BMW 8er Coupé (2018)
Seriennahes Concept Car debütiert bei Villa d’Este

BMW-Chef Harald Krüger machte es schon während der Hauptversammlung am 11. Mai offiziell – der 8er kommt zurück. Als Studie 8 Series Concept debütierte der neue 8er jetzt beim Concorso an der Villa d'Este 2017.

BMW Concept 8 Series (2017)
Foto: BMW

Es ist BMWs zweiter Versuch, ein großes Coupé höher zu positionieren. Der erste 8er von 1989, technisch weitgehend am 7er orientiert, ersetzte den ersten 6er, den BMW seit 1975 gebaut hatte. Der neue 8er wird 2018 wiederum das Erbe des bisherigen 6er (F13) antreten, der sich technisch bei der Vorgänger-Generation 5er F10 bediente.

Neuer 8er technisch nahe am 7er

Das neue 8er-Coupé ist wie das der 90er-Jahre technisch näher am 7er, was grundsätzlich auch den Einsatz des großen V12 in einer M-Performance-Variante denkbar macht – ein M860i xDrive quasi.

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Unterhalb des 8er wird es einen 6er GT geben

Aber auch der eine Baureihe mit der 6 am Anfang bleibt im Programm: Eine Stufe unter dem 8er soll ein elegant gezeichneter 6er GT mit Fließheck und großer Heckklappe dem Audi A7 Sportback Paroli bieten.

Zweck des Umbaus der Modellpalette: Der 8er soll „ein echtes Sportcoupé der Luxusklasse“ werden, so BMW-Chef Krüger. Hintergrund ist der Erfolg von Konkurrent Mercedes mit der inzwischen sehr variantenreichen S-Klasse, vor allem auf den Märkten USA und China. Diesen Erfolg wollen die Münchner auch haben. Dazu kommen interne Berechnungen von BMW, wonach Konkurrent Mercedes pro S-Klasse einen Gewinn von 30.000 Euro einstreicht. Das bedeutet bei den weltweiten Absatzzahlen, dass Mercedes rund 1 Milliarde Euro mehr an der S-Klasse verdient, als BMW an der 7er-Reihe.

Zuerst ein sehr sportliches zweitüriges Coupé

Den Anfang beim 8er macht der Zweitürer, obwohl viertürige Coupés gerade der Renner sind. Doch der 8er soll zunächst eine sportliche Duftnote setzen. Das fängt bei den Proportionen an: Mit 4,83 Meter ist das Concept Car 6 Zentimeter kürzer als der bisherige 6er. 2,14 Meter Breite (mit Spiegeln) dürften für enorme Präsenz nicht nur im Rückspiegel anderer Verkehrsteilnehmer sorgen. Niedrige 1,31 Meter Höhe (BMW 6er: 1,37 Meter) verstärken den Eindruck von der sportlichen geduckten Flunder. Zwar gibt Marc Girard, Leiter Design Concept Cars BMW, zu: „Wir haben unsere Freiheiten abseits der Serie für eine moderate Überhöhung der Proportionen genutzt“. Gleichzeitig kündet schon die Nomenklatur als „Concept“ von der großen Seriennähe des Einzelstücks.

BMW Concept 8 Series (2017)
BMW
Das Dach verjüngt sich stark, die Heckansicht erinnert an Sportwagen wie den Porsche 911 oder den AMG GT.

Sportliches Design mit Shark Nose und Boat-Tail

Vorne schnüffelt eine ausgeprägte „Haifischnase“ nah am Asphalt, den weit außen sitzen Doppelleuchten mit scharf gezeichneten Laser-Scheinwerfer fest in den Blick nehmen. Die einzelnen Strahler sind nicht mehr rund, sondern zu flachen Sechsecken verändert, die beiden Nieren sind in der Mitte erstmals nicht mehr getrennt, sondern die Einfassung aus edel gebürstetem Metall überdeckt den Spalt, was dem markentypischen Erkennungsmerkmal optisch mehr Breite verschafft. An der Flanke öffnen sich ausgehend vom prominenten Air-Breather (in Schwarz) zwei Kanten. Die untere geht in den Schweller über, die obere läuft auf Türgriffhöhe in der geschwungen Linie über dem Hinterrad aus. Speziell die macht ordentlich Eindruck. Türgriffe allerdings hat das Concept gar nicht.

Noch auffälliger ist die Heckpartie, weil sich das Dach nach hinten stark verjüngt (Boat Tail) und kräftigen Schultern über den Hinterrädern Raum gibt. Der Blick von hinten erinnert an Sportwagen wie den Porsche 911 oder den Mercedes AMG GT. So gesehen ist es bemerkenswert, wie konsequent BMW einen echten Sportwagen dieses Schlages verweigert. Der M1 muss weiter auf einen Nachfolger warten.

Sportwagenmäßige Linienführung

Zur sportwagenmäßigen Linienführung des neuen 8er trägt das ab dem höchsten Punkt etwa über den vorderen Passagieren konsequent in einem Zug abfallende Dach bei. Es trifft am Ende der Kofferraumklappe auf einen üppigen, in den Deckel hineinmodellierten Spoiler. Ganz weit außen am Heck begrenzen die L-förmigen Rückleuchten im Stile des i8 die Karosse mit roten LED-Bändern, was die Breite der Karosse betont.

BMW Concept 8 Series (2017)
BMW
Das Cockpit weist mit nostalgisch tief geschüsseltem Lenkrad und digitalen Instrumenten in die Zukunft.

BMW 8er mit neuen Digitalinstrumenten

Beim Einstieg in das neue Sportcoupé fällt der Blick auf den breiten Schweller mit Karbonapplikationen. Die Breite hilft der Steifigkeit und vermittelt auch optisch Stabilität. Sie korrespondiert mit der sehr breiten Mittelkonsole, die sich dabei deutlich zum Fahrer neigt. Auf ihr thront der zentrale Bildschirm des Infotainmentsystems.

Hinter dem extrem geschüsselten Lenkrad warten konfigurierbare Displays, die schon ein recht konkreter Ausblick auf die nächste Generation von BMW-Digitalinstrumenten sein sollen. Cool: In ihrer sportlichen Einstellung zeigen sie in der Mitte die Geschwindigkeit in Ziffern eingefasst von zwei dynamisch geschwungenen Säulen, die beide die Drehzahl anzeigen – das wirkt.

Hofmeister-Knick in den Instrumenten

Aufmerksame können in ihrer Form den Hofmeister-Knick erkennen, also den markentypischen Schwung der Scheibeneinfassung vor der C-Säule. Beim 8er fällt er besonders auf, weil er nicht nur vertikal steht, sondern durch den Auslauf des sich verjüngenden Daches auch eine horizontale Komponente bekommt. Insgesamt soll die Innenraumgestaltung des Concept Cars schon nah an der sein, die der 8er 2018 Serie bekommen soll.

Sportschalensitze aus Karbon

Ob die Sportschalensitze aus Karbon (auf der Rückseite der Lehnen sichtbar) mit edel gesteppten Leder genau so kommen, ist wohl noch nicht ganz klar. Marc Girard findet aber, dass die die beiden Pole des 8er besonders gut zusammenbringen: Leichtes Karbon für Sportlichkeit und hochwertig verarbeitetes Leder für Luxus. Das Motiv nehmen sogar Schwellerdekor und Türgriffverkleidung wieder auf: Im Türgriff ist in die Struktur des Karbon ein Metallfaden eingeflochten, der dem Leichtbaumaterial einen silbrigen Schimmer verleiht.

Studie mit realem Hintergrund

Dass das 8 Series Concept schon viel realen Hintergrund hat, zeigt sich sogar an der Technik: Vorne sitzt bereits der V8-Biturbo des M6 unter der Haube und rollt bei Bedarf einen beeindrucken Klangteppich aus. Innen ist der Sound auch mächtig, aber hemdsärmelig und bringt die handgebaute Karosse noch ordentlich zum Dröhnen. Der Antritt ist beeindruckend, allerdings zuweilen ruckelig als würde sich der Schaltautomat verschlucken – ein Concept Car halt. In der Serie wird der 8er wohl auch mit der zivilen Variante des Biturbo-V8 zu haben sein, der seine Kraft an eine 8-Gang-Automatik weitergibt.

M8 mit rund 600 PS kommt wahrscheinlich

Ein M8 mit der Technik des neuen M5 und gut 600 PS gilt aber als ausgemacht. Wie der neue M5 wird er auch den (im Dynamikprogramm) abschaltbaren, hecklastigen Allradantrieb bekommen sowie eine Sportversion der erwähnten 8-Gang-Automatik (siehe Fahrbericht M5). Eine Beschleunigungszeit von 3,5 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h sowie eine mit Drivers-Package erst jenseits der 300 km/h limitierte Höchstgeschwindigkeit sind realistisch.

Gute Ergonomie im neuen 8er

Die Sitzposition in der Studie gibt keinen Grund zur Klage: Die Sessel liegen nicht zu tief, der Blick nach vorn erfasst weite Teile der Haube und ist trotzdem nach oben nur wenig eingeschränkt. Der Eindruck vom maßgefertigten Sportschuh drängt sich auf, wenn man ohne Akrobatik zwischen dem breiten Schweller und der Mittelkonsole Platz genommen hat. Der Abstand zum Fahrer und zur Tür bleibt dennoch komfortabel.

Nur im Fond dürfte es eng werden. Der Knieraum wird wohl nur für Halbwüchsige reichen und die Kopffreiheit ist wegen der kompromisslosen Dachform vermutlich nur Kindern zuzumuten. „Da waren wir sehr eindeutig und haben beim Dachverlauf keine Rücksicht auf den Fond genommen, denn das Auto soll ausdrücklich sportlich sein – und auch so aussehen. Und Sie können sicher sein: Es wird eine beeindruckende Performance bieten“, so Marc Girard.

Was er nicht sagt, aber auf der Hand liegt: Wie bislang schon bei allen BMW-Coupés dürfte es neben einem 8er Cabrio auch ein 8er Gran-Coupé geben. Das kann dann die Luxuskomponente auch beim Platzangebot stärker betonen.

BMW 8er ab 2018 aus Dingolfing

Die Serienversion des zweitürigen BMW 8er wird ab 2018 in Dingolfing gebaut werden. BMW-Entwicklungsvorstand Klaus Fröhlich bestätigte bereits im März 2016, man wolle genau wie manche Wettbewerber das Segment ab 150.000 Euro mit passenden Angeboten besetzen und mit einer neuen Baureihe die Lücke zwischen dem 7er und Rolls-Royce schließen. Damit ist auch der Startpreis in etwa genannt, ein M8 dürfte dann eher bei 180.000 Euro liegen.

Bleibt abzuwarten wie die Höherpositionierung des großen BMW Coupés diesmal funktioniert. Der erste 8er kam nur auf bescheidene Stückzahlen von 30.000 Autos in 12 Jahren Bauzeit, woran auch eine nach und nach vergrößerte Motorenpalette und aufwendige Technik (mitlenkende Hinterachse im 850 CSI) nichts mehr ändern konnten.