Sparmaßnahmen im Jaguar-Modellprogramm
Aus für XE und XF? Kommt ein kleiner Jag?

Nach Medienberichten wird Jaguar Land Rover perspektivisch wohl Jaguar-Modelle aussortieren. Das Unternehmen dementiert.

Jaguar RD-6 Concept
Foto: Jaguar

Wie die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf einen Manager des indischen Mutterkonzerns Tata Motors berichtet, soll die Entscheidung, ob Modelle oder Modellprogramme gestrichen werden "in ein paar Wochen" fallen.

Entscheidung für mehrere Jahre

In einer Telefonkonferenz mit Investoren am Donnerstag (18.6.2020) hat P.B. Balaji, Finanzchef von Tata, angedeutet, zunächst die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den globalen Pkw-Absatz abzuwarten, bevor die Entscheidung getroffen wird. "Wir wollen unsere langfristige Strategie nicht auf der Basis von Zeitungsüberschriften festlegen", sagte Balaji. "Die Entscheidung wird noch in drei oder vier Jahren Einfluss auf uns haben." Entsprechend würden Modellstreichungen erst neue Modellgenerationen betreffen.

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Nach einem Bericht des Handelsblatts belastet der Corona-Lockdown das Unternehmen mit einem Absatzeinbruch, der mit über 660 Millionen Euro beziffert wird. Das Geschäftsjahr 2020, das im März endete, hatte für JLR einen Verlust vor Steuern von fast 470 Millionen Euro verzeichnet. Schon 2019 muss der britische Autobauer einen massiven Verlust hinnehmen und hatte ein Sparprogramm gestartet.

Jaguar steht stark im Fokus

Insbesondere die Marke Jaguar steht auf dem Prüfstand. "Das ist keine leichte Aufgabe. Es ist eine sehr renommierte Marke, aber in einigen Märkten ist sie nicht so stark, wie sie sein sollte", erklärte Balaji. Ein Team unter der Leitung von Vertriebs- und Marketingchef Felix Bräutigam untersuche Jaguars Markenpositionierung und bewerte, wie man das Profil anhand des Modellportfolios schärfen könne.

Als mögliche Streichkandidaten stehen der Jaguar XE und der Jaguar XF im Fokus. So könnten als eine Option beide Modelle durch eine Limousine mit Mild-Hybrid- und Plugin-Hybrid-Technik ersetzt werden. Das Modell würde dann auf der neuesten MLA-Plattform der Briten stehen, die in Zukunft zahlreiche Modelle des Konzerns tragen wird und Kosten deutlich reduziert.

Kommt ein kompakter Jaguar?

Die britische Autocar berichtet von einer zweiten Option, wonach der neue Jaguar-Design-Chef Julian Thomson ein kompaktes Modell mit 4,50 Meter Länge in Aussicht stellt. Diese Modell soll eleganter gestylt sein als die aggressiven deutschen Premium-Modelle in diesem Segment. "Ich möchte gerne kleinere Autos machen", sagte er, "und es scheint, dass die Zeit dafür reif ist. Jaguar braucht ein globales Produkt, das junge Käufer und vor allem mehr Frauen anspricht."

Als einen Hinweis auf dieses Modell könnte man sich das Jaguar RD-6 Concept vorstellen, das auf der IAA 2003 gezeigt wurde und das erste Modell aus der Feder des Jaguar-Design-Chefs Ian Callum war. Der Jaguar R-D6 ist 4.330 mm lang und hat einen Radstand von 2.840 mm. Der Fünftürer wurde von einem 2,7-Liter-V6-Diesel mit 233 PS und einem maximalen Drehmoment von 500 Nm befeuert, wobei der Sechszylinder seine Kraft auf die Hinterachse leitete. Die lediglich 1,5 Tonnen schwere Studie stand auf 21 Zoll großen Leichtmetallrädern und sollte in unter sechs Sekunden auf 100 km/h spurten. Der elektronische Riegel schob sich bei 250 Sachen vor. Der Clou des kleinen Jags waren die gegenläufig angeschlagenen Türen sowie die seitlich nach oben öffnende Heckklappe.

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Das Problem eines kompakten neuen Modells ist jedoch die MLA-Plattform. Es stellt sich die Frage, ob diese für kleinere Fahrzeuge kostengünstig zu adaptieren ist.

Ein Sprecher von Jaguar Land Rover dementierte Modellstreichungen. Es gebe Verzögerungen durch die Corona-Pandemie, die Facelifts für Jaguar XE (hier zum Fahrbericht) und XF (hier zum Erlkönig) stünden unverändert an.

Fazit

Corona und schlechte wirtschaftliche Kennziffern: Da ist es nur eine Frage der Zeit, bis der Mutter-Konzern Tata Motors die Reißleine bei Jaguar Land Rover zieht. Das wird vermutlich nicht die aktuellen Baureihen mit ihren geplanten Facelifts betreffen.

Aber der Markt für klassische Limousinen ist am Boden und den Briten rennt aktuell die Zeit davon, ihre Produkte dem Markt anzupassen. Immerhin hat das Unternehmen mit der neuen flexiblen MLA-Plattform einen Grundstein für kostengünstiger zu produzierende Modelle mit elektrifizierten Antrieben gelegt.