VW Up wird noch 2023 eingestellt
Kleinwagen-Aus wegen strenger Datenschutz-Vorgaben

Volkswagen stellt noch vor dem Jahreswechsel die Produktion des VW Up ein. Der Hauptgrund für die Maßnahme mutet ungewöhnlich an.

VW Up, Exterieur
Foto: Volkswagen AG

Knapp zwölf Jahre, wenn auch zuletzt mit einigen Unterbrechungen: Ein derart langer Modellzyklus ist in der Autobranche, die üblicherweise in etwa sieben Jahre langen Zeiträumen denkt, extrem ungewöhnlich. Der VW Up (Gebrauchtwagen-Check im Video und in der Fotoshow) hat jedoch eine derart lange Karriere geschafft. Seit seiner Markteinführung zum Jahresende 2011 hat Volkswagen weltweit etwa 1,5 Millionen Exemplare des Up und seines Elektro-Pendants E-Up verkauft.

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Auch zuletzt lief es noch ordentlich für Volkswagens Kleinsten. Laut Deutscher Presse-Agentur (dpa) setzte der Hersteller 2021 gut 75.000 Einheiten ab. Im vergangenen Jahr waren es noch ungefähr 33.000. Und es hätten jeweils sicherlich mehr sein können, hätte VW die Nachfrage bedienen können. Probleme in der Lieferkette führten zu Engpässen bei der Versorgung mit Zulieferteilen und damit bei der Produktion des Kleinwagens. Mal fiel der Up komplett aus dem Programm, mal war nur der E-Up erhältlich – und das auch nur in einer umfangreich ausgestatteten und deshalb verhältnismäßig teuren Version.

E-Up sollte eigentlich bis 2025 laufen

Bald macht VW jedoch endgültig Schluss mit seinem Einstiegsmodell: "Die Produktion des Up und des E-Up im Volkswagen Werk Bratislava läuft im vierten Quartal aus", bestätigte ein Firmensprecher auf Nachfrage. Das Baureihen-Ende kommt trotz der langen Modelllaufzeit überraschend, schließlich stellte ein Mitglied des Konzernvorstandes erst Ende 2022 eine verlängerte Laufbahn zumindest für die Elektroversion in Aussicht: "Das Produktionsende (des E-Up; d. Red.) ist für Ende 2025 geplant", sagte die damalige VW-Vertriebsvorständin Hildegard Wortmann seinerzeit der "Automobilwoche". Den damaligen Plänen zufolge sollte dann 2026 fast nahtlos der neu entwickelte, rein elektrische Nachfolger mit seiner stark modifizierten MEB-Plattform ("MEB Small") die Rolle des VW-Einstiegsmodells übernehmen.

Reflexartig kommen einem einige Gründe in den Sinn, die als vorzeitig eingeschlagene Sargnägel für den VW Up herhalten könnten. Etwa die für Kleinwagen immer schwierigere und damit teurere Anpassung an die strengen europäischen Abgasnormen und Sicherheitsvorschriften. Oder dass im Werk Bratislava bald die Produktion des neuen VW Passat und Skoda Superb anläuft und der Up für die größeren und renditestärkeren Modelle weichen muss. "Die freien Produktionskapazitäten werden zwar für die neuen Fahrzeugprojekte genutzt, stehen aber in keinem Zusammenhang mit dem Produktionsaus des Up", hält der VW-Sprecher hier jedoch dagegen.

Up entspricht nicht den Cybersecurity-Regeln

Der nahende Up-schied hat VW zufolge einen ganz anderen Grund: die neuen UNECE-Regeln für Cybersecurity. Bei der UNECE handelt es sich um die "United Nations Economic Commission for Europe", also die für Europa zuständige Wirtschaftskommission innerhalb der Vereinten Nationen. Sie verabschiedete im Sommer 2020 ein neues Regelwerk, das Automobilherstellern klare und international harmonisierte Anforderungen in Bezug auf die IT-Sicherheit und Software-Updates ihrer Produkte vorgibt. Die Regeln gelten seit Juli 2022 für neu auf den Markt gebrachte Baureihen und ab Juli 2024 für alle ab diesem Zeitpunkt hergestellten Neufahrzeuge und umfassen vier Bereiche:

  • Die gesamte Fahrzeugflotte muss Cyberangriffe erkennen und abwehren können.
  • Sichere Software-Updates müssen bereitgestellt und eine Rechtsgrundlage für Over-the-Air-Updates eingeführt werden.
  • Bereits bei der Entwicklung muss die Fahrzeug-IT so umfassend abgesichert werden, dass Risiken entlang der Wertschöpfungskette gemindert werden.
  • Das Regelwerk fordert ein Management der Cyber-Risiken für Fahrzeuge.

Offensichtlich ist die Technik des Up in ihrer aktuellen Form nicht in der Lage, die Anforderungen zu erfüllen. "Wir müssten da sonst noch einmal eine komplett neue Elektronik-Architektur integrieren", sagte Markenchef Thomas Schäfer der dpa. "Das wäre schlichtweg zu teuer." Ein Dilemma für den Hersteller, der mit einer solchen Maßnahme entweder seine Marge schmälern oder das Auto derart verteuern müsste, dass wohl die Nachfrage empfindlich leiden würde. Beides keine gute Perspektive für ein Modell, das ohnehin schon eher renditeschwach daherkommt. Also nimmt VW den Up lieber vorzeitig vom Markt, als viel Geld in einen Kleinwagen zu investieren, der nur zwei Jahre Zeit hätte, das Geld wieder reinzuholen.

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Fazit

Dass der Verbrenner-Up Ende 2023 ausläuft, kommt nicht überraschend. Aber nach Wortmanns Aussage gab es zumindest für den E-Up eine Perspektive für zwei weitere Jahre. Das Aus für die komplette Baureihe wird durch die neuen härteren UNECE-Vorschriften in Sachen Cybersecurity ein Stück weit erklärbar. Wie glaubhaft die VW-Lesart erscheint, dass dies der einzige Grund für das Up-Ende ist, bleibt jedoch der eigenen Interpretation vorbehalten.