Wendland-Audi TTS Roadster 2.0 TFSI im Test
Alles Wissenswerte über den Roadstar

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Mit 1.16,1 Minuten auf dem Kleinen Kurs konnte schon das serienmäßige Coupé zur Gänze überzeugen. Der 310 PS starke, mit DSG versehene Tuning-Roadster des Audi-Spezialisten Wendland aus Rangendingen setzt mit 1.14,9 Minuten noch einen oben drauf – Sportreifen und -federn sei Dank.

Alles Wissenswerte über den Roadstar
Foto: Frank Herzog

Gas gegeben, unter Volllast geschaltet und dann verstohlen umgeschaut – keiner schimpft oder schwenkt wütend die Faust. Und die Polizei ist auch nicht in Sicht, alles klar also auf der Andrea Doria. Dabei hätte es in Anbetracht der gewaltigen Stimme des Wendland-Audi TTS Roadsters durchaus auch anders kommen können. „Wer hat da geschossen“, fragte nach einem unter Last vorgetragenen Schaltvorgang mein Sohn und brachte es irgendwie auf den Punkt: Das Klangspektakel, dass der mit DSG versehene Tuning-Roadster beim Zug an den Lenkrad-Paddeln abbrennt, ist wahrlich nicht von schlechten Eltern und birgt gleichermaßen Lust- und Frustpotenzial.
 
Bei der ersten Begegnung stellen sich alle Nackenhärchen gleichzeitig auf, beim gemächlichen Cruisen auf landschaftlich schönem Geläuf oder in Altstadtpassagen kommt das an eine Gewehrsalve erinnernde schlagartige Abblasen des Zweiliter-Turbo-Motors etwas gar zu aufdringlich herüber. Schuld daran, dass der im Schwabenland mittels einer auf dem Prüfstand in allen Drehzahlbereichen optimierten Motronic und einer Anpassung von Ladedruck (plus 0,3 bar), Zündung und Einspritzung auf 310 PS erstarkte Bayer den Mund derart voll nimmt, ist eine Downpipe nebst Sport-Kat, die ohne Vorschalldämpfer auskommt.

Unsere Highlights

Tieferlegung um 30 Millimeter
 
Aber was heißt schon Schuld: Irgendwie darf ein derart gut im Futter stehendes Auto ja auch hinausposaunen, wes Geistes Kind es ist. Dies gilt umso mehr, als die Optik des in Rangendingen scharf gemachten TTS auf Serienstand verblieben ist. Diesbezüglich macht Wendland ebenso wenig Experimente wie bezüglich der Interieurgestaltung. Dass die Hersteller hochkarätige Designerteams und Aerodynamiker beschäftigen, die erstklassige Arbeit leisten, erkennt der auf Autos der Marken Porsche, Audi, Seat und VW spezialisierte Tuner neidlos an.
 
Ergo wurde der offene Zweisitzer neben der bereits erwähnten Auspuffanlage einzig mittels einer Tieferlegung um 30 Millimeter und 19 Zoll großer, schwarz lackierter Räder aufgerüscht. Dingen also, die mehr der Funktion denn dem äußeren Erscheinungsbild dienlich sind. Die Bremsanlage verblieb trotz der um immerhin 38 PS gestiegenen Leistung ebenfalls serienmäßig. Von den Verzögerungswerten her stört das kaum, obwohl das zupackende Temperament der mit 349-Millimeter-Scheiben vorn und 310-Millimeter-Discs hinten bestückten Bremsanlage nach der zehnten Vollbremsung aus Landstraßentempo etwas nachlässt.

Übersteuern bei Lastwechseln
 
Dann werden statt 10,5 m/s2 im kalten Aggregatzustand nurmehr 10,2 m/s2 zunichte gemacht. Der von Beginn an erforderliche starke Pedaldruck ist jedoch gewöhnungsbedürftig. Etwas kniffliger als mit dem Serienauto geht es im Wendland-TTS auch im Slalom zu. In der 180 Meter langen Pylonengasse wechselt der mit einem sehr direkten Einlenkverhalten gesegnete Zweisitzer vom leichten Untersteuern unter Last zu plötzlichem Übersteuern bei Lastwechseln.
 
In der weichen Dämpferstufe des adaptiven, beim TTS serienmäßigen Magnetic Ride-Fahrwerks tritt diese Eigenheit des Tuning-Roadsters weniger stark zutage. Auch wenn die Richtungswechsel nicht regelmäßig und kurz aufeinander folgen, zeigt sich der weiß-schwarze Allradler von seiner nonchalant-konzilianten Seite. Auf dem 2,6 Kilometer langen Kleinen Kurs in Hockenheim war der Wendland-TTS durch nichts aus der Ruhe zu bringen: Kein Drehen um die Hochachse, kein notorisches Untersteuern, keine plötzlichen Ausbruchsversuche des ansehnlichen Hinterteils trübten die flotte Kurvenhatz.

310 PS für den Wendland Audi TTS Roadster
 
Unterm Strich zauberte der vorbildlich gelassene Tuning-Roadster dergestalt eine fabulöse Rundenzeit von 1.14,9 Minuten auf den am Messtag immerhin 41 Grad Celsius heißen Asphalt. Erst bei der Beschleunigungsprüfung musste der 310-PS-Turbo den aus seiner Sicht widrigen Witterungsbedingungen Tribut zollen. In den Sprintdisziplinen und bei der Elastizitätsmessung operierte der Tuning-TT weitgehend auf dem Niveau des Serien-Coupés.
 
Da jenes fast 80 Kilo leichter baut, ist das zum Teil der größeren Masse zuzuschreiben. Andererseits fällt beim Abgleich der Ela-Werte auf, dass der Wendland-Roadster unten herum zwar etwas mehr im Strumpf zu haben scheint als das Serien-Coupé. Oben heraus geht ihm jedoch ein wenig die Luft aus. Der Antritt von 80 auf 180 km/h im sechsten Gang gelingt im TTS Coupé binnen 20,7 Sekunden, während das Wendland-Cabrio bei der gleichen Übung 22 Sekunden vergehen lässt. Fünf Grad Differenz in der Außentemperatur allein können dafür kaum ursächlich sein.

Technische Daten
Wendland TTS Roadster
Grundpreis65.468 €
Außenmaße4198 x 1842 x 1350 mm
Kofferraumvolumen250 l
Hubraum / Motor1984 cm³ / 4-Zylinder
Leistung228 kW / 310 PS bei 6300 U/min
Höchstgeschwindigkeit260 km/h
0-100 km/h5,5 s
Verbrauch8,2 l/100 km
Die aktuelle Ausgabe
Sport Auto 03 / 2022
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Erscheinungsdatum 04.02.2022

132 Seiten