Zweifel an neuem E-Manta und Insignia-Nachfolger
Manta-Comeback abgeblasen? Abwarten!

Französische Medien berichten, Opel habe das lange angekündigte Projekt "Elektro-Manta" und den Insignia-Nachfolger auf Eis gelegt. Wir haben nachgefragt, in den Archiven gewühlt – und unsere Zweifel an dieser Meldung.

Opel Manta Pläne Collage Concept Logo
Foto: Opel / Patrick Lang

"Der Opel Manta wird nicht das Licht der Welt erblicken". So steht es in der Überschrift eines Artikels der französischen Website "L'Automobile Magazin", der derzeit nicht nur in Rüsselsheim für Wirbel sorgt. Demnach soll das Projekt eines großen, elektrisch angetriebenen und für 2025 angekündigten SUV-Coupés eingefroren worden sein. Auch auf den elektrifizierten Insignia-Nachfolger, der eigentlich 2026 kommen sollte, würde die Autowelt dem Bericht zufolge vergeblich warten. Damit wären zwei zentrale Zukunftsprojekte der Opelaner vom Tisch, weil die Marke "pragmatisch bleiben und sich auf ein klassisches Gesamtsortiment konzentrieren" müsse.

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Konkrete Quellen nennt der Bericht aus Frankreich nicht. Ein Telefonat mit Rüsselsheim bringt ebenfalls nicht viel Licht ins Dunkel. Dort heißt es: "Kein Kommentar", weil man zu Spekulationen über potenzielle zukünftige Modelle grundsätzlich nichts sage. Also haben wir in den Archiven gewühlt und kommen nach ein bisschen Hin- und Her-überlegen zu dem Schluss: Es wäre arg verwunderlich, wenn Opel in Sachen Manta-Comeback und Insignia-Nachfolger tatsächlich eine Vollbremsung hinlegen würde.

Huettl: Manta und Insignia-Nachfolger kommen

Rückblende: Im Frühjahr 2023 veröffentlicht auto motor und sport ein Interview mit Florian Huettl. Darin sagt der CEO der Opel Automobile GmbH: "Dass wir einen neuen Manta bringen, haben wir ja schon gesagt. Aber wir machen keinen Retro-Manta. Der Manta ist eine automobile Legende in Deutschland, und damit gehen wir respekt- und verantwortungsvoll um." Opel müsse Standards schaffen, um das Modell auf den Markt zu bringen. Im selben Gespräch bestätigt Huettl obendrein Nachfolger für den Crossland und den Insignia – "alle elektrisch", wie er energisch ergänzt.

Hinzu kommt: Opel hat das Manta-Comeback in den Medien bereits in mehreren Schritten eingeleitet und versucht, es emotional aufzuladen. Es begann 2021 mit der Präsentation des Opel Manta GSe Elektromod (siehe Video nach dem ersten Absatz), bei dem es sich um einen auf E-Antrieb umgebauten Manta A handelt. Wenige Wochen später kündigte der damalige Opel-Chef Michael Lohscheller beim "Stellantis EV Day" an: "Bis Mitte des Jahrzehnts werden wir einen neuen Manta in Serie bringen. Natürlich rein elektrisch." Gleichzeitig veröffentlichte der Hersteller ein Video (unter diesem Absatz), das die Konzeptstudie eines futuristischen SUV-Crossovers mit Elektroantrieb zeigte. Das Concept Car wurde darin "Manta-e" genannt, wobei der Name sogar in großen Lettern an den vorderen Kotflügeln prangte.

Dann wurde es recht ruhig um das Projekt – bis 2023 auf der IAA Mobility in München der Concept Opel Experimental debütierte. Die Studie sieht aus wie eine logische Weiterentwicklung des Manta-e, weshalb der Experimental nicht nur als Design-Vorbild "Einfluss auf alle Serienfahrzeuge der nächsten Generation nehmen" werde, wie Huettl seinerzeit sagte. Nein, hier kündigt sich der neue Manta an, war die allgemeine Lesart in der Fachpresse, was von Opel zwar nie offiziell bestätigt, aber auch nicht dementiert wurde. Wäre damals – vor nicht einmal einem halben Jahr – absehbar gewesen, dass aus dem Manta-Comeback nichts wird, hätte Opel diese Interpretationen wahrscheinlich energisch zerstreut.

Klar ist freilich auch: Opel ist inzwischen Teil eines global agierenden Autokonzerns, der 14 Marken in sich vereint. Bekanntermaßen üben Stellantis samt Konzernchef Carlos Tavares manchmal mehr Einfluss auf die einzelnen Hersteller aus, als denen lieb sein dürfte. Dennoch fällt es schwer zu glauben, dass das Stellantis-Hauptquartier die Rüsselsheimer erst umfangreich für einen neuen Manta trommeln lässt, um die Pläne dann heimlich, still und leise wieder einzukassieren. Was nicht heißt, dass es unmöglich erscheint – gerade in der aktuell schnelllebigen, mehr denn je auf maximale Rendite ausgerichteten Autobranche wäre es nicht die erste böse Überraschung dieser Art.

Insignia: Werk und Plattform schon bekannt

Etwas anders liegt der Fall beim Insignia. Dessen zweite Generation lief 2022 aus; seitdem befindet sich Opels Mittelklasse-Baureihe im Dornröschenschlaf. Dieser sollte 2026 enden; dann sollte die Produktion des Insignia-Nachfolgers im italienischen Stellantis-Werk Melfi starten. Der Name des D-Segment-Modells war bislang ebenso fraglich wie dessen Konzept. Gerüchteweise sollte ein Crossover an die Stelle des klassischen Mittelklässlers mit Stufen- und Kombiheck treten. Als technischer Unterbau war die STLA-Medium-Plattform vorgesehen, die zwar mit Elektro-Fokus entwickelt wurde, aber auch Verbrenner- und Hybridantriebe aufnehmen kann.

Als problematisch für den Insignia-Nachfolger könnte sich erweisen, dass es unter den Stellantis-Marken ein intensives Gerangel um diese Plattform und die Produktionskapazitäten in Melfi gibt. Laut Medienberichten waren für das Werk neben der Opel-Baureihe ursprünglichen Plänen zufolge auch die DS-Modelle 7 und 9, der nächste Jeep Compass und ein neuer großer Lancia vorgesehen. All das sind Marken, die eine gewisse Premium-Attitüde verkörpern, die Opel eher fehlt. Was ein Argument gegen einen Insignia-Nachfolger sein könnte, aber keinesfalls ein konkreter Hinweis in diese Richtung ist.

Bis es diesen gibt, gilt eine weitere Aussage des Opel-Chefs Florian Huettl im ams-Gespräch aus dem Februar 2023: "Opel braucht ein Flaggschiff. Deswegen bekommt der Insignia natürlich einen Nachfolger."

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Ja. Er ist eine Autolegende - hoffentlich wird die Neuauflage dem Vorbild gerecht.Nein. Opel soll sich weiterentwickeln - auch bei den Modelbezeichnungen.

Fazit

Französischen Medienberichten zufolge soll Opel die Pläne für den neuen Manta und den Insignia-Nachfolger auf Eis gelegt haben. Doch wer die Aktivitäten der Marke und die Aussagen ihrer Chefs genauer betrachtet, dürfte Zweifel an dieser Sichtweise bekommen. Eine klare Aussage zu diesem Thema gibt es von Opel zum jetzigen Zeitpunkt nicht. Bis diese kommt – oder die infrage gestellten Modelle präsentiert werden – dürfte weiter kräftig spekuliert werden.

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Erscheinungsdatum 08.05.2024

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