SsangYong-Zukunft
Gericht billigt neuen Sanierungsplan

Nachdem Edison Motors seinen Zahlungsverpflichtungen nicht nachgekommen ist, hat SsangYong einen neuen Investor gefunden. Jetzt hat auch das Insolvenzgericht dem neuen Sanierungsplan zugestimmt.

Ssangyong J100 e-SUV Concept
Foto: Ssangyong

Die SsangYong Motor Company (SYMC) schien seit Anfang Januar 2022 wieder eine Perspektive zu haben. Ein vom südkoreanischen Elektro-Lkw-Hersteller Edison Motors geführtes Konsortium, zu dem auch ein südkoreanischer Börsen-Fonds und eine Investment-Firma aus den USA gehören, hatte mit SsangYong zu einem Preis von umgerechnet rund 224 Millionen Euro die Übernahme vereinbart. Der entsprechende Übernahmevertrag wurde am Montag (10.1.2022) unterschrieben. Das Insolvenzgericht hatte der Übernahme zugestimmt. Wie der Autobauer am 28. März 2022 mitgeteilt hatte, wurde der Investitionsvertrag über einen Zusammenschluss jedoch wieder aufgehoben, da das Konsortium seinen bis zum 25. März 2022 (fünf Werktage vor der Gläubigerversammlung) fälligen Zahlungsverpflichtungen nicht nachgekommen sei.

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Edison raus, KG rein

Nach Aufhebung des Investitionsvertrags mit dem Edison Motors Consortium musste SsangYong einen neuen Investor suchen und innerhalb der gesetzlichen Frist einen entsprechenden Sanierungsplan vorlegen. Das ist offenbar gelungen: Wie der koreanische Autobauer am 13. Mai 2022 mitteilte, habe man mit einem Konsortium unter Führung des Stahl- und Chemiekonzerns KG einen neuen potenziellen Investor gefunden. Das Insolvenzgericht in Seoul hat die Entscheidung bereits gebilligt, das KG-Konsortium als finalen Bewerber in dem Bieterverfahren auszuwählen. Laut einer Börsenmitteilung von SsangYong plant das Konsortium, das auch Finanzinvestoren umfasst, Investitionen von umgerechnet rund 700 Millionen Euro, um den Kauf einer Mehrheitsbeteiligung zu schultern. Die KG Group würde damit in ein für sie neues Geschäftsfeld einsteigen.

In einer Börsenmitteilung vom Freitag (26.8.2022) teilte SsangYong mit, das Insolvenzgericht habe genauso wie die Gläubiger dem neuen Sanierungsplan zugestimmt. Damit sei auch der Weg für die Übernahme durch KG frei. Das Unternehmen wird mit 61 Prozent größter Anteilseigner am koreanischen Autobauer. Den Sanierungsplänen zufolge will der Autobauer 237 Milliarden Won (177,6 Millionen Euro) an Kreditgeber sowie einen Teil des Geldes, das es Zulieferern und Mahindra schuldet, zurückzahlen. Der Rest der Forderungen soll in Anteile umgewandelt werden.

Seit Jahresende 2020 kurz vor dem Aus

Im Frühjahr 2021 wurde in Seoul das gerichtliche Sanierungsverfahren gegen SsangYong eröffnet. Bei diesem "zustimmungspflichtigen 'Merger & Acquisition' Rehabilitationsplan" handelt es sich um die zweite Stufe im komplizierten Insolvenzrecht des Landes. Ein vom Konkursgericht bestellter Verwalter sollte in dessen Rahmen einschätzen, ob das Unternehmen überlebensfähig ist. Wäre dieser Nachweis nicht erfolgt, hätte SsangYong in die Insolvenz rutschen und sogar abgewickelt werden können. Dieses Szenario schien mit der Übernahme durch Edison Motors eigentlich vom Tisch zu sein.

Kurz vor Jahresende 2020 hatte der Autohersteller bereits einen Antrag gestellt, eine Sanierung in Eigenregie mittels "Autonomous Restructuring Support" (ARS)-Verfahren durchzuführen, dieses allerdings nicht rechtzeitig zum Erfolg geführt. Das grundsätzliche Prozedere blieb jedoch dasselbe: SsangYong konnte die Produktion und den Vertrieb seiner Fahrzeuge uneingeschränkt fortlaufen lassen. Gleichzeitig bekam das Unternehmen mehr Zeit, seine Liquiditätsprobleme zu lösen. Dies sollte unter anderem über eine Neubewertung seiner Vermögenswerte geschehen, einschließlich des Hauptsitzes in Pyeongtaek und 165 weiterer Immobilien. Zudem hatte SsangYong Einspruch gegen die Entscheidung der koreanischen Börse eingelegt, das Unternehmen von dieser auszuschließen.

Bis eine Übernahme über die Bühne gebracht wird, hält der indische Mahindra-Konzern weiter 75 Prozent an SsangYong. Schon seit Sommer 2020 wollen die Inder Anteile verkaufen und waren bislang vergeblich auf der Suche nach einem neuen Investor für den chronisch unrentablen Autobauer. Einer der Gründe für die jüngsten Finanzlöcher waren durch die Covid-19-Pandemie hervorgerufene Schwierigkeiten. Diese haben dazu geführt, dass SsangYong einen Kredit bei der JPMorgan Chase Bank nicht zurückzahlen konnte, der Mitte Dezember 2019 fällig gewesen wäre. Dabei soll es sich um eine Summe von 60 Milliarden Won (umgerechnet gut 44 Millionen Euro) gehandelt haben. Noch größere Verbindlichkeiten soll es bei Koreas Entwicklungsbank geben. Für die Kredite galt während des Sanierungsverfahrens, dass die Rückzahlungslast der Darlehen und Zinsen aufgehoben ist.

Ständig Unruhe bei SsangYong

SsangYong hat seit den späten Neunzigerjahren schon einige Besitzerwechsel mitgemacht. Der viertgrößte koreanische Autohersteller gehörte seit 1997 zu Daewoo und wurde 2004 vom chinesischen SAIC-Konzern übernommen. Seit 2011 spielte Mahindra die Rolle des größten Anteilseigners. Zwei Jahre zuvor hatte Ssangyong schon einmal Insolvenz beantragt, was dazu führte, dass die Inder nur einen allenfalls symbolischen Betrag von 2.100 Rupien (aktuell rund 23 Euro) für die Marke zahlen mussten. Der Mahindra-Konzern, der selbst seit einiger Zeit mit schweren Verlusten kämpft, war in jüngerer Vergangenheit jedoch nicht mehr bereit, das nötige Geld in die finanziell chronisch klamme Marke zu pumpen.

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Fazit

Seit Anfang Januar 2022 schien die Zukunft von SsangYong mit der Übernahme durch das Edison-Konsortium gesichert zu sein. Deren zugesagtes Invest blieb aber aus, der Autobauer musste wieder nach einem Finanzpartner suchen. Mit der KG Group haben die Koreaner einen neuen Investor gefunden. Bleibt zu hoffen, dass SsangYong jetzt endlich unter einem neuen Eigentümer modernisiert werden kann. Ein ruhigeres Fahrwasser wäre den Koreanern zu wünschen.

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