MG – Portrait des chinesischen Autoherstellers
Mit 4 Modellen besser als Polestar oder Alfa

Der chinesische Autobauer MG Roewe ist allmählich in Europa und auch auf dem deutschen Markt angekommen. Wir haben uns den chinesischen Autobauer einmal näher angeschaut und blicken auf Modelle, Händler, Service und Historie.

MG Modellrange
Foto: MG

Im ersten Halbjahr 2022 konnte MG Roewe, so der offiziell beim Kraftfahrt-Bundesamt in Flensburg geführte Name des Autobauers, in Deutschland 4.181 Modelle erstmals zulassen. Insgesamt hat die Marke vier Modelle im Markt, wobei der RX6 und der ZS das Gros der Neuzulassungen stellen. Zwar erscheinen die etwas mehr als 4.000 Neuzulassungen im Vergleich zu den deutschen Autoherstellern nicht beachtlich, im Vergleich zu anderen Fahrzeugherstellern haben sich die Chinesen jedoch durchaus etabliert. Polestar sowie Lynk & Co, ebenfalls Marken aus China, kommen auf 2.277 beziehungsweise 1.484 Neuzulassungen. SsangYong schaffte keine 1.000 Modelle im ersten Halbjahr, Lexus deren 1.359. Jaguar kann 1.663 Neuzulassungen auf sich vereinen, DS lediglich 1.046 und Alfa 1.488. Und Honda kommt mit 4.263 Modellen nur auf etwas mehr als die Konkurrenz aus China.

Unsere Highlights

Modelle

Vier Modelle hat MG aktuell im Angebot. Der MG ZS ist ein klassischer SUV mit 4.323 mm Länge, den es ausschließlich mit E-Antrieb gibt. Das Modell kommt auf eine Reichweite zwischen 320 und 440 Kilometer nach WLTP, rennt in 8,6 Sekunden auf 100 km/h und verfügt über einen 177 PS starken Permanent-Synchron-E-Motor. Die Batteriekapazität liegt bei 51 kWh in der Basisausführung und bei 72 kWh in der Long Range-Version. Der MG ZS steht ab 30.420 Euro (Stand 8/2022) in der Preisliste.

Der MG EHS (teilweise auch RX6 genannt) ist ein SUV mit Plug-in-Hybrid-Antrieb. Er misst in der Länge 4.574 mm. Er wird von einem 1,5 Liter großen Reihenvierzylinder mit 119 kW angetrieben, dazu gesellt sich ein 90 kW starker E-Motor. Die Systemleistung gibt MG mit 258 PS an. Derart potent beschleunigt der EHS in 6,8 Sekunden auf Tempo 100 und erreicht maximal 190 Sachen. Die Akkukapazität liegt bei 16,6 kWh, die rein elektrische Reichweite bei 52 Kilometer. Der EHS kostet ab 32.312 Euro.

Der MG Marvel R ist der dritte SUV der Chinesen und misst 4.674 mm in der Länge. Auch das Elektro-Modell wird von einem PMS-Motor mit 132 kW Leistung sowie 410 Nm Drehmoment angetrieben. Die Batteriekapazität beträgt 70 kWh, die Reichweite liegt bei 402 Kilometern. Der Marvel R sprintet in 7,9 Sekunden auf Tempo 100 und erreicht bis zu 200 km/h. Er kostet mindestens 43.420 Euro.

Mit dem MG 5 hat die Marke einen 4,50 Meter langen, rein elektrisch betriebenen Kombi im Angebot. Die Nennleistung liegt je nach Ausstattung zwischen 115 und 130 kW, das maximale Drehmoment bei 280 Nm. Die Batteriegrößen gibt MG zwischen 50,3 und 61,1 kWh an. Die Vmax für den Kombi liegt bei 185 km/h, die Reichweite beträgt zwischen 380 und 400 Kilometern. In 8,3 Sekunden rennt der Kombi auf 100 Sachen und kostet ab 31.920 Euro.

Im Herbst 2022 bringt MG noch den MG 4 Electric in Europa auf den Markt. Das fünftürige Steilheckmodell zielt mit einer Länge von 4,29 Metern, einer Breite von 1,84 Metern und einer Höhe von 1,50 Metern bei einem Radstand von 2.705 Millimetern auf Wettbewerber wie den VW ID.3. MG verspricht für den 1.665 Kilogramm schweren MG 4 Electric eine Beschleunigung von null auf 100 km/h in unter acht Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit liegt abgeregelt bei 160 km/h. Angeboten wird der MG 4 Electric mit zwei Batterieoptionen; die Kapazität beträgt entweder 51 oder 64 kWh. Die Reichweiten sollen zwischen 350 und 450 Kilometern nach WLTP-Norm liegen.

Die Produktionsstätten der einzelnen Modelle sind Ningde, Fujian (MG EHS); Lingang, Schanghai (MG Marvel R); Zhengzhou, Henan (MG ZS EV) sowie Nanjing, Jiang Su (MG5 Electric)

Kaufen

In Deutschland gibt es aktuell 135 Händler, die bei MG Agent genannt werden. Bis Ende 2022 soll es 150 Agenturen geben. Bei den MG Agenten sind Neuwagenvermittlung, Beratung und Probefahrten je nach Modellverfügbarkeit möglich. Es handelt sich dabei um Mehrmarken-Autohäuser (Ford, Opel, VW, Mercedes, Hyundai, Kia, Nissan, etc.). Als weiteren Vertriebskanal gibt es den Online-Kauf. Hier müssen Käuferinnen oder Käufer zunächst auf der Website das gewünschte Modell konfigurieren. Bei der Bestellung gibt man einen MG Agenten an, bei dem das Fahrzeug abgeholt werden soll. Die zahlungspflichtige Bestellung erfolgt über eine Anzahlung in Höhe von 250 Euro per Kreditkarte. Die Kunden erhalten nach Überprüfung eine Auftragsbestätigung, der Kaufvertrag ist geschlossen. Eine Rechnung gibt es dann direkt vom Agenten. Der Händler übergibt bei der Auslieferung des Fahrzeugs dann auch alle Dokumente und Unterlagen.

Wichtig: Beim Kauf gibt es keinerlei vergünstigte Konditionen oder besondere Angebote. Auch Sondermodelle werden nicht angeboten.

Neben dem Barkauf ist auch Leasing und Finanzierung möglich. Diese beiden Vertriebskanäle deckt der MG Agent direkt ab. Bei der Finanzierung ist die Bank 11 Partner des chinesischen Autobauers, für das Leasing ist die Bank Arval zuständig. Gebrauchte Fahrzeuge bieten die Handelspartner von MG aktuell nicht an.

Garantie

MG bietet eine Garantie für sieben Jahre oder 150.000 Kilometer – je nachdem, was zuerst eintritt. Die Garantie erstreckt sich auf alle Komponenten des Fahrzeugs, einschließlich der Hochvolt-Akkueinheit. Es gibt jedoch Einschränkungen. Verschleißteile unterliegen einer Zweijahres-Garantie, ebenso die Ladeklappe und das Kabel. Die Garantie für Infotainment, Komfort- und Assistenzsysteme sowie für den Lack liegt bei drei Jahren oder 72.000 Kilometern. Die Fahrzeuge müssen jährlich zum Service beim MG Agenten.

Historie

Die Muttergesellschaft von MG ist SAIC Motor (Shanghai Automobile Industry Corporation). SAIC Motor ist der siebtgrößte Autohersteller der Welt und war der erste Automobilkonzern in China, dessen Jahresabsatz sieben Millionen Einheiten überstieg. Zu den mit SAIC Motor verbundenen Automobilunternehmen gehören Morris Garages (MG), Roewe und Maxus, aber auch SAIC Volkswagen, SAIC-GM und andere.

2004 kaufte SAIC vom insolventen britischen Autobauer Rover die Baurechte für die Modelle Rover 25 und 75. Der Markenname Rover gehörte nicht dazu, weshalb SAIC die Marke Roewe nannte. Dieser Name klingt wie "rong wei", das im Chinesischen mit "ruhmreiche Kraft" übersetzt werden kann. Im Englischen wird der Name als "Wrong Way" (falscher Weg) verballhornt.

International vertreibt Roewe seine Fahrzeuge unter der Marke MG. Das Markenrecht an MG, das ebenfalls zu Rover gehörte, übernahm 2005 die chinesische Nanjing Automobile Group. Zeitweise wurden sogar auf der britischen Insel einige MG-Modelle montiert. Die SAIC-Gruppe kaufte wenige Jahre später Nanjing auf.

Die wichtigsten Fakten zur SAIC:

  • Hauptsitz: Anting, Schanghai, China
  • Hauptsitz Europa: Amsterdam, Niederlande
  • Hauptsitz Deutschland: München
  • Marken: Maxus, Roewe, MG Motor, Nanjing Automobile, Rising Auto, u.a.
  • Joint Ventures: SAIC Iveco Hongyan, SAIC-GM Wuling, SAIC Volkswagen, u.a.
  • Produktion: ca. 5.400.000 Fahrzeuge (2021)
  • Mitarbeiter: ca. 210.000
  • Geschäftsentwicklung: seit 16 Jahren größter Autohersteller Chinas
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Fazit

Mit Zulassungszahlen in Deutschland, die die andere chinesische Konkurrenz in die Schranken weisen, mit drei Elektro-Modellen sowie einem PHEV ist die chinesische Marke MG in Deutschland angekommen. Im Straßenbild sieht man mittlerweile häufiger die Modelle und Ende 2022 kommt noch ein E-Crossover mit dem MG 4 dazu – zu einem Kampftpreis von 30.000 Euro.

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