UZE Mobility
Das Google-Prinzip beim Carsharing

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Kostenloses Carsharing von elektrischen Transportern der Marke StreetScooter ist die Idee des Start-ups UZE Mobilty aus Aachen. Das Unternehmen finanziert sich durch Werbung auf den Fahrzeugen.

10/2018, UZE Mobility StreetScooter
Foto: UZE Mobility

Irgendwann braucht nahezu jeder einmal einen Transporter. Sei es für den eigenen Umzug oder den von Freunden, einen Möbeleinkauf vor den Toren der Stadt oder sonstige Transportaufgaben

Die Angebote der etablierten Autovermieter, die auf den Kastenwagen und LKW der Flotten von geringen Stundenpreisen erzählen, klingen da verlockend. Am Ende zahlt man dann doch einen dreistelligen Betrag, weil man eben nicht schon sechs Monate im Voraus für einen bestimmten Donnerstag von 13 bis 15 Uhr gebucht hat.

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Kostenlose Elektromobilität

Da kommt das Projekt des Aachener Start-ups UZE Mobility gerade recht. Das junge Unternehmen ist wie StreetScooter, der mittlerweile an die Deutsche Post AG verkaufte Hersteller von elektrisch angetriebenen Transportern, eine Ausgründung der RWTH Aachen.

Die Idee von UZE Mobility ist eine kostenfreie Elektromobilität „on demand“. Im Dezember 2018 startet der erste Pilotversuch von 50 Fahrzeugen, die man ausleihen kann. Es ist keine große Überraschung, dass es sich dabei um StreetScooter-Transporter handelt.

Aus reiner Nächstenliebe will UZE Mobility das kostenlose Carsharing natürlich nicht betreiben. Die Geschäftsidee ist im Prinzip die gleiche, die hinter Google, Facebook und Co. steckt: Werbung wird zur Refinanzierung und zur Erzielung von Gewinnen genutzt.

Daten als Benzin der Elektromobilität

Dafür hat UZE eine Box entwickelt, die in den Transportern sämtliche Daten zur Strecke, der Umgebung und der Tageszeit sammelt und auswertet. Displays auf den Bordwänden des Laderaums können dann Werbung zeigen, die Passanten auf der Straße gezielt anspricht, beispielsweise auf die Eröffnung eines neuen Restaurants um die Ecke hinweist.

„Daten werden das Benzin der kostenlosen Elektromobilität sein“, sagt Sebastian Thelen, der Digitalchef von UZE Mobility. „Dank der zahlreichen Fahrzeug-Daten können Unternehmen beispielsweise interessen- und straßengenaue Werbung auf Werbedisplays an den Elektromobilen schalten. Die Menschen werden gezielt auf der Straße mit regionalen Angeboten angesprochen. Außenwerbung wird für die Unternehmen messbarer und kalkulierbarer. Darüber hinaus entwickeln wir gerade weitere datenbasierte Geschäftsmodelle, um die abgasfreie Stadt in 2025 zu erreichen.“

Für den Fahrer des Transporters ändert sich nicht viel, außer dass er eine kostenfreie Transportmöglichkeit hat. Denn wer heute einen Kastenwagen mietet, fährt auch damit Werbung spazieren: für die Autovermietung.

Großer Mercedes-Händler als Investor

An das Geschäftsmodell von UZE Mobility scheint auch die Fahrzeugwerke Lueg AG zu glauben. Wie die Automobilwoche berichtet ist das Unternehmen mit einer Million Euro beim Start-up eingestiegen.

Lueg mit Hauptsitz in Bochum ist einer der größten Mercedes-Händler in Deutschland für PKW und Nutzfahrzeuge. Das Investment in UZE Mobility wird als Testfeld für datenbasierte Geschäftsmodelle des Autohändlers gesehen.

Neben dem reinen Finanzinvestment steigt Lueg dem Bericht zufolge auch operativ mit in das Geschäft von UZE Mobility ein.

Umzug nach Bremen

Anfang 2019 wird UZE Mobility nach Bremen umziehen. Die Verwaltung der Hansestadt hat unter dem Namen Smart-Digital-Mobil ein Programm zur finanziellen und infrastrukturellen Unterstützung von Start-ups gestartet.

„Wir begrüßen den ganzheitlichen Ansatz von UZE Mobility, die Verkehrsdaten zu nutzen, um die Elektromobilität mit digitalen Geschäftsmodellen auf ein neues Level zu heben“, begründet Martin Günthner, Bremens Senator für Wirtschaft, Arbeit und Häfen, die Entscheidung. „Wir freuen uns auf ein neues Unternehmen in Bremen, das neue, innovative Mobilitätslösungen auf die Straße bringt. Das wird Bremen als Innovationsstandort auch insgesamt weiter stärken.“

Mit dem Umzug nach Bremen soll die UZE Mobility-Mannschaft Anfang 2019 von aktuell 15 auf 50 Mitarbeiter wachsen. Bundesweit sollen nächstes Jahr 100 Menschen für den Carsharing-Anbieter tätig sein, der auch in anderen Städten Niederlassungen eröffnen will.

500 Transporter von StreetScooter

Für den Betrieb des Carsharingdienstes hat UZE jetzt beim Hersteller StreetScooter 500 Fahrzeuge der Miodelle Modelle Work und Work L bestellt. Sie sollen zunächst in ausgewählten Metropolen als emissionsfreie Carsharing-Fahrzeuge eingesetzt werden. „Mittel- bis langfristig gesehen werden wir noch viele weitere StreetScooter benötigen, da unser Geschäftsmodell überall auf der Welt funktioniert“, kündigte Alexander Jablovski, CEO und Co-Founder von UZE Mobility, im Zuge der ertsen Großbestellung an.

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