rechts und links schwingt wie einen Hefeteig. Nicht zu vergessen der wilde Einarm-Wischer, dessen Hand oben oder unten auf dem Lenkrad liegt. Beide Lenkarten können auf langen Strecken kurzzeitig mal vorkommen, aber sie dürfen nicht zur Marotte werden. Denn die richtige Lenkhaltung ist so einfach: Rechte und linke Hand liegen am Lenkrad in entspannter Viertel-nach-neun-Haltung. Dabei sollte die Hand in lockerer Griffposition am Kranz liegen.