Rivian bereitet Expansion vor
Zweites US-Werk in Georgia geplant

Rivian hat kaum mit der Produktion des Pick-ups R1T begonnen, da plant das Elektroauto-Start-up bereits sein zweites US-Werk. Der Standort steht schon fest.

Rivian R1T
Foto: Jochen Knecht

"Busy making metal" (Damit beschäftigt, Metallteile herzustellen): Dieses Statement hatte Rivian bereits im Spätsommer 2019 getwittert. Damit wollte das amerikanische Elektroauto-Start-up seinerzeit letzte Zweifel an der Ernsthaftigkeit des Vorhabens, ein Hersteller von Elektroautos zu werden, ausräumen. Es folgten einige weitere Meilensteine. Bis hin zum wohl größten, der Mitte September 2021 – und damit ziemlich genau zwei Jahre nach dem damaligen Tweet – erreicht wurde: Die Serienfertigung des Pick-ups R1T lief an. Trotz spürbarer Verzögerungen wurde Rivian damit zum ersten Hersteller, der in den USA einen rein elektrisch angetriebenen und in Serie produzierten Fullsize-Pick-up auf den Markt brachte.

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Das blau lackierte Erstexemplar und alle weiteren bisher produzierten Vertreter der R1T-Baureihe entstehen in einem Werk in Normal im US-Bundessstaat Ilinois, in dem früher Mitsubishi Fahrzeuge für den amerikanischen Markt gebaut hatte. Und Rivian verliert keine Zeit: Schon kurz nach dem Hochfahren der Produktion will das Start-up das Werk bereits erweitern; eine Genehmigung, die Fabrik um knapp 58.000 auf insgesamt etwa 370.000 Quadratmeter zu vergrößern, liegt bereits vor. Rivian will neben den Produktions- auch die Lager-Kapazitäten ausbauen und bis zum zweiten Quartal 2022 weitere 800 bis 1.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einstellen.

Neues US-Werk in Georgia

Doch dabei soll es nicht bleiben. Bereits im Sommer 2022 will Rivian mit dem Bau eines völlig neuen US-Werks im Bundesstaat Georgia beginnen. Dieses soll in den östlich der Metropole Atlanta gelegenen Counties Morgan und Walton errichtet werden und 2024 seinen Betrieb aufnehmen. Das Unternehmen investiert fünf Milliarden Dollar (aktuell umgerechnet etwa 4,45 Milliarden Euro) in sein zweites Werk, das auf einem 2.000 Hektar großen Grundstück entsteht. Sobald es komplett hochgefahren ist, sollen dort 7.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter pro Jahr etwa 400.000 Autos produzieren. Nicht bekannt ist bisher allerdings, welche Baureihen Rivian dort genau produzieren möchte.

Rivian R1S
Jochen Knecht
Der R1S ist der SUV-Ableger des R1T und soll im Sommer 2022 auf den Markt kommen.

Rivian hat neben dem R1T auch eine SUV-Version mit der Bezeichnung R1S vorgestellt, deren Serien-Produktion allerdings erst im Sommer 2022 anlaufen soll. Beide haben vier radnahe Elektromotoren mit jeweils 147 kW (200 PS) Maximalleistung. Hinzu kommt ein Elektro-Lieferwagen, der speziell auf die Bedürfnisse von Amazon zugeschnitten ist. Der Gigant des Online-Versandhandels ist nicht nur der erste Großkunde für den Transporter, sondern auch einer der größten Rivian-Investoren.

Bei Investoren beliebt

Zu diesem Kreis gehört auch Ford. Der US-Autohersteller hatte sich 2019 mit einem Investment von 500 Millionen US-Dollar an Rivian beteiligt. Damals war sogar geplant, eine tiefgreifende Entwicklungs-Kooperation mit dem Start-up einzugehen. Dieses Vorhaben hat Ford inzwischen abgeblasen; wahrscheinlich will man sich einen der potenziell größten Konkurrenten im Segment der Elektro-Pick-ups nicht auch noch als Produktions- und Entwicklungspartner ins Boot holen.

09/2019, Rivian Elektro-Transporter Amazon
Amazon / Rivian
Rivians Elektro-Transporter entsteht in enger Zusammenarbeit mit Investor Amazon.

Rivian scheint der geplatzten Kooperation nicht besonders hinterherzutrauern. Warum auch? Das Unternehmen hat kürzlich einen fulminanten Börsenstart hingelegt und weitere namhafte Einzel-Investoren an Bord – etwa Cox Automotive aus Atlanta/Georgia. Die Firma aus Rivians baldiger zweiter Heimat ist spezialisiert auf digitales Marketing, Finanzierungen und Vertrieb. Zudem bieten die Amerikaner Transport-Dienstleistungen an und betreiben Werkstätten.

Europa im Blick

Genug Kapital scheint bei Rivian jedenfalls vorhanden zu sein. Schließlich expandiert das Start-up nicht nur in seinem Heimatland. Rivian-Chef Robert "RJ" Scaringe will bald auch in Europa Autos produzieren und scheint dabei einen Standort in den Niederlanden im Blick zu haben. Gerüchteweise wollen die Amerikaner sich mit dem Auftragsfertiger VDL Nedcar zusammentun oder dessen Werk in Born gar komplett übernehmen.

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Der R1S. Ein sehr stimmig gestylter SUV, der auch gut nach Europa passen würde,Der R1T. Ein cooler und moderner Pickup im typischen US-Style.

Fazit

Neben allen Elektroauto-Start-ups, die nach einiger Zeit mangels Kapital wieder in der Versenkung verschwinden, bietet Rivian einen sehr glaubwürdigen Ansatz. Anleger und Investoren scheinen das Unternehmen derzeit zu lieben, und die etablierten Autohersteller nehmen die Truppe um RJ Scaringe längst ernst. Ein ähnlicher Werdegang wie bei Tesla wird immer wahrscheinlicher.