Wieder Verzögerungen bei der Automobilproduktion
Chevrolet muss Corvette-Fertigung erneut pausieren

Seit dem Shutdown im Frühjahr lief die Autoproduktion weltweit eigentlich wieder auf Hochtouren. Nun gibt es jedoch erneute Einschränkungen. Diesmal trifft es Chevrolet und die Corvette-Fertigung.

Corona Virus Absatz Produktion Verlust Hersteller
Foto: Hersteller / Patrick Lang

General Motors erwischt derzeit eine zweite Corona-Welle. Konkret steht derzeit die Produktion der Corvette in Bowling Green, Kentucky, still. Als Grund nennt der Hersteller fehlende Teile von Zulieferern. Hier will Chevrolet erst wieder aufstocken, bevor die Fertigung wiederaufgenommen werden soll. Voraussichtlich wird dies am Montag (19. Oktober) der Fall sein. Wegen diverser Schwierigkeiten (auch abseits des Coronavirus) standen die Bänder in Bowling Green bereits mehrfach still, worunter sowohl die Produktion der letzten C7- als auch jene der ersten C8-Modelle litt. Chevrolet versichert aber, dass alle Besteller des 2020er Corvette-Modelljahres ihre Autos wie geplant erhalten sollen.

Unsere Highlights
10/2020, Chevrolet Corvette C8 Bowling Green
General Motors
In Bowling Green, Kentucky, wird die Corvette C8 gefertigt. Doch aktuell stehen die Bänder still.

Tesla startete Mitte Mai wieder durch

Mitte Mai konkretisierte Tesla seine Exit-Strategie aus dem Corona-Lockdown. Das Stammwerk im kalifornischen Fremont hat die normale Produktion wieder aufgenommen. Allerdings gelten in Alameda County nach wie vor Ausgangsbeschränkungen. Musk twitterte, er stehe selbst an der Produktionslinie – wenn jemand festgenommen werden sollte, dann bitte nur er selbst. Bereits am ersten Mai-Wochenende hatte Tesla Klage gegen die Beschränkungen eingereicht und damit gedroht, den Hauptsitz nach Texas zu verlegen. Kaliforniens Gouverneur hatte einen möglichen Produktionsstart für die Kalenderwoche 21 in Aussicht gestellt. Das Gesundheitsamt erwartet nun einen Ablauf- und Zeitplan vom Elektroauto-Hersteller. Musk hatte die Corona-Pandemie von Beginn an nicht als ernsthafte Bedrohung angesehen.

BMW startet vorsichtig

Im Rahmen der Lockerungen und Vorgaben der bayerischen Staatsregierung eröffnet BMW am 4. Mai seine BMW-Welt München. Kunden können wieder ihre Neufahrzeuge abholen und eine begrenzte Zahl von Besuchern kann sich in den Showrooms umsehen und sich beraten lassen. Aus Gründen des Gesundheitsschutzes finden Erklärungen bei der Fahrzeugabholung virtuell statt. Die Öffnungszeiten sind zunächst verkürzt: Montag bis Samstag von 08:00 bis 20:00 Uhr steht die BMW-Welt Kunden offen. Das Bistro Cooper's bieten Speisen und Getränke zum Mitnehmen an.

Museum und Classic weiter geschlossen

Das BMW Museum und die BMW Group Classic sowie die weiteren Restaurants belieben geschlossen. Führungen, Veranstaltungen und Workshops sind auch nach wie vor in der BMW-Welt nicht möglich.

BMW
Ab dem 4. Mai 2020 ist die BMW-Welt wieder geöffnet - allerdings stark eingeschränkt.

Volkswagen fährt Wolfsburg wieder hoch

VW möchte raus aus dem Lockdown und startet den schrittweisen Wiederstart der Pkw-Produktion (seit 20. April im Werk Zwickau und im slowakischen Werk Bratislava, seit 27. April im VW-Hauptwerk Wolfsburg). Anschließend folgen weitere Produktionsanlagen in Portugal, Spanien, Russland und sogar den USA. Für den Monat Mai plant Volkswagen dann die Wiedereröffnung seiner Werke in Südafrika, Argentinien, Brasilien und Mexiko.

VW: Wiederstart der Produktion nach Corona-Lockdown
VW
"Verzichten Sie auf Besprechungen mit mehr als fünf Personen." - bereits am Werkseingang weist VW auf die Gesundheitsschutz-Vorschriften hin.

Laut VW-Markenchef Ralf Brandstätter gehörte zur Produktionsvorbereitung das Umsetzen eines umfangreichen Maßnahmen-Katalogs für den Gesundheitsschutz. Außerdem sei es gelungen, die zusammengebrochenen Lieferketten wiederaufzubauen. Die Kurzarbeit soll parallel zum Wiederstart der Produktion nach und nach wieder einer Vollzeitbeschäftigung weichen.

VW: Wiederstart der Produktion nach Corona-Lockdown
VW
Am Band gilt Mundschutzpflicht, Trennwände fahren in der Produktion mit, um Infektionsmöglichkeiten zu unterbinden.

Produktionszahlen haben keine Priorität

VW-Betriebsrat-Chef Bernd Osterloh zeigt sich zwar zuversichtlich, was einen Produktions-Wiederanlauf angeht, schließlich starte Volkswagen jedes Jahr nach den Werkferien die Abläufe wieder neu; andererseits sei jetzt alles komplizierter. Die umfangreichen Maßnahmen für den Gesundheitsschutz sind gewöhnungsbedürftig und so stünden aktuell nicht die Produktionszahlen, sondern die Beantwortung der neu aufkommenden Fragen der Mitarbeiter im Vordergrund. Zum Schutz gehören vor allen Dingen Folien und Wände, die die Arbeiter voneinander trennen. Außerdem ist auf einem Video zu sehen, dass bei der Arbeit am Band eine Mundschutzpflicht zu herrschen scheint. Auf den Tischen der Pausenräume stehen Glasplatten, die wiederum die Mitarbeiter voneinander trennen – Gespräche sind trotzdem möglich.

Beim Wieder-Hochfahren der Produktion greift VW vor allen Dingen auf Erfahrungen aus China zurück: 32 der 33 dortigen VW-Werke arbeiten wieder. Bisher musste VW in seinen chinesischen Werken keinen einzigen Covid-19-Fall beklagen.

Audi startet Ende April durch

Einen Wiederstart der Produktion in seinen europäischen Werken plant Audi für Ende April. Die Motorenfertigung im ungarischen Győr fährt bereits seit dieser Woche wieder hoch. Zuvor hat Audi zahlreiche Gesundheitsschutz-Maßnahmen in den Werken umgesetzt – Maßgabe waren dafür die Richtlinien des Robert-Koch-Instituts und die der Gesundheitsbehörden der jeweiligen Länder. Für Gruppenecken, Werktore, Parkplätze, den internen Werkverkehr sowie für die Gastronomie und die Werkrestaurants hat Audi spezielle Schutzmaßnahmen entwickelt. Erst nach Zustimmung aller Beteiligten gilt ein Arbeitsplatz als "Corona-ready".

CSU-Chef Markus Söder will mit großzügiger Prämie helfen

Die Autoindustrie gehört wegen einer dramatisch zusammengebrochenen Nachfrage und kaputter Lieferketten zu den Leidtragenden der Corona-Krise. CSU-Chef Markus Söder hat deshalb die Einführung einer sogenannten Innovationsprämie für den Kauf von umweltfreundlichen Autos vorgeschlagen. Söder betont, dass bei einem Wiederstart der Automobilindustrie der Umweltschutz nicht in Vergessenheit geraten darf.

Jetzt konkretisiert der CSU-Chef seinen Vorschlag: Die Innovationsprämie müsse höher ausfallen und länger gelten als die als "Abwrackprämie" bekannte Umweltprämie des Konjunkturpaketes 2 aus dem Jahr 2009. Seinerzeit gab es beim Kauf eines Neuwagens einen staatlichen Zuschuss in Höhe von 2.500 Euro. Eine der Voraussetzungen zur Gewährung der Prämie war die Verschrottung eines Fahrzeugs, das mindestens seit einem Jahr auf den Käufer zugelassen war. Der Prämientopf enthielt fünf Milliarden Euro und war am zweiten September 2009 aufgebraucht. Sollte die Innovationsprämie also in der von Söder gewünschten Form kommen, steht eine Förderung in Höhe von deutlich mehr als fünf Milliarden Euro im Raum.

Exportmarkt wäre von Prämie unbeeinflusst

Söder sieht das als Chance, zum einen die Industrie zu stimulieren, zum anderen deren Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen. BMW-Chef Oliver Zipse begrüßt Söders Pläne und betont, dass es ein Fehler wäre, den Ausbau klimafreundlicher Technologien wegen Corona zu verschieben.

Die Abwrackprämie half 2009 zwar, den deutschen Automarkt vor einem kompletten Einbruch zu bewahren, aber die auf den Export ausgerichteten deutschen Autohersteller profitierten von der Prämie weniger massiv als erhofft.

Autohersteller haben massenhaft Produktionsstätten geschlossen

Soziale Kontakte auf ein Minimum herunterfahren lautet das wichtigste Gebot während der Corona-Pandemie. Außerdem ist der Absatz von teuren Gütern wie Autos beinahe komplett eingebrochen. Deshalb müssen auch immer mehr Autobauer ihre Werke schließen. Hier der Überblick:

Volvo startet wieder und misst Körpertemperatur bei Freiwilligen

Seit dem 20. April läuft die Volvo-Produktion im schwedischen Stammwerk Torslanda und im belgischen Gent wieder. Auch die Büros im Volvo-Hauptquartier in Göteborg sind am diesem Zeitpunkt wiederbesetzt. Umfangreiche Vorkehrungen für den Gesundheitsschutz waren die Voraussetzung für eine Wiederaufnahme der Produktion. An den Haupteingängen gibt es sogar es freiwillige Kontrollen der Körper-Temperatur und der Sauerstoff-Sättigung. Das schwedische Motorenwerk in Skövde und die schwedische Karosseriekomponentenfertigung in Olofström passen ihre Produktion dem Bedarf der anderen Werke an – insbesondere Gent läuft vorerst nur mit reduzierter Kraft. Die Wiedereröffnung des US-Werkes in South Carolina ist für den 11. Mai geplant.

Toyota öffnet seine europäischen Werke wieder

Nach den Schließungen am 17. März plant Toyota den Wiederstart der Produktion in seinen europäischen Werken. Die Yarsi-Produktion in Frankreich lief am 22. April wieder an, die damit eng verbundene Herstellung von Motoren und Getrieben für den Yaris in Polen ging am 23. April wieder los. Auch Toyota betont, dass die Verantwortlichen für die Produktion viele neue Vorsichtsmaßnahmen zum Gesundheitsschutz umgesetzt haben.

Mazda ist nicht mehr betroffen

Mazda betreibt Werke in Japan, Mexico, China und Thailand – kein einziges in Europa. Da die Werke in China wieder laufen, ist Mazda aktuell von der Corona-Krise nicht betroffen.

Mitsubishi schließt Produktionslinie in Japan

Bisher waren japanische Werke wenig bis gar nicht von der Corona-Krise betroffen. Jetzt schließt aber Mitsubishi die erste Fertigungslinie seiner Keicar-Produktion im Werk Mizushima. Als Grund geben die Japaner Probleme mit den Lieferketten an.

Caterham dicht

Selbst kleine Autohersteller, die noch viele Teile selber fertigen und deren Produktionsvolumen nur wenige Exemplare pro Monat beträgt, müssen sich jetzt der Corona-Krise beugen. So hat auch der englische Sportwagenspezialist den Stillstand all seiner Produktionsanlagen angekündigt – der Stopp galt erstmal bis zum 24. April. Weitere Informationen liegen aktuell nicht vor.

Morgan mit vier Wochen Pause

Seit 111 Jahren baut man bei Morgan Sportwagen. Jetzt haben sich die Briten dazu entschlossen erstmals seit dem zweiten Weltkrieg die Produktion auszusetzen. Vier Wochen soll die Fertigung still stehen.

Aston Martin macht zu

Auch Sportwagenhersteller Aston Martin stellte an allen britischen Standorten die Bänder bis zum 20. April 2020 ab. Es folgte eine Verlängerung bis zum 27. April. Weitere Informationen liegen aktuell nicht vor.

Panasonic stoppt Akku-Produktion in Kalifornien

Der japanische Konzern Panasonic stoppt seine Akkuproduktion im US-Bundesstaat Nevada. Der Tesla-Zulieferer, der dort zusammen mit dem US-Elektroautohersteller Tesla die Gigafactory 1 betreibt, legt seine Batteriefertigung für zwei Wochen still. Damit fährt Panasonic eine andere Linie als Tesla, das Ende letzter Woche noch in Aussicht gestellt hatte, dass in Nevada vorerst weiter E-Auto-Akkus gefertigt werden. In der Auszeit sollen die Panasonic-Mitarbeiter ihren vollen Lohn erhalten und die Fabrik intensiv gereinigt werden. Das Tesla-Werk in Fremont, Kalifornien, ist nach einer Anordnung des ansässigen Sheriffs bereits seit einigen Tagen geschlossen.

Elektro-Pickup-Startup Rivian stoppt alle Aktivitäten und zahlt weiter voll

Das von Amazon und Ford finanzierte Startup Rivian stoppt wegen der Corona-Pandemie alle seine Aktivitäten. Die Angestellten bekommen während dieser Auszeit ihr volles Gehalt. Wie lange der Stopp gilt, gab das Unternehmen bisher nicht bekannt. Rivian ist für seinen rein elektrisch angetriebenen Pickup R1T bekannt, mit dem das Startup auf dem bald startenden Markt für Elektro-Pickups mitmischen möchte. Rivian hat sein Hauptquartier in Plymouth im US-Bundesstaat Michigan und betreibt seine Fertigung in einem ehemaligem Mitsubishi-Werk in Normal im US-Bundesstaat Illinois. In Kalifornien hat Rivian verschiedene Entwicklungs-Büros.

Rivian R1T Elektro Pickup
Rivian
Das Startup Rivian pausiert die Arbeiten am Elektro-Pickup R1T.

e.GO Mobile seit dem 23. März dicht

Der Aachener Elektroautohersteller e.GO Mobile stellt seine gerade hochlaufende Produktion des Modells e.GO Life ab dem 23. März für mindestens vier Wochen ein. e.GO möchte mit der Maßnahme zu erwartenden Zulieferengpässen zuvor kommen. e.GO-Chef Professor Günther Schuh betont, dass der Produktionsstopp sein sich in der Hochlaufphase befindendes Startup besonders hart trifft. Schuh geht davon aus, dass sein Unternehmen ohne Hilfen von Bund und Land die Corona-Krise nicht übersteht.

Bugatti muss seine Manufaktur schließen

Auch wenn Bugattis Ausstoß an produzierten Autos überschaubar ist, muss die im elsässischen Molsheim gelegene Manufaktur jetzt schließen. Hauptgrund sind auch hier zusammengebrochene Lieferketten. Außerdem können Kunden wegen verschärfter Sicherheitsbestimmungen nicht mehr nach Molsheim reisen, um ihren Supersportwagen abzuholen – das Elsass gehört aktuell zu den besonders stark von Corona-Infektionen heimgesuchten Gebieten. Bugatti betont, dass man die von Regierung und Gesundheitsbehörden getroffenen Schutzvorkehrungen vorbehaltlos unterstütze und empfielt jedem Einzelnen, sich an den Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Ausbreitung zu beteiligen.

Bugatti Corona-Produktionsstopp
Bugatti
Selbst Bugatti muss jetzt die Produktion in seiner französischen Manufaktur unterbrechen.

Skoda hat alle Werke in Tschechien wieder geöffnet

Skoda sah sich gezwungen, alle seine tschechischen Werke (Mladá Boleslav, Kvasiny und Vrchlabí) wegen der Corona-Pandemie für zwei Wochen zu schließen. Die VW-Tochter betonte, dass es ihr oberstes Ziel ist, die Mitarbeiter im Konzern zu halten. Deshalb bekamen sie in der Zeit vom 19. bis zum 29. März 70 Prozent ihres Durchschnittseinkommens, in der Zeit vom 30. März bis zum 5. April dann 75 Prozent. Nun hat Skoda die Produktion in den tschechischen Werken wieder aufgenommen. Die Skoda-Produktion in China ist ebenfalls inzwischen wieder angelaufen, die Fertigungen in Indien und Russland laufen weiter.

Ford verschiebt Wiedereröffnung der US-Werke auf unbestimmte Zeit

Alle drei großen amerikanischen Autobauer GM, Ford und der zur FCA Group gehördende Chrysler-Konzern haben ihre US-Werke dichtgemacht. Dafür haben die Konzerne extra eine neue Vereinbarung mit der Gewerkschaft UAW (United Auto Workers) neu verhandelt – ursprünglich wollte die UAW die Werke solange wie möglich offen halten. Ursprünglich wollte Ford seine profitable Pickup-Produktion Anfang April wieder starten, um Einnahmen zu generieren. Aber die Zahl der mit COVID-19 Infizierten steigt in den USA weiter an. Der US-Bundesstaat Michigan, in dem besonders viele Autofabriken liegen, hat sich zu einem Hotspot der Corona-Pandemie entwickelt. Ford-Nordamerika-Chef Kumar Galhotra begründet die Verschiebung der Wiedereröffnung auf unbestimmte Zeit mit dem Gesundheitsschutz von Mitarbeitern, Lieferanten und Kunden. Davon unabhängig startete Ford am 20. April im Werk Rawsonville (Michigan) die Produktion von Beatmungsgeräten.

Honda zahlt trotz US-Werkschließungen weiter

Honda hatte beschlossen, seine US-Werke und seine beiden mexikanischen Werke bis mindestens 31. März dicht zu machen. Aktuell heißt es seitens Honda, dass am 1. Mai mit der Produktion gestartet werden soll. Die Japaner betonten, dass die Angestellten weiterhin ihr volles Gehalt bekämen. Außerdem desinfizierten Spezialteams die Werke für einen baldmöglichen Wiederstart. Das Herunterfahren der Bänder bedingte einen Produktionsverlust von mindestens 40.000 Fahrzeugen – laut Honda Nordamerika ist dies eine Anpassung an die sinkende Nachfrage in den nächsten Monaten.

Honda-Werk in Ohio
Honda
Honda macht alle seine US-Werke dicht - hier das Werk im US-Bundesstaat Ohio. Die Japaner zahlen ihren Mitarbeitern aber weiter die vollen Gehälter.

Tesla: Mitarbeiter ohne Bezüge im Urlaub

Tesla-Chef Elon Musk hält die weitgehenden Ausgangssperren wegen der Corona-Krise für übertrieben – und er durfte tatsächlich in seinem kalifornischen Werk weiterproduzieren. Damit ist jetzt Schluss: Das für die San Francisco Bay Area zuständige Sheriff-Büro verkündete, dass es für Tesla keine Ausnahme mehr gäbe. Inzwischen sind sämtliche US-Bundesstaaten von der Corona-Pandemie betroffen, Nordkalifornien gehört zu den Gebieten, die besonders viele Infizierte melden. Ausnahmen gelten beispielsweise für Krankenhäuser, Lebendmittel-Läden und Tankstellen. Auch Autowerkstätten tauchen auf der Ausnahmenliste auf – aber der Sheriff hat nun klar gemacht, dass das Herstellern von Autos nicht mit der Reparatur von Fahrzeugen gleichzusetzen ist. Musk hat diese Nachricht noch nicht ganz verdaut und hält die Schutzmaßnahmen für schädliche Panikmache. Er kündigt trotzig an, weiterhin zur Arbeit zu kommen – die über 10.000 Mitarbeiter des Werks Fremont bleiben aber zu Hause. Inzwischen sind tausende Tesla-Mitarbeiter ohne Bezüge im Zwangsurlaub.

Sheriff schließt Tesla-Werk in Kalifornien
Almeda County Sheriff via Twitter
Per Twitter verkündet: Der zuständige Sheriff schließt das Tesla-Werk im nordkalifornischen Fremont.

BMW: unbezahlter Urlaub für tausende US-Mitarbeiter

Am 17. März zeigte BMW noch Durchhaltewillen und vermeldete ein Aufrechterhalten der Produktion. Tags darauf mussten sich auch die Bayern den Tatsachen beugen, dass Lieferketten zusammenbrechen und verschärfte Schutzmaßnahmen gelten. Am 23. März mussten die Bayern auch das vorläufige Aus für ihr größtes Werk, das US-Werk Spartanburg, beschließen. Die Fertigung im mexikanischen San Luis Potosí steht ebenfalls still. Ab dem 12. April versetzt BMW seine US-Mitarbeiter in einen unbezahlten Urlaub – die Zahlung von Sozialleistungen und der Krankenversicherung läut aber weiter. Lohnersatzleistungen wie die deutsche Kurzarbeit gab es in den USA bisher nicht. Allerdings sind inzwischen Regelungen auf den Weg gebracht, die es Arbeitgebern erlauben, die Mitarbeiter für bis zu vier Monate in den Urlaub zu schicken, anstatt sie zu entlassen – für das Gehalt kommt in dieser Zeit dann der Steuerzahler auf. In Steyr sollen die Bänder ab dem 27. April wieder laufen. Die Werke in Dingolfingen und San Luis Potosi in Mexiko sollen am 11. Mai starten. München, Leipzig und Regensburg sowie die Mini-Produktion in Oxford starten am 18. Mai. Das große SUV-Autowerk im amerikanischen Spartanburg und das Motorradwerk in Berlin sollen ab dem 4. Mai wieder produzieren.

Rolls-Royce will am 4. Mai in Goodwood starten

BMWs edle Tochter Rolls-Royce leidet ebenfalls unter der Corona-Krise: Die Briten stellen die Produktion in ihrem Werk im englischen Goodwood ein, um ihre Mitarbeiter vor dem Corona-Virus zu schützen. Während BMW-Produktionsstätten die Antriebsstränge aus Deutschland liefern, findet die Endmontage der Rolls-Royce-Modelle in Goodwood statt. Dabei kommt auch viel Handarbeit zum Einsatz, beispielsweise bei der Herstellung und dem Einbau individueller Holzintarsien und anderer Kunstwerke. Am 4. Mai soll die Produktion wieder anlaufen.

Rolls-Royce Spirit of Ecstasy
Rolls-Royce
Rolls-Royce schließt seine noble Fabrik in Goodwood, um seine Mitarbeiter vor dem Corona-Virus zu schützen.

Daimler schließt größtes Lkw-Werk der Welt

Mercedes unterbrach einen großen Teil seiner europäischen Produktion für mindestens zwei Wochen. Zum einen gebe es vermehrt Schwierigkeiten mit den Zulieferketten, zum anderen folge man den Empfehlungen der Behörden zur Eindämmung der Ausbreitung des Corona-Virus. Außerdem helfe die Maßnahme, die Finanzkraft des Unternehmens in Zeiten geringer Nachfrage zu sichern. Die Auswirkungen der Corona-Krise lasse sich weder hinreichend ermitteln noch beziffern. Inzwischen steht auch die Produktion im Lkw-Werk im im rheinland-pfälzischen Wörth am Rhein – damit ist das größte Lkw-Werk der Welt dicht. Seit dem 27. April laufen die Bänder in den Pkw-Werken Sindelfingen und Bremen wieder.

Liqui Moly zahlt 1.000 Euro Prämie

Der Schmierstoffspezialist Liqui Moly zahlt seinen Mitarbeitern für den Monat März eine Prämie in Höhe von 1.000 Euro. Unternehmens-Chef Ernst Prost bedankt sich damit für den Einsatz der Angestellten während der Corona-Krise – seit gestern arbeitet der Hersteller in einem Notfallmodus. Prost betont, dass die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie auch Liqui Moly hart treffen werden – gerade deshalb möchte er jetzt seine Mitarbeiter motivieren.

Liqui Moly Motorsport-Kalender 2019
Liqui Moly
Liqui Moly bedankt sich bei seinen Mitarbeitern mit einer Prämie in Höhe von 1.000 Euro für den Monat März.

Ferrari, Lamborghini und Maserati stoppen Produktion

Ferrari machte seine beiden Werke in Maranello und Modena dicht – laut den Italienern gibt es inzwischen große Probleme mit der Zulieferkette. VW-Tochter Lamborghini stellte am 13. März seine Produktion ein. Auch Maserati hat sämtliche Werke geschlossen.

PSA setzt Gesundheitsschutz-Maßnahmen um

Der französische Autohersteller PSA hat nach der Schließung seiner gesamten europäischen Werke mit dem Betriebsrat eine Vereinbarung geschlossen, um umfangreiche Schutzmaßnahmen umzusetzen. Nach Umsetzung dieser Maßnahmen möchten die Franzosen im jeweiligen gesellschaftlichen Kontext ihre Werke wieder schrittweise öffnen. Einen genauen Zeitplan gibt es dafür noch nicht.

Opel-Werk Rüsseslheim
Opel
Kein Ausstoß: Opel hat die Bänder in seinem Werk in Rüsselsheim angehalten.

VW Autostadt, Mercedes-Museum und BMW-Welt geschlossen

Auch das kulturelle Angebot der Autohersteller ist betroffen: So ist auch das Mercedes-Museum in Stuttgart geschlossen. Bereits bezahlte Eintrittskarten und Führungen erstattet das Museum kostenfrei. VW hat inzwischen die Tore der Autostadt in Wolfsburg verriegelt – seit dem 14. März gibt es die beliebten Autoauslieferungen vor Ort, gern in Kombination mit dem Verzehr einer VW-Currywurst, nicht mehr. BMW schließt in München BMW Welt, BMW Museum und BMW Group Classic. Für bereits in der BMW-Welt geplante Fahrzeugauslieferungen wenden sich laut BMW die entsprechenden Händler an ihre Kunden.

China kehrt zur Normalität zurück

Volkswagen fährt in China fast sämtliche Produktionsstätten wieder hoch – laut VW-Chef Herbert Diess sind die örtlichen Corona-Einschränkungen erstmal überstanden. Auch alle anderen Hersteller melden ein Wiederanlaufen der Produktion. Und die Nachfrage nach Fahrzeugen zieht nach den katastrophalen Einbrüchen der letzten Monate wieder Tag für Tag an.

BMW Produktion Fertigung Band Fabrik
BMW
Das weltweit größte Werk von BMW steht nicht in München, sondern im chinesischen Shenyang. Dort ging es nach den Neujahrsferien erst mit zwei Wochen Verzögerung wieder in den betrieblichen Alltag zurück.

Doch längst nicht alle Lieferketten wieder rund. Nissan und Honda haben ihre Produktionen in mehreren japanischen Werken drastisch eingeschränkt. Das liegt vor allem daran, dass Teile aus China fehlen, die für die Produktion von mehreren Modellen benötigt werden. Auch Mazda schaut sich nach neuen Lieferanten um, die nicht in China sitzen.

Moia pausiert Betrieb

Der Hamburger Sammeltaxi-Dienst Moia pausiert seit dem 1. April. Als Grund nennt der Ridesharing-Anbieter, dass während der Corona-Pandemie kaum noch Kunden das Angebot wahrnehmen und das man seine Mitarbeiter vor einer Ansteckung mit dem Virus schützen wolle. Bis zur Pause erfolgt eine organisatorische Trennung der beiden Betriebshöfe. Für seine 900 Mitarbeiter hat der Dienstleister Kurzarbeit beantragt.

ATU in Deutschland wieder geöffnet

Die Werkstatt-Kette ATU mit Hauptsitz in Weiden in der Oberpfalz stellte den Betrieb aller Filialen in Deutschland, Österreich und der Schweiz ein. Dabei gelten Autowerkstätten als "systemrelevant" und dürfen somit weiterhin in Betrieb bleiben. ATU begründet den Schritt mit dem Gesundheitsschutz für seine Mitarbeiter. Den Online-Handel erhielt ATU aufrecht. Ab sofort sind deutschlandweit alle ATU Filialen wieder geöffnet.

Flixbus und Blablabus fahren nicht mehr

Deutschlands größter Fernreise-Busanbieter Flixbus stellte am 17 März seinen kompletten Betrieb auf deutschen und grenzüberschreitenden Strecken ein. Das Unternehmen hat hierzulande einen Marktanteil in Höhe von 95 Prozent. Laut Flixbus erfülle man damit die von Bund und Ländern beschlossenen "Leitlinien zur weiteren Beschränkung von sozialen Kontakten im öffentlichen Bereich in Deutschland”. Blablabus folgt der Entscheidung von Flixbus und stellt ebenfalls seinen Betrieb ein. Die Mitfahrvermittlung Blablacar mischt seit Sommer 2019 auf dem Fernbusmarkt mit. Inzwischen hat auch der Kölner Fernbus-Anbieter Pinkbus angekündigt, sein Angebot nach und nach zurückzufahren.

Agnelli-Familie spendet zehn Millionen Euro

Die italienische Unternehmer-Familie Agnelli hält unter anderem die Mehrheit an der FCA Group (Fiat Chrysler Automobiles). Die Familie spendet jetzt zehn Millionen Euro an die italienischen Katastrophenschutzbehörde und an eine Sozialhilfeorganisation.

Umfrage
Gehen die Hersteller mit einem frühen Wiederstart der Produktion ein zu hohes Risiko ein?
738 Mal abgestimmt
Nein, es gibt jede Menge Gesundheitsschutz-Maßnahmen und die Mitarbeiter wissen, wie sie sich verhalten müssen.Ja, es gibt in Deutschland noch jeden Tag tausende Neuinfektionen - das ist viel zu gefährlich.

Fazit

Die Autohersteller wagen sich ganz vorsichtig wieder aus der Lockdown-Phase. Dies ist zum einen überlebenswichtig, zum anderen aber auch sehr heikel.

Inzwischen gibt es Erfahrungen im Umgang mit dem Virus: Umfangreiche Gesundheitsschutz-Maßnahmen und das Einhalten von Social Distancing auch am Arbeitsplatz sollen das Infektionsrisiko minimieren. Den eigenen Betrieb zu einem neuen Infektionsherd machen, könnte sich kein Autohersteller leisten – die Arbeitnehmer würden das Vertrauen verlieren und das Image als ungeduldiger Frühstarter, der andere gefährdet, wäre voraussichtlich schädlich fürs Geschäft. Zudem wäre eine zweite Infektionswelle, die das bisher Erreichte wieder zerstört, für die gesamte Branche fatal. So ist es vollkommen richtig, dass der Gesundheitsschutz beim Produktions-Wiederstart höchste Priorität genießt.