Williams Engineering verklagt Lotus
Lotus kündigt Evija-Entwicklungsvertrag

Lotus entzieht Williams Engineering den Entwicklungsauftrag für das elektrische Hypercar Evija – in einem sehr späten Stadium. Jetzt verklagt Williams Lotus.

Lotus Evija - Type 130 - Hypercar
Foto: Lotus

1,75 Millionen Pfund teuer, auf 130 Exemplare begrenzt und mit 2.000 PS aus vier Motoren: Der Evija soll das erste rein elektrisch angetriebene Hypercar von Lotus sein. Anfang 2020 sollte das Auto zu den ersten Kunden kommen, aber die Fertigstellung hat sich immer wieder verzögert. Inzwischen hatten die Engländer Mitte 2021 als ersten Liefertermin in Aussicht gestellt – doch jetzt entzieht Lotus mit Williams Advanced Engineering (WAE) einem seiner wichtigsten Entwicklungs-Dienstleister den Entwicklungsauftrag.

Unsere Highlights
Lotus Evija - Hypercar - Elektroauto - Prototyp
Lotus
Getarnt dreht der Lotus Evija bereits getarnt Testrunden.

Lotus wirft Williams Lieferschwierigkeiten vor

Williams Advanced Engineering (WAE) war für die Entwicklung der Batterie des Evija zuständig – eine der wichtigsten und kompliziertesten Komponenten des Autos. Lotus verkündet in einem offiziellen Statement, dass es bei WAE im Zuge der Corona-Einschränkungen zu Lieferschwierigkeiten gekommen sei. Die Batterieentwicklung für den Evija bringe man im eigenen Advanced Technical Centre in Warwickshire zu Ende.

Lotus Evija - Type 130 - Hypercar
Lotus
Williams Advanced Engineering war beim Evija für die Entwicklung der Batterie zuständig - jetzt hat Lotus dem Ingenieur-Dienstleister gekündigt.

Williams wirft Lotus Falschaussagen vor

WAE sieht für die Vertragsbeendigung durch Lotus keine Rechtsgrundlage – und verklagt den englischen Sportwagenhersteller. Gegenüber dem englischen Fachmagazin Autocar betonte der Ingenieur-Dienstleister, dass die Vorwürfe falsch und die wahren Gründe finanzieller Natur seien. Man habe alle Bedingungen des im Januar 2019 unterzeichneten Vertrages erfüllt und es hätte weder im Hinblick auf Lotus noch auf andere Williams-Kunden Corona bedingte Verzögerungen gegeben. Experten gehen davon aus, dass es bei dem Rechtsstreit um eine Streitsumme in Höhe von mehreren Millionen Pfund geht.

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Fazit

Die plötzliche Kündigung des Entwicklungs-Vertrages für die Batterie des elektrischen Hypercars Evija durch Lotus überrascht – die Reaktion von Vertragspartner Williams Advanced Engineering (WAE) in Form einer Klage erscheint hingegen logisch. Weshalb sich die Fertigstellung des Evija bis heute regelmäßig verzögert, ist nicht im Detail bekannt – die Klärung, ob WAE tatsächlich mit der Batterieentwicklung in Rückstand geraten ist, ist jetzt Aufgabe der Gerichte.

WAE vermutet hinter der Kündigung des Vertrags finanzielle Gründe. In der Tat war Lotus über Jahrzehnte finanziell nicht gut ausgestattet – aber seit dem 24. Mai 2017 gehören 51 Prozent der Lotus-Anteile dem chinesischen Autokonzern Geely. Und gerade weil die Chinesen Lotus zu ihrer Sportwagen-Speerspitze machen wollen, pumpen sie viel Geld für das Vorzeigeprojekt Evija nach England. Geld dürfte demnach nicht das Problem von Lotus sein. Andererseits wäre es auch nicht das erste Mal, dass ein ausländischer Investor seinem kleinen englischen Autohersteller den Finanzhahn abdreht – Hinweise darauf gibt es aber in diesem Fall bisher keine.

Ein weiterer Aspekt ist, dass Lotus mit seinem Advanced Technical Centre ein eigenes Entwicklungsbüro betreibt. Wenn dieses Büro später die erfolgreiche Fertigstellung der Evija-Batterie verkündet, könnte dies Kundenaufträge in Sachen Batterieentwicklung nach sich ziehen. Dies könnte wiederum einer der Hauptgründe sein, warum WAE seine anscheinend massive geleistete Entwicklungs-Vorarbeit, und das damit verbundene Renommee, nicht kampflos aus der Hand geben möchte.

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