NHTSA untersucht Tesla-Autopilot
US-Behörde führt 13 Tote auf Autopilot zurück

Tesla musste auf Geheiß der NHTSA bereits bei allen je verkauften Modellen den Autopilot nachbessern. Dennoch leitet die US-Verkehrssicherheitsbehörde bereits die nächste Untersuchung ein.

Tesla Supercharger
Foto: Tesla

Schon im Jahr 2021 leitete die US-Verkehrsbehörde NHTSA (National Highway Traffic Safety Administration) eine Untersuchung zum Tesla-Autopiloten ein. Nun hat die US-Verkehrssicherheitsbehörde die genauen Ergebnisse veröffentlicht. Bei 956 Unfällen, bei denen Tesla Autopilot im Einsatz gewesen sein soll, habe er zu 467 Kollisionen beigetragen, was fast der Hälfte der untersuchten Fälle entspricht. 13 von diesen Unfällen endeten tödlich, "viele andere" hätten schwere Verletzungen zur Folge gehabt. Die NHTSA erwähnte in früheren Ausführungen zudem etliche Unfälle, bei denen am Straßenrand stehende Einsatz-Fahrzeuge gerammt wurden.

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Die NHTSA erkannte eine "kritische Sicherheitslücke" in Teslas Assistenz-Paket. "Das Autopilot-Design von Tesla hat zu vorhersehbarem Missbrauch und vermeidbaren Unfällen geführt", heißt es im Bericht der US-Behörde. Das System habe "die Aufmerksamkeit des Fahrers und eine angemessene Nutzung nicht ausreichend sichergestellt". Die Beamten verweisen auf ein "schwaches System zur Einbindung des Fahrers" und darauf, dass der Autopilot selbst dann eingeschaltet bleibe, wenn der Fahrer oder die Fahrerin nicht ausreichend auf die Straße oder die Fahraufgabe achtet.

"Autopilot" weckt falsche Erwartungen

Die 467 Unfälle, an denen der Tesla-Autopilot zumindest eine Mitschuld getragen haben soll, teilt die NHTSA in drei Kategorien ein. Bei 211 Kollisionen habe es einen Crash gegeben, obwohl die Zeit für einen aufmerksamen Fahrer ausgereicht hätte, um zu reagieren und den Unfall zu vermeiden oder zumindest abzuschwächen. In 145 Fällen habe es ein Verlassen der Fahrbahn aufgrund geringer Traktion, etwa einer nassen Fahrbahn, gegeben. Und bei 111 Fällen sei durch den Fahrer oder die Fahrerin versehentlich die automatische Lenkfunktion deaktiviert worden. Bei den anderen untersuchten Unfällen (489) lagen keine ausreichenden Daten für eine Bewertung vor, trug der Unfallgegner die Schuld oder war der Autopilot nicht aktiviert.

In der Untersuchung ging es insbesondere darum, dass der Name Autopilot den Insassen suggeriere, das Auto könne komplett autonom – also selbstständig – fahren. In Wirklichkeit handelt es sich allerdings nur um ein Assistenzsystem, das den Fahrer in bestimmten Situationen entlasten soll. Im Netz kursieren dennoch genug Videos, in denen Tesla-Modelle große Distanzen ohne Fahrereingriff zurücklegen. Dies stellt laut NHTSA einen Missbrauch der Technik dar, den die Autos in Zukunft unterbinden sollen. Elon Musk und seine Tesla-Kollegen müssen seit dem Rückruf eigentlich sicherstellen, dass die Fahrer ihre Hände während der Fahrt am Lenkrad behalten und sich auf die Straße konzentrieren. Genutzt werden für die Überwachung die Innenkamera und Bewegungssensoren am Lenkrad.

Zwei Millionen Autos zurückgerufen

Bereits im vergangenen Dezember war die NHTSA zu dem Ergebnis gekommen, dass die Selbstfahr-Technik nicht sicher genug ist. Daraufhin hatte sich Tesla in Abstimmung mit der Behörde freiwillig zu einem Rückruf für Nachbesserungen an mehr als zwei Millionen Fahrzeugen verpflichtet. Laut Tesla wurden seit Dezember 2023 die Fahrzeuge "over-the-air" mit der neuen Software (Versionsnummer 2023.44.30) bespielt. Bei seitdem neu produzierten Fahrzeugen passiert dies bereits im Werk. Betroffen waren allerdings alle jemals in den USA verkauften Tesla-Modelle – mit Ausnahme der Roadster. Insgesamt sind das 2.031.220 Elektroautos vom Typ Model S, Model X, Model 3 und Model Y. Nach dem Update soll es während der aktivierten Autopilot-Funktionen dann zusätzliche Kontrollen und Warnungen geben, die Fahrer zur Aufmerksamkeit mahnen.

Allerdings leitet die NHTSA nun direkt eine weitere Untersuchung ein, in der die Sicherheitsexperten ermitteln wollen, wie wirksam das Update tatsächlich gewesen ist. Sie deutete im Abschlussbericht ihrer ersten Untersuchung an, dass es wahrscheinlich unzureichend war, da immer mehr Unfälle im Zusammenhang mit Autopilot gemeldet wurden und weiterhin werden. Das US-Justizministerium und die kalifornische Verkehrsbehörde führen aktuell ebenfalls Untersuchungen wegen des Tesla-Autopiloten durch.

Hinweis: In der Fotoshow stellen wir Ihnen das Facelift des Tesla Model 3 vor.

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Fazit

Die NHTSA identifiziert als Ergebnis einer fast dreijährigen Untersuchung eine kritische Sicherheitslücke im Tesla-Autopiloten, die zu Hunderten Unfällen – 13 davon mit tödlichem Ausgang – beigetragen haben soll. Tesla reagierte im Dezember 2023 bereits mit einem Rückruf samt Software-Update. Ob dieses ausgereicht hat, ist nun Gegenstand der nächsten NHTSA-Untersuchung.

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Erscheinungsdatum 08.05.2024

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