Mercedes S-Klasse Cabrio Facelift
So fährt der offene Luxusliner

Mercedes liftet nach der S-Klasse-Limousine auch das S-Klasse Cabrio – mit neuen Außendetails, Displays und Assistenzsystemen. Den Sechszylinder gibt es aber im viersitzigen Cabrio weiterhin nicht. Wir konnten das neue Luxus-Cabrio schon fahren.

Mercedes S-Klasse Fahrbericht Marcus Peters
Foto: Daimler

Seine Premiere hatte das überarbeitete Mercedes S-Klasse Cabrio auf der IAA in Frankfurt gefeiert. Ab sofort ist es bestellbar, allerdings nur als S 65 AMG. Hier starten die Preise bei 257.457 Euro. Wie schon die S-Klasse-Limousine bekommt auch das Cabrio einen neu gestalteten Kühlergrill und die neuen LED-Multibeam-Scheinwerfer, Frontschürzen mit verchromtem Frontsplitter und größeren Lufteinlässen. Außerdem neu: anders gestaltete Seitenschweller verchromte Doppelendrohrblenden in V12-Optik.

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Die AMG Line bekommt zudem eine neue Front- und Heckschürze. Vorne fallen vor allem die dreidimensional ausgeformten und großen Lufteinlässe inklusive je zwei verchromter Finnen auf.

Alle Modelle haben jetzt OLED-Heckleuchten („organic light emitting diode“). Dabei werden hauchdünne Schichten aus organischen Materialien auf eine Glasplatte aufgedruckt und zum Leuchten gebracht. Die insgesamt 66 ultraflachen OLED sollen innerhalb der Heckleuchte wie schwebende Elemente wirken. Die OLED begleiten das Ent- und Verriegeln des Fahrzeuges mit dynamischen Lichtsequenzen mit anschließendem Hochdimmen des Schlusslichts – ein kleines Spektakel.

Erweitertes Angebot an Assistenzsystemen

Natürlich profitiert auch das Cabrio vom überarbeiteten Angebot an Assistenzsystemen aus der S-Klasse-Limousine. Der Aktive Abstands-Assistent (Distronic) und der Aktive Lenk-Assistent unterstützen sollen den Fahrer beim Abstandhalten und Lenken jetzt noch komfortabler unterstützen; die Geschwindigkeit wird nun beispielsweise in Kurven, vor Kreuzungen oder Kreisverkehren automatisch angepasst. Dafür nutzt beispielsweise der Aktive Abstands-Assistent erheblich mehr Karten- und Navigationsdaten als bisher. Er arbeitet im Tempobereich von 0 bis maximal 210 km/h und hält dabei nicht nur den Abstand zum Vorausfahrenden, sondern fährt auch abseits der Autobahn jetzt deutlich öfter automatisiert. Auch der aktive Spurwechsel-Assistent wird verbessert: Künftig reicht ein Antippen des Blinkerhebels, um die S-Klasse zum Spurwechsel zu animieren, wenn die Nebenspur frei ist.

Darüber hinaus unterstützt die offene S-Klasse ihren Fahrer künftig mit folgenden Assistenzsystemen:

  • Verkehrszeichen-Assistent: Durch Bilderkennung und Informationen der digitalen Straßenkarte des Navigationssystems werden die zulässige Höchstgeschwindigkeit und eventuell gültige Überholverbote für den aktuellen Streckenabschnitt angezeigt. Die gefahrene Geschwindigkeit wird mit der zulässigen Höchstgeschwindigkeit verglichen. Bei entsprechender Einstellung durch den Fahrer wird die Überschreitung durch eine optisch/optisch-akustische Warnmeldung signalisiert. Zusätzlich werden Einfahrverbote erkannt. Weiterhin erfolgt eine Warnung vor erkannten Personen im Bereich von Zebrastreifen.
  • Der Remote Park-Assistent ermöglicht dem Fahrer, in Abhängigkeit von der jeweils geltenden Straßenverkehrsordnung, das Fahrzeug bei engen Parklücken oder Garagen via Smartphone von außen so zu rangieren, dass ein einfaches Ein- und Aussteigen möglich ist. Das Fahrzeug kann dabei vorwärts und rückwärts in Längs- und Querparklücken eingeparkt werden. Ausparken aus Querparklücken ist ebenfalls möglich, z.B. falls das Fahrzeug nach Rückkehr des Fahrers zugeparkt wurde. Im Explore-Modus kann das Fahrzeug bis zu fünfzehn Meter vorwärts oder rückwärts geradeaus manövriert werden und dabei an erkannten Hindernissen mit geringen Lenkkorrekturen vorbeifahren.
  • Das Magic Body Control-Fahrwerk wird um die Curve-Funktion erweitert. Damit erkennen die Kameras nicht nur nahende Bodenwellen, sondern auch Kurven und neigt die Karosserie um bis zu 2,65° zum Kurveninneren.

Nur V8 oder V12 fürs Cabrio

Auf der Antriebsseite greifen beim Cabrio die gleichen Veränderungen wie bei der Limousine. Der Vierliter-Biturbo-V8 mit Zylinderabschaltung im S 560 leistet 469 PS und 700 Nm. Im S 63 AMG ersetzt der Vierliter-V8-Biturbo mit 612 PS den alten 5,5-Liter-Achtzylinder. Neu in die AMG-S-Klasse rutscht damit auch die Neungangautomatik (9-G-Tronic). Topmodell bleibt der S65AMG mit 630 PS und 1.000 Nm. Der 3,0-Liter-Turbo aus dem S 450 bleibt dem Cabrio auch weiterhin vorenthalten.

So fährt das neue S-Klasse Cabrio

Und wie kann man sich das Fahren in einem S-Klasse Cabrio vorstellen? Antwort: Ein wenig wie einen Ausflug in eine Parallelwelt – die Welt der High Society.

Mercedes S-Klasse Fahrbericht Marcus Peters
Daimler
Weil im S-Klasse Cabrio alles so unbeschwert leicht funktioniert, nicht einen Hauch von Anstrengung benötigt, erinnert das Fahren eher an ein Gefahrenwerden.

Denn eine offene S-Klasse leisteten sich frühe vor allem Schauspieler. Oder Fabrikanten. Wir sind weder Schauspiele, noch Fabrikanten, nicht einmal Enkel davon, sitzen heute dennoch in einem facegelifteten S-Klasse Cabrio. Wenn wir Fabrikantenenkel wären, würden wir wohl ständig damit chauffieren.

Denn das hat etwas äußerst reizvolles an sich. Wer nun einwendet, dass man doch chauffiert werde und dies nicht selbst könnte, der kennt den offenen Mercedes noch nicht: Darin chauffiert man sich praktisch selbst. Das geht deshalb, weil der Viersitzer so selbstverständlich fährt.

Fahren ist ja in der Regel aktiv und damit auch ein bisschen (angenehme) Arbeit. Doch weil im S-Klasse Cabrio alles so unbeschwert leicht funktioniert, nicht einen Hauch von Anstrengung benötigt, erinnert das Fahren eher an ein Gefahrenwerden. Und man findet schnell genug Muse, um nachzudenken.

Schwebt über Dinge hinweg

Darüber, ob es noch Assistenzsystemen gäbe, die eine S-Klasse nicht längst hat (Antwort: Ja, Kleinigkeiten gibt immer noch). Und staunt dann bubenhaft über die Neuerungen. Etwa über die Zusatzfunktion der Magic Body Control. Das Luxuscabrio gleicht damit die Karosserieneigung in Kurven nicht nur aus, sondern neigt sich auch um bis zu 2,65 Grad in die Kurve hinein. Das geschieht unauffällig und effektiv.

Mercedes S-Klasse Fahrbericht Marcus Peters
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Schon das Ansitzen auf den angenehm weichen Sesseln ist schlicht wundervoll. Es schafft ein Gefühl von Da-bin-ich-richtig.

Schon bislang scannte das Zauberfahrwerk die Straße nach Unebenheiten, um sie per Ziehen und Drücken der Stoßdämpfer auszugleichen. Nun geht das bis 180 km/h. Manche Bodenwellen werden damit bis zur Unkenntlichkeit inhaliert, was die S-Klasse sehr erhaben wirken lässt. Sie schwebt über den Dingen hinweg.

Manche werden auch über die neue Lichtspielerei der Rücklichter staunen. 66 LEDs aus organischem Mate-rial leuchten beim Ent- und Verriegeln der Schlösser choreographiert zum Gruße. Als Finale dimmt die Kennzeichen-Beleuchtung hoch. Da steht man zunächst und staunt und vergisst fast das Einsteigen. Aber nur fast. Denn Drinnen wartet die eigentliche Attraktion eines S-Klasse Cabrios, das Chauffieren.

Schon das Ansitzen auf den angenehm weichen Sesseln ist schlicht wundervoll. Es schafft ein Gefühl von Da-bin-ich-richtig. Eine wohlige Vertrautheit, die es so nur bei Mercedes gibt. Und die Gadgets niemals erzielen werden. Übrigens auch nicht der Versuch, den Betrachter mit unzähligen Paneelen und Furnieren zu beeindrucken. Weshalb die S-Klasse auch als Cabrio eher bei prunkloser Flächigkeit bleibt.

Dem Trend, wonach wahrer Luxus künftig das Ignorieren der digitalen Welt mit ihren Zeiträubern sein wird, folgen die Verantwortlichen noch nicht. In der S-Klasse können sich Kunden in den Tiefen der Menüs verdaddeln, findet hier aber immerhin auch Spa-ähnliche Angebote wie Sitzmassage samt Beduftung.

Viel Luft kommt herein

Mercedes S-Klasse Fahrbericht Marcus Peters
Daimler
Wie ihre Vorgängerin ist die neue S-Klasse ein echtes Cabriolet. Die Welt rauscht vorbei, der Wind rauscht herein. Wunderbar.

Traditionell daddeln Fabrikantenenkel nicht, sondern geben gerne knappe Anweisungen. Das funktioniert im Mercedes per Sprachsteuerung hervorragend. Man kann die Anordnungen auch nonverbal direkt ans Lenkrad geben. Dann macht der Wagen genau das, was er soll. Lenkt in Kurven herein und wieder heraus, servil und ohne Aufhebens. Gleiches gilt fürs Beschleunigen; Tempo ist nur ein Fußschnippen entfernt – der V8-Biturbo schiebt mit bis zu 700 Nm lässig an, tönt dabei vollmundig, aber immer subtil.

Zeit, das Dach zu beauftragen, sich zusammen zu falten. Man könnte nun hinten ein Schott und vorne einen Spoiler ausfahren lassen, um den Wind zu beruhigen. Betrachtet man sein edles S-Klasse Cabrio allerdings so gerüstet, schickt man diese Verschandlungen wieder in die Versenkung, steigt ein und genießt schon beim Dahinchauffieren erstaunlich viel Luft-Durchfluss.

Denn, ja, wie ihre Vorgängerin ist die neue S-Klasse ein echtes Cabriolet. Die Welt rauscht vorbei, der Wind rauscht herein. Wunderbar.

Interieur mit neuen Displays und neuer Optik

Drei neue Zierelemente (Holz Wurzelnuss braun glänzend, Holz Esche grau seidenmatt und designo Holz Magnolie flowing lines) sowie drei neue Polsterungen (designo Leder Exklusiv Nappa AMG Line Plus porzellan/tizianrot, designo Leder Exklusiv Nappa porzellan/tizianrot und designo Leder Exklusiv Nappa AMG Line Plus bengalrot/schwarz) kennzeichnen den neuen Modelljahrgang innen.

Am auffälligsten sind aber die beiden neuen, hochauflösenden und brillanten Displays mit jeweils 12,3 Zoll Bilddiagonale. Optisch verschmelzen sie unter einem gemeinsamen Deckglas zu einem so genannten Widescreen-Cockpit.

Virtuelle Instrumente informieren den Fahrer in seinem direkten Blickfeld, ein Zentraldisplay über der Mittelkonsole ergänzt sie. Das volldigitale Cockpit beherrscht dreiunterschiedliche Stile „Klassisch“, „Sportlich“ und „Progressiv“. Im Kombiinstrument kann sich der Fahrer nun neben einem bestimmten Menüinhalt, beispielsweise Reisedaten oder Verbrauchswerten, auch zusätzlich die Navigation oder die Eco-Anzeige anzeigen lassen.

Bedienung per Touch, Wisch, oder Sprachsteuerung

Beide Modelle haben berührungssensitive Touch Control Buttons im Lenkrad, die wie die Oberfläche eines Smartphones auf Wischbewegungen reagieren. Das soll erlauben, die Funktionen des Kombiinstruments und des gesamten Infotainments zu steuern, ohne dass der Fahrer die Hände vom Lenkrad nehmen muss. Neu ist auch die Bedienung von Distronic und Tempomat über Bedienelemente direkt am Lenkrad.Zusätzlich lässt sich das Infotainmentsystem über das Touchpad mit Controller in der Mittelkonsole oder die Sprachsteuerung bedienen.

Wer gar nicht mehr weiter weiß, dem hilft vielleicht der neue Concierge Service: Mercedes me connect Kunden können damit in Restaurants reservieren, touristische Routentipps erhalten, Hinweise auf kulturelle und sportliche Events bekommen oder Navigationsziele direkt ans Fahrzeug gesendet kriegen.