BMW-Rückruf integriertes Bremssystem
ABS kann ausfallen, 10 Baureihen betroffen

BMW führt eine Rückrufaktion wegen eines möglichen Defekts der Bremsanlage durch. Betroffen sind zehn aktuelle Baureihen und 46.946 Autos in Deutschland, weltweit bis zu 370.000 Fahrzeuge. ABS und DSC können ausfallen. Wegen des Problems trennt sich BMW offenbar vom Zulieferer Continental.

BMW Rückruf März 2024 ABS Collage
Foto: BMW / Patrick Lang

Bei zahlreichen BMW Baureihen aus dem Produktionszeitraum seit Juni 2022 sind möglicherweise Komponenten verbaut, die zu einem Ausfall des Antiblockiersystems (ABS) und der dynamischen Stabilitätskontrolle (DSC) führen können. Sie müssen ausgetauscht werden, BMW führt dazu eine Rückrufaktion durch. Die Abarbeitung verzögert sich. Die Rückruf-Aktion läuft bei BMW unter dem Code 0034670200.

Was ist das exakte Problem?

Auf unsere Nachfrage beschreibt BMW den möglichen Mangel folgendermaßen: "Eine interne Qualitätsprüfung ergab, dass es bei manchen Fahrzeugen zu Signalstörungen in der Elektronik des Bremssystems kommen könnte. Dadurch kann sich in sehr seltenen Fällen die erforderliche Betätigungskraft der Bremse erhöhen. Darüber hinaus stehen weitere Bremsregelfunktionen, wie z.B. ABS (Anti Blockier System) und DSC (Dynamische Stabilitätskontrolle) nicht zur Verfügung."

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Was ist das Integrierte Bremssystem?

Verantwortlich für diese mögliche Störung ist das Integrierte Bremssystem. Hierbei handelt es sich um ein Bauteil, das in modernen Fahrzeugen die Bremsregelung und -betätigung in einer Komponente integriert. In älteren Autos separat verbaute Teile der Bremsanlage wie ein Unterdruck-Bremskraftverstärker werden damit überflüssig.

Außerdem sorgt das Integrierte Bremssystem mit seiner Bremsdruckregelung über einen elektrischen Aktuator unter anderem für schnelleren Bremsdruckaufbau und eine Entkoppelung des Bremspedalgefühls von störenden Impulsen etwa bei aktiver Rekuperation oder hohen Bremsentemperaturen. Es steuert gleichzeitig Bremsassistenzsysteme wie ABS oder Stabilitätskontrolle.

Trennung von Continental

Bei dem in den betroffenen Fahrzeugen verbauten Integrierten Bremssystem handelt es sich um eine Zulieferer-Komponente. Nach einem Bericht des "Manager Magazin" vom 21. März 2024 soll es sich um das MK-C2-System von Continental handeln. Wegen des potentiellen Fehlers in weltweit rund 370.000 ausgelieferten Fahrzeugen solle BMW den Zulieferer Continental aktuell von allen neuen Aufträgen ausgeschlossen haben.

03/2024 Continental Elektrohydraulisches Bremssystem MK C2
Continental

Das Bremssystem MK-C2 von Continental soll zu der Rückrufaktion bei BMW geführt haben.

Welche Baureihen sind betroffen?

Potenziell von einem möglichen Fehler betroffen sind laut BMW die folgenden zehn Baureihen sowie ein Rolls-Royce Modell aus dem Bauzeitraum Juni 2022 bis Januar 2024.

Zusätzlich betroffen sind außerdem die ausschließlich für den chinesischen Markt gefertigten Baureihen BMW X1 China only (U12) und BMW X5 LCI China only (G18).

Für Deutschland beziffert BMW die Zahl der betroffenen Modelle auf insgesamt 46.946 Fahrzeuge. Davon wurden Stand 6. März 2024 bislang 784 Fahrzeuge abgearbeitet.

Wie ist der weitere Ablauf?

BMW schreibt betroffene Kunden "so rasch wie möglich" an. Bis dahin können Sie auf der Service-Seite von BMW unter Angabe der Fahrzeug-Identnummer überprüfen, ob Ihr Auto betroffen ist. Für die Reparatur (Austausch des Integrierten Bremssystems) sind in der Werkstatt rund 3,5 Stunden nötig. Die Abarbeitung des Rückrufs kann sich allerdings in die Länge ziehen, weil aktuell nicht genügend Austauschteile zur Verfügung stehen. Die Wartezeit bezifferte ein BMW-Händler auf Nachfrage mit "bis zu mehreren Monaten".

Mein Auto ist betroffen, muss ich es stehen lassen?

Nein. BMW gibt an, dass bei Auftreten der Signalstörung am Integrierten Bremssystem das "Aufleuchten der Bremswarnlampen im Cockpit und die Anzeige einer Check-Control Meldung auf dem zentralen Bildschirm informiert". Das bedeutet im Umkehrschluss: Wenn diese Systemwarnungen nicht auftreten, ist die Regelung von ABS und DSC voll funktionsfähig. Sollten diese Meldungen erscheinen, muss das Auto aber sofort zur Werkstatt gebracht werden. Selbst beim Auftreten des Defekts bleibt die eigentliche Bremsanlage aber voll funktionsfähig, das Fahrzeug ist weiterhin beherrschbar und es kann gebremst werden.

Kam es bereits zu Unfällen?

BMW sind laut Aussage eines Unternehmenssprechers im Zusammenhang mit diesem Problem keine Unfälle oder Verletzte bekannt. Beim Kraftfahrt-Bundesamt wird die Rückrufaktion derzeit nicht gelistet.

Betrifft der Rückruf auch Neuwagen?

Offensichtlich ja, weshalb sich Auslieferungen bestellter Fahrzeuge der betroffenen Baureihen verzögern können. BMW antwortete uns hierzu: "Unser Anspruch ist es, dem Kunden ein fehlerfreies Produkt zu übergeben. Daher ist bei noch nicht ausgelieferten Fahrzeugen die Durchführung der Maßnahme vor Übergabe an den Kunden erforderlich. Leider steht derzeit keine ausreichende Anzahl an Ersatzteilen zur Verfügung. Die BMW Group arbeitet mit Hochdruck an der Bereitstellung der Teile."

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Fazit

Großaktion bei BMW: Wegen eines möglichen Defekts an einem Zulieferer-Teil für die Bremsanlage muss diese Komponente bei insgesamt 13 aktuellen Baureihen gewechselt werden. Betroffen sind alleine in Deutschland fast 47.000 Fahrzeuge, weltweit sollen es rund 370.000 Autos sein. Von der Maßnahme betroffen sind auch Neufahrzeuge, die bis zur Abarbeitung nicht an Kunden ausgeliefert werden. Wegen des Problems soll BMW laut Medienberichten den Zulieferer Continental, von dem das Bremssystem stammt, von allen weiteren Aufträgen ausgeschlossen haben.

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