Das Elektro-Geschäft schwächelt
Die Porsche-Problemzone

Porsche ist hochprofitabel. Außer, es geht um Elektroautos. Der Taycan schwächelt, vor allem in China. Darauf reagieren auch die Anleger.

Porsche Taycan Software Update MJ2023
Foto: Porsche

Wer schonmal sportlich mit dem Taycan unterwegs war, wird sich der Faszination des E-Porsche kaum erwehren können. Trotzdem steht die Marke für die Mehrheit der Fans und Kunden offenbar nicht für eine Mobilitätswende. Hochprofitabel sind die Zuffenhausener – dank der Verbrenner-Modelle wie dem ikonischen 911. Verstehen Sie uns nicht falsch. Das ist völlig okay, denn auch wir sind große Boxer-Freunde. Nur Porsche selbst hatte sich das irgendwie anders vorgestellt.

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Wie das Handelsblatt berichtet, ging Porsches Taycan-Absatz auf dem wichtigen chinesischen Markt im zweiten Quartal 2023 auf lediglich 980 Exemplare zurück, während der Hersteller insgesamt mit allen Modellen in Fernost um acht Prozent zulegt. Der Knackpunkt: Updates schluckt der Taycan nicht "Over-The-Air", sondern muss dafür in die Werkstatt. Gerade die technophile China-Kundschaft straft solche Nachlässigkeiten ab.

Probleme bei Hardware und Software

Dazu kommen, so zitiert das Handelsblatt den Chef Oliver Blume weiter, anhaltende Probleme bei der Versorgung mit E-Auto-spezifischen Teilen wie Hochvoltheizern. Ein Trend, der dem Rest der Branche so nicht anzumerken ist. Der Taycan ist indes nicht das einzige Sandkorn im Profit-Getriebe. Längst hätte der Elektro-Macan bei den Händlern stehen sollen, doch die Software-Probleme von Konzernmutter Volkswagen verzögern den Start auf 2024. Wertvolle Zeit, die gerade in China die Konkurrenten nutzen, um sich im Segment der kompakten E-SUV breitzumachen. Auch die Elektrifizierung der 718-Baureihe, die besonders auf junge (chinesische) Kundschaft abzielt, startet nicht vor 2025.

Was alle Elektroautos eint, ist die Notwendigkeit eines Akkus – und genau dieses teure Bauteil kaufen die Zuffenhausener derzeit noch zu. Die eigens zur Batterieproduktion gegründete Tochter Cellforce kann erst in zwei bis drei Jahren mit der Massenproduktion starten. Bis dahin gilt es zudem noch Investitionen in Milliardenhöhe zu tätigen, um den Standort nahe Tübingen und eine weitere geplante Fabrik auf Kurs zu bringen. Offenbar, so zeigt sich am Beispiel Porsche, gilt eine alte Binsenweisheit nach wie vor: Zeit ist Geld. Um bis zu drei Prozent gab der Aktienkurs der Zuffenhausener infolge der schwachen China-Zahlen nach. Aber keine Panik: er liegt noch immer 30 Prozent über dem Start-Niveau vom Herbst 2022 – den Verbrennern sei Dank.

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Fazit

Ein Sportwagenhersteller wie Porsche, der auf einen jahrzehntelangen Motoren-Kult rund um den Sechszylinder blickt, hat es in der Mobilitätswende nicht leicht. Natürlich ist der Taycan der Porsche unter den Elektroautos. Aber markenintern eben auch ein Elektroauto unter Porsches. Dass das Kuckucks-Kind jetzt Absatzschwächen zeigt, hilft dem Standing wenig. Porsche bleibt als Hersteller dennoch hochprofitabel. Das allerdings liegt an den Verbrennern.

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