Volvo gibt Polestar-Anteile ab
Polestar mit neuer Struktur und neuem Kredit

Volvo trennt sich vom Großteil der Polestar-Anteile, Geely steigt ein. Mit einem zusätzlichen Großkredit will Polestar durchstarten.

Polestar 2 Modellpflege 2023
Foto: Polestar

Ein wenig überraschend kam das schon: Am 1. Februar 2024 gab Polestar in einer kurzen Pressemitteilung bekannt, dass sich Volvo als Hauptanteilseigner von Polestar von seiner Beteiligung trennen werde. Zu diesem Zeitpunkt betrug der Anteil von Volvo an Polestar 48,5 Prozent. Auch ein Käufer stand offenbar bereits fest, es ist die Zhejiang Geely Holding Group Co. Ltd, kurz Geely.

Am 22. Februar hat Volvo vorerst "Vollzug" gemeldet. Demnach wird der Anteil von Volvo an Polestar auf 18 Prozent reduziert. Den restlichen Anteil übernimmt Geely. Damit soll Polestar gleichzeitig als unabhängige Marke im Geely-Verbund geführt werden. Polestar CEO Thomas Ingenlath hierzu: "Unsere Beziehung zu Volvo Cars bleibt bestehen. Unsere Kunden werden weiterhin von unserer bestehenden Zusammenarbeit profitieren, auch im Bereich des Vertriebs und des Kundendienstes, was für Sicherheit und Konsistenz sorgt."

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Polestar auch weiterhin bei Volvo-Händlern

Die enge Beziehung zu Volvo bleibe unverändert, Volvo Händler werden weiterhin Polestar-Fahrzeuge warten und Volvo bleibe mit einem Anteil von 18 Prozent auch weiterhin ein strategischer Investor von Polestar. Das Unternehmen habe außerdem zugestimmt, einen Kredit in Höhe von einer Milliarde Dollar bis 2028 zu verlängern.

Volvo S60 T6 Polestar, Frontansicht
Hans-Dieter Seufert

Eines der ersten Modelle von Polestar, der Volvo S60 Polestar aus dem Jahr 2013.

Geely ist seit 2010 der Mutterkonzern von Volvo. Durch den Wechsel des Großteils der Volvo-Anteile zu Geely soll die Finanzierung des E-Auto-Herstellers Polestar verbessert und Volvo damit eine Last abgenommen werden. Polestar machte im Jahr 2023 erneut hohe Verluste und braucht frisches Kapital. Das scheint aktuell (Stand 29. Februar 2024) gesichert: Polestar informierte über einen Großkredit in Höhe von 950 Millionen US-Dollar (aktuell rund 876 Millionen Euro), den die Marke von einem Banken-Konsortium erhalten wird.

Großkredit und Stellenabbau

Die Finanzierung wird von insgesamt zwölf internationalen Banken, darunter BNP Paribas, Natixis, Standard Chartered, BBVA, HSBC und SPDB, in Form einer dreijährigen Kreditlinie bereitgestellt. Damit sieht Polestar den künftigen Finanzierungsbedarf größtenteils gedeckt, die Marke hält am Ziel fest, im Jahr 2025 erstmals schwarze Zahlen zu schreiben.

Zur weiteren Verbesserung der Wirtschaftlichkeit baut Polestar offenbar im großen Stil Stellen ab, ein Viertel der Belegschaft muss gehen. Laut einer Polestar-Pressemitteilung wurden bereits im Jahr 2023 zehn Prozent an Stellen gestrichen, weitere 15 Prozent der Beschäftigten sollen 2024 eingespart werden. Dieses laut Polestar "umfassende Effizienzprogramm" wird nach Einschätzung der Polestar-Leitung die Ziele für 2025 erreichbar machen: Erreichen der Gewinnschwelle, ein Absatz von über 155.000 Fahrzeugen im Jahr und eine Brutto-Marge "im hohen Zehnerbereich".

Polestar hatte 2023 mehrfach die angepeilten Absatzzahlen nach unten korrigiert, letztlich konnte die Marke weltweit nur rund 54.600 Fahrzeuge ausliefern, 6.288 Neuzulassungen des Modells Polestar 2 entfielen 2023 auf Deutschland. Der Verkaufsstart weiterer Modelle wie dem SUV Polestar 3 verzögerte sich. Auch nach der als "Anpassung der Beteiligung" bezeichneten Anteils-Übergabe wird Volvo nach eigenen Angaben weiterhin für Polestar "strategischer Partner in den Bereichen Forschung und Entwicklung, Produktion, Kundendienst und Vertrieb" bleiben.

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Fazit

Der nicht zuletzt durch Tesla angezettelte Preiskrieg bei Elektroautos macht besonders neu gegründeten Herstellern zu schaffen, die hohe Anlauf-Investitionen stemmen müssen. Die Erfolge von Polestar sind aktuell überschaubar. Nicht einmal 60.000 Fahrzeuge konnte der Hersteller im Jahr 2023 ausliefern, hohe Verluste sind die Folge. Um die Finanzierung von Polestar zu verbessern, trennt sich Volvo vom Großteil seiner Aktienbeteiligung. Bei Vertrieb und Wartung bleiben die Marken verbunden.

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