Carlsson tunt nicht mehr
Legendärer Mercedes-Veredler hört auf

Auch unter seinem neuen Eigentümer hat Carlsson kein Glück – der legendäre Mercedes-Tuner hört auf.

Mercedes Carlsson CC63S Rivage
Foto: Carlsson

Carlsson Fahrzeugtechnik scheint Geschichte zu sein. Wie Mercedes-Fans berichtet, hat der aktuelle Eigentümer keine Lust mehr auf das Fahrzeug-Veredelungsgeschäft. Der koreanische Autozulieferer Sambo Motors hatte den Tuner und Entwickler von Rennsport-Teilen 2015 gekauft – damals war Carlsson insolvent.

Die Brüder Rolf und Andreas Hartge hatten den Veredler 1989 auf dem Gut Wiesenhof im saarländischen Merzig als Carlsson Automobiltechnik gegründet. Namensgeber war der 2009 im Alter von 62 Jahren verstorbene schwedische Rallyefahrer Ingvar Carlsson. Der ehemalige Mercedes-Werkfahrer beriet das Unternehmen lange Zeit. 2007 verkauften die Gebrüder Hartge die Firma an den Unternehmer Mathias R. Albert, im Mai 2012 übernahm die Hongkonger Zhongsheng Holding 70 Prozent der Anteile.

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Vorläufige Rettung kam aus Südkorea

Im Mai 2015 musste Carlsson Insolvenz anmelden. Hilfe kam vom südkoreanischen Automobilzulieferer Sambo Motors, der den Veredler übernahm, in Carlsson Fahrzeugtechnik umbenannte und den Firmensitz 2016 nach Saarlouis verlegte. Carlssons Kerngeschäft war das Entwickeln von Tuning-Komponenten für Mercedes-Modelle. Dazu gehörten Felgen, aerodynamische Anbauteile, Motorsteuerungen und mechanisches Motortuning. Außerdem machte Carlsson bei Rennserien wie dem 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring, der VLN Langstreckenmeisterschaft Nürburgring und der Rallye Dakar mit. Der Carlsson C25 auf Basis des Mercedes SL 65 AMG (Baureihe R 230) gehört zu den legendären Modellen des Veredlers. Aber auch dem Kleinstwagen Smart verpasste Carlsson ein Tuning.

Weg vom Kerngeschäft

Anscheinend auf Wunsch von Sambo Motors rückte Carlsson von diesem Kerngeschäft ab: Die Saarländer gründeten ihre Tochtermarke Carlsson Peninsula, die sich mit dem Tuning von Hyundai- und Kia-Modellen beschäftigte. Die Carlsson-Website ist Stand Anfang Oktober 2023 noch online – dort betont der Tuner, dass er sich ab sofort auf das Veredeln von Modellen wie dem Hyundai i30 N konzentriert. Schließlich beliefert Sambo Motors Hyundai und Kia. Der Markenbegriff Peninsula, auf Deutsch "Halbinsel", bezieht sich auf die koreanische Halbinsel.

Schluss mit Carlsson-Tuning

Die Abkehr vom Mercedes-Kerngeschäft hat Carlsson anscheinend nicht geholfen. Jetzt hat der Geschäftsbetrieb aufgehört: Die Lagerbestände an Felgen und aerodynamischen Anbauteilen sind genauso verkauft wie die Fahrzeuge aus dem Showroom in Saarlouis – darunter befand sich anscheinend auch ein C25. Die Markenrechte hält nach wie vor Sambo Motors, Verhandlungen mit möglichen Kaufinteressenten sollen laufen.

In der Bildergalerie zeigen wir die Carlsson-Tuning-Highlights der vergangenen Jahre.

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Fazit

Das Tuninggeschäft war schon immer kein einfaches – die Fahrzeughersteller versuchen selbst Geld mit Hochleistungsfahrzeugen zu verdienen. Wer nicht wie AMG (Mercedes), Brabus (ebenfalls Mercedes) oder Abt (Audi) direkt unter die Flügel eines großen Herstellers geschlüpft oder wenigstens eine sehr enge Bindung mit ihm eingegangen ist, muss hart kämpfen. Hinzu kommt die Umstellung auf Elektromobilität, die beispielsweise an ein Motortuning ganz andere Anforderungen stellt als an eine Leistungssteigerung bei Verbrennungsmotoren.

Carlsson war bereits 2015 insolvent, jetzt scheint der seit damals in der Verantwortung stehende südkoreanische Eigentümer keine Lust mehr auf Tuning von Carlsson zu haben. Der Schwenk weg von Mercedes-Modellen hin zu Fahrzeugen von Hyundai und Kia konnte die Saarländer nicht retten. Angeblich laufen Gespräche über den Verkauf der Markenrechte am Namen des legendären Veredlers.