Hauptquartier zieht von Fremont nach Austin
Tesla ist bald eine texanische Firma

Der Elektroauto-Hersteller verlagert sein Hauptquartier aus dem kalifornischen Fremont ins texanische Austin. Das soll den Mitarbeitern Geld sparen, sagt Firmenchef Elon Musk.

10/2021, Elon Musk beim Texas Transportation Forum in Austin 2015
Foto: Robert Daemmrich Photography Inc/Corbis via Getty Images

Teslas Herz schlägt bisher in Kalifornien. Genauer: in der Hightech-Region Silicon Valley. Dort liegt sowohl die Stadt Palo Alto, in der sich das Hauptquartier des Elektroauto-Herstellers befindet, als auch das erste Tesla-Werk in Fremont, das zuvor ein Joint Venture von Toyota und General Motors betrieben hatte. Doch Tesla kann sich nicht mehr lange als kalifornische Firma bezeichnen. Wie Firmenchef Elon Musk nun auf der Jahreshauptversammlung sagte, zieht Teslas Firmensitz demnächst um – und zwar nach Texas.

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Baubeginn für Tesla Gigafactory in Austin/Texas
Jeff Roberts/https://youtu.be/3mChJXCNnck
In Austin, Texas, baut Tesla seit Juli 2020 eine Gigafactory, die bald ihren Betrieb aufnehmen soll.

"Ich freue mich, ankündigen zu können, dass wir unseren Hauptsitz nach Austin, Texas, verlegen werden", sagte Musk der Nachrichtenagentur Reuters zufolge. Das ergibt Sinn, schließlich baut Tesla dort gerade ein riesiges Werk, in dem in Kürze der Elektro-Pickup Cybertruck sowie das Model Y gebaut werden sollen. Auch Elon Musk selbst ist im vergangenen Dezember von Kalifornien nach Texas gezogen. Von dort aus kann er sich zudem intensiver um sein zweites Unternehmen SpaceX kümmern, das im Süden von Texas einen Raketen-Startplatz betreibt. Hinzu kommt: Texas erhebt keine private Einkommenssteuer, was einem Multimilliardär wie Musk natürlich entgegenkommt.

Geringere Lebenshaltungskosten

Die Entscheidung für den Umzug vom Golden in den Lone Star State sei vor allem für die Mitarbeiter positiv, sagte Musk bei der Veranstaltung. Diese könnten sich im für teure Lebenshaltungskosten bekannte Kalifornien kaum noch Häuser leisten. Außerdem sei die Fabrik in Fremont inzwischen überfüllt. Trotzdem dürften beim Votum contra Kalifornien und pro Texas vor allem betriebswirtschaftliche Überlegungen die Hauptrolle gespielt haben. Texas bietet dem Unternehmen billigere Arbeitskräfte und weniger strenge Vorschriften als der allein wegen höherer Steuern finanziell unattraktivere Bundesstaat an der Pazifikküste. Auch aus diesen Gründen haben in jüngerer Vergangenheit Tech-Firmen wie HP und Oracle sowie der US-Ableger des Autoherstellers Toyota ihre Hauptsitze in den Vereinigten Staaten von Kalifornien nach Texas verlegt. Extra-Steueranreize und Subventionen dürften den Unternehmen ihre Entscheidung zusätzlich vereinfacht haben.

Zudem hatte Musk zu Beginn der Corona-Pandemie Ärger mit der kalifornischen Justiz. Der Tesla-Chef hielt die damals behördlich angeordneten Maßnahmen wie Ausgangssperren und die Schließung des Werks in Fremont für übertrieben (O-Ton: "faschistisch") und weigerte sich zeitweise, dort den Betrieb einzustellen. Das übernahm dann das örtliche Sheriff-Büro für ihn. Im Frühjahr 2020 klagte Tesla gegen die Maßnahmen – schon damals drohte Musk damit, den Hauptsitz nach Texas zu verlegen. Nun, ein anderthalbes Jahr später, macht er seine Drohung wahr.

Tesla bleibt Kalifornien erhalten

Tesla soll Kalifornien jedoch nicht den Rücken kehren. Im Gegenteil: Musk kündigte bei der Jahreshauptversammlung an, die Produktion in Fremont gar um 50 Prozent erweitern zu wollen. Dasselbe Ziel gelte für die Gigafactory im US-Bundesstaat Nevada.

Wie die Autoproduktion bei Tesla funktioniert, zeigen wir Ihnen in der Fotoshow anhand des Beispiels der Gigafactory Shanghai.

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Fazit

Kalifornien bietet uneingeschränkten Fortschrittsglauben, eine ultraliberale Grundhaltung und natürlich Glamour und Prestige. Doch Kalifornien ist sehr teuer, für Privatpersonen ebenso wie für Unternehmen. Aus finanzieller Sicht ergibt der Umzug aus dem Silicon Valley ins Herz des Lone Star States selbst dann Sinn, falls es keine Extra-Anreize der texanischen Politik geben sollte. Zumal Musk jenen Ärger, der ihm im Frühjahr 2020 in Kalifornien widerfuhr, im freiheitsliebenden Texas nicht erneut erleben dürfte.