Toyota stoppt Auslieferung Hilux und Land Cruiser
Diesel-Gate jetzt auch bei Toyota?

Toyota hat die Auslieferung zahlreicher Modelle mit Dieselmotor gestoppt. In Deutschland sind die Modelle Hilux und Land Cruiser betroffen. Grund sind Unregelmäßigkeiten bei der Zertifizierung.

Toyota Hilux 2.8 (2020) Fahrbericht
Foto: Harald Dawo

Bei Toyota in Japan rumort es gerade gewaltig. Ende letzten Jahres startete der weltgrößte Autohersteller einen Mega-Rückruf bei der Tochter Daihatsu wegen systematisch manipulierter Crashtests. Nur einen Monat später geht es bei der Kernmarke ans Eingemachte. Grund sind Manipulationen bei der Zertifizierung unter anderem der 1GD-FTV und 2GD-FTV-Dieselmotoren, die Toyota weltweit millionenfach in den leichten Nutzfahrzeugen und Geländewagen der Marke einsetzt.

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Für die Entwicklung dieser aktuellen Motoren ist die Tochterfirma Toyota Industries Corporation (TICO) verantwortlich. Im Rahmen einer Überprüfung der Zertifizierung von Motoren für Baumaschinen und Gabelstapler für den japanischen Markt wurde festgestellt, dass es bei drei weiteren Motoren-Baureihen zu Unregelmäßigkeiten bei der Zertifizierung gekommen war. Neben den Vierzylinder-Dieselmotoren 1GD und 2GD ist außerdem der F33A V6-Dieselmotor mit 3.345 ccm Hubraum betroffen, der erstmals im Juni 2021 für den Land Cruiser (nicht in der EU) eingeführt wurde. Es ist der erste V6-Dieselmotor des Autoherstellers.

Manipulierte Steuergeräte bei der Zertifizierung

Wie sich bei der jetzt erfolgten Überprüfung herausgestellt hat, wurden für die Zertifizierung der Leistung dieser Motorenreihen modifizierte Steuergeräte (ECU) verwendet, deren Programmierung sich von den in den jeweiligen Fahrzeugen verbauten ECU unterscheidet. Dies sei erfolgt, "um die Werte glatter und mit weniger Schwankungen erscheinen zu lassen", so der Hersteller in einer Stellungnahme.

Auf die zertifizierten Abgaswerte hat die Mogelei demnach keinen Einfluss gehabt, es ging offenbar alleine um die Leistungsmessung für die Homologation bei den jeweiligen Behörden. Toyota schreibt weiter, dass "die betroffenen Motoren und Fahrzeuge die Leistungsstandards für den Motor erfüllen", wie sich bei einer erneuten Überprüfung mit den korrekten und serienmäßigen Steuergeräten herausgestellt hat.

Toyota weiter: "Daher besteht keine Notwendigkeit, die Nutzung der betroffenen Motoren oder Fahrzeuge einzustellen. Wir entschuldigen uns jedoch zutiefst bei unseren Kunden, die die betroffenen Fahrzeuge unterstützt und lange gewartet haben, sowie bei allen anderen Beteiligten für die erheblichen Unannehmlichkeiten und Bedenken, die dies verursacht hat."

Betroffene Toyota Motoren/Modelle

Motor

Modell

ab Baujahr

Zielmärkte

1GD

Land Cruiser Prado

08/2020
(Prod. beendet)

Japan, Europe, Middle East, Africa, Asia

1GD

HIACE / GRANACE / ACE / BONGO BRAWNY VAN (MAZDA)

Dec. 2017

Japan, Europe, Middle East, Asia

1GD

DYNA / DUTRO (Hino)

May 2021

Japan, Asia

1GD

HILUX

May 2020

Europe, Middle East, Asia, Africa

1GD

FORTUNER

May 2020

Europe, Middle East, Asia

2GD

HILUX

May 2020

Japan

2GD

INNOVA

July 2020

Asia

F33A

LAND CRUISER 300

Aug 21

Japan, Europe, Middle East, Asia, Africa

F33A

LX500d

Jan 22

Europe, Middle East,

Obwohl Fahrzeugkunden offenbar keine Einschränkungen oder Probleme beim Betrieb der betroffenen Fahrzeuge (siehe Liste oben) befürchten müssen, da es sich alleine um eine nicht korrekt erfolgte Leistungsangabe handelt, hat Toyota sowohl die Auslieferung der Motoren als auch der damit produzierten Neufahrzeuge bis auf weiteres gestoppt. Man werde nun mit den zuständigen Behörden "Maßnahmen ergreifen". Vermutlich müssen die jeweiligen Zertifizierungen erneut durchgeführt werden, bis Toyota die Auslieferung wieder freigibt.

In Deutschland sind die betroffenen Vierzylinder-Dieselmotoren im Pick-up Hilux und im Land Cruiser verbaut. Derzeit steht für die 1GD-FTV-Motoren mit 2,8 Liter Hubraum ein Upgrade zum Mildhybrid über einen Startergenerator an.

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Fazit

Mittleres Erdbeben bei Toyota in Japan: Die weltweite Auslieferung von Geländewagen, Pick-ups und leichten Nutzfahrzeugen mit drei Dieselmotor-Baureihen wird gestoppt. Grund sind fehlerhafte Leistungsmessungen bei diesen Aggregaten, bei denen manipulierte Steuergeräte verwendet wurden. In Deutschland sind die Modelle Hilux und Land Cruiser ab Produktionsdatum Mai 2020 betroffen. Für deren Besitzer besteht allerdings kein Handlungsbedarf, da es sich bei der aktuellen Problematik lediglich um nicht korrekt erfolgte Leistungsmessungen handelt. Eine Manipulation der Abgasbehandlung ist zumindest derzeit nicht im Gespräch.

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