JLR-Boss Thierry Bolloré setzt Rotstift an
Sechs Modelle auf der Streichliste

Der neue Jaguar Land Rover-Boss Thierry Bolloré plant, die Produktpalette des Autobauers deutlich zu verschlanken.

Thierry Bolloré
Foto: Jaguar Land Rover

Die britische "Sunday Times" zitiert in einem Bericht interne Quellen wonach bis zu sechs aktuelle sowie geplante Modelle dem Rotstift zum Opfer fallen könnten. Darunter auch der neu entwickelte Jaguar XJ sowie weitere Elektro-Derivate.

"Verwirrende Modellpolitik"

Bolloré ist im Oktober 2020 von Renault zu Jaguar Land Rover (JLR) gewechselt und hat dort den langjährigen Boss Ralph Speth abgelöst. Speth war angetreten, die Marke Jaguar nach der Trennung von Ford zum Erfolg zu führen. Stattdessen sieht sich der 57-jährige Bolloré nun mit gleich zwei großen Problemen konfrontiert. Zum einen erbte er die wirtschaftliche Schieflage des Unternehmens, bei der die Gewinne von Land Rover die Verluste von Jaguar auffangen – insbesondere die Jaguar Limousinen verkaufen sich schlecht. Zum anderen kommt eine "verwirrende" Modellpolitik dazu, wie die Times schreibt.

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Jaguar XJ Erlkönig
Stefan Baldauf
Noch vor dem Marktstart könnte der Jaguar XJ eingestellt werden.

Innerhalb der kommenden zwei bis drei Monate will Bolloré eine Entscheidung zu den Modellstreichungen treffen, schreibt die Sunday Times. Der Franzose will die schleppende Elektrifizierung stärker vorantreiben.

Verkaufsaussichten des XJ gering

Trotz der Elektroambitionen steht der vollelektrische Jaguar XJ auf der Abschussliste. Als erstes Modell basiert er auf der neuentwickelten Modularen Längs-Architektur (MLA), einen ersten Prototyp hat auto-motor-und-sport.de bereits abgeschossen (siehe Fotoshow). Ursprünglich sollte der XJ schon Ende 2020 seinen Kampf gegen die Elektrokonkurrenz von Tesla und Porsche aufnehmen, wegen der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie verzögert sich der Marktstart um fast ein Jahr – falls der JLR-Boss nicht schon vorher die Axt schwingt.

Neben dem XJ sind auch zwei weitere Elektromodelle, ein Range Rover sowie ein Jaguar-SUV auf der gleichen Plattform bedroht. Die Verkaufsaussichten von 38.000 Jaguar XJ pro Jahr seien "gering" – dem gegenüber stehen Investments für Entwicklung und Werkausrüstung in Höhe von mehreren Millionen Pfund.

Neben den Elektroautos könnten auch die Limousinen Jaguar XE sowie XF das Zeitlich segnen. Diese beiden Modelle stehen schon länger im Fokus, Mutterkonzern Tata hatte schon vor Wochen eine Entscheidung zu den beiden Limousinen in Aussicht gestellt. Diese können beide zugunsten eines Modells mit Mild-Hybrid- und Plugin-Hybrid-Technik auf der neuen MLA-Plattform verschmelzen.

Darüber hinaus sieht es schlecht aus für den Land Rover Discovery Sport. Letztendlich stehen mit den Modellstreichungen auch die britischen Werk Castle Bromwich und Hazelwood auf dem Prüfstand.

Fazit

Neuer Boss, neue Strategie. Bolloré muss mit zwei Problemen bei Jaguar Land Rover kämpfen und diese Probleme sind eng miteinander verknüpft. Der französische Manager muss logischerweise die Modellpalette entwirren sowie konsequent und schnell auf die Elektrifizierung seiner Fahrzeuge setzen – nur so kann er die Wende für Jaguar-Land Rover schaffen.

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