Pininfarina Pura Vision Elektro-Konzeptstudie
So sieht die SUV-Zukunft der Italiener aus

Automobili Pininfarina zeigt bei der Monterey Car Week einen Ausblick auf sein übernächstes Modell. Der Pura Vision soll durch dramatische Formen und Luxus bestechen.

Pininfarina Pura Vision
Foto: Automobili Pininfarina

Es ist bereits mehr als drei Jahre her, dass Automobili Pininfarina erste Informationen zu einer weiteren Baureihe durchsickern ließ. Schon damals war klar: Es soll ein SUV werden. Das Modell sollte im Sommer 2020 Premiere als Concept Car auf dem Concours d'Elegance in Pebble Beach feiern. Die Veranstaltung wurde jedoch abgesagt. Jetzt holen die Italiener das damals Verpasste endlich nach: Mitte August 2023 enthüllt Automobili Pininfarina im sonnigen Kalifornien endlich die Studie eines elektrischen SUV. Pininfarina nennt diesen Ausblick – nicht nur auf seine übernächste Baureihe, sondern auf alle künftigen Modelle der Marke – Pura Vision.

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Das in glänzendem Weiß lackierte Showcar präsentiert Elemente aus Sichtcarbon und stattliche Dimensionen von 5,13 Meter Länge, 2,15 Meter Breite und 1,64 Meter Höhe. Eine für ein Elektromodell lange Motorhaube, kurze Überhänge sowie eine betont flache Windschutzscheibe zeichnen das Modell aus. Hinzu kommen breite Schultern, an denen keine Spiegel stören: Rückblick gewährt ein Kamerasystem. Am Dachspoiler findet sich seitlich der Schriftzug "Pura Vision".

Hightech-Leuchten und großzügige Verglasung

Die Leuchten an beiden Enden des Autos fügen sich harmonisch ins fließende, wenige Ecken und Kanten aufweisende Design ein, das sich vom 1947er Cisitalia inspiriert zeigt. Vorn bleiben die tief unten in der Frontschürze untergebrachten Hauptscheinwerfer tagsüber verborgen, während die Tagfahrleuchten mit Nanofasern von weniger als einem Millimeter Durchmesser illuminiert werden. Die 23-Zoll-Leichtmetallräder schaffen eine Verbindung zur Karosserie, indem sich ein weißer Streifen durch die Reifenflanken zieht. Eigenwillig ist das Türkonzept des Pininfarina Pura Vision: Oberhalb der Schulterlinie schwenken die Pforten in einem Stück nach oben, während sie im unteren Bereich gegenläufig nach vorn und hinten öffnen.

Alfa Romeo 6C 3000 cm Superflow IV
Newspress
Von der Glaskanzel des Alfa Romeo 6C 3000 cm Superflow IV aus dem Jahr 1960 haben sich die Designer des Pininfarina Pura Vision inspirieren lassen.

Die vier Passagiere sitzen unter einer großen Glaskanzel, in die sich ein kompaktes, glänzend schwarzes und von einem schmalen LED-Lichtring abgetrenntes Dachelement einfügt. Beim Design der Dachpartie orientierte sich Pininfarina an eigenen Entwürfen aus der Vergangenheit. Zum Einen am Alfa Romeo 1900 von 1956, der sogar mit Plexiglas verkleidete Radhäuser aufwies – Plexiglas galt damals als megahipper Werkstoff. Und erst recht an dessen Weiterentwicklung Alfa Romeo 6C 3000 cm Superflow IV von 1960. Beim Superflow IV ließ sich die Glaskanzel zu einem Spider öffnen.

Großzügig gestalteter Innenraum

Das fließende Exterieur-Design setzt sich innen fort. Hinter dem oben und unten abgeflachten Lenkrad erhöht sich das Armaturenbrett nur leicht, um Platz für das horizontal ausgerichtete Fahrer-Informations-Display zu schaffen. Dieser Monitor lässt sich ebenso personalisieren wie jener zentrale Touchscreen, der die Funktionen des Pura Vision bündelt. Er liegt verborgen im vorderen Bereich der breiten Mittelkonsole, fährt aber aus dieser heraus, sobald er benötigt wird. Weitere Bedienelemente finden sich in Form zweier Touch-Felder im Lenkrad sowie als Drehschalter links und rechts (hier als Getriebe-Wähler) von diesem.

Erwähnenswert sind ferner das Head-up-Display, die indirekte Ambientebeleuchtung und die vier schwebend integrierten Einzelsitze, deren Kopfstützen außen nach vorn gezogen sind und Lautsprecher beherbergen. Zwischen den Fondsitzen befindet sich ein Weinkühler und State-of-the-Art-Konnektivitätslösungen sind natürlich ebenfalls an Bord. Neben Leder verwendet Automobili Pininfarina im Innenraum des Pura Vision ein Textilgewebe aus Wolle sowie recyceltem Polyester, Sichtcarbon und eloxiertes Aluminium als Oberflächenmaterialien.

Bewahrheiten sich die "mindestens 1.000 PS"?

Zur (Antriebs-)Technik des Pura Vision äußert sich Automobili Pininfarina noch nicht; klar ist nur, dass er sich rein elektrisch fortbewegt. Als er vor gut drei Jahren erstmals angekündigt wurde, hieß es noch, dass er in der Serie mindestens 1.000 PS haben soll. Die Power sollten drei Elektromotoren liefern – zwei an der Hinterachse, einer vorn. Die Gewichtsverteilung hätte laut Hersteller 50 zu 50 Prozent zwischen vorn und hinten betragen sollen, wobei das elektrische Hypercar Battista und der Pura Vision technisch nicht miteinander verwandt sein sollen. Der Battista-Antrieb wurde zusammen mit dem kroatischen Spezialisten Rimac entwickelt.

Wie der damalige Automobili-Pininfarina-CEO Michael Perschke 2020 erklärte, soll die Plattform für die kommenden Modelle, die zum damaligen Zeitpunkt mit Bosch und Benteler realisiert werden sollte, zu Refinanzierungs-Zwecken an weitere Hersteller verkauft werden. Als erste Eckdaten nannte der Ex-Firmenchef Batteriekapazitäten von 100 bis 125 kWh, die Reichweiten von bis zu 600 Kilometern ermöglichen sollen. Diese Modelle sollten damaligen Planungen zufolge im Hochpreissegment angesiedelt werden. Als Preisrahmen nannte Perschke zwischen 200.000 und 400.000 Euro. Pro Jahr wollte Pininfarina seinerzeit 1.500 Exemplare des Pura Vision bauen.

Monterey-Debüt einer weiteren Serien-Baureihe

Neben dem Pura Vision und dem bereits präsentierten Battista Edizione Nino Farina zeigt Automobili Pininfarina im Rahmen der Monterey Car Week übrigens sein nächstes Serienauto, das "ein ganz neues Genre des Fahrvergnügens definieren" soll. Möglicherweise handelt es sich dabei um jene Elektro-Limousine, die Perschke früher schon einmal angekündigt hatte.

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Klar, seit Tesla weiß ich, dass in Sachen Autobau alles funktioniert.Nein, das sind zu hohe Ambitionen für so eine kleine Marke.

Fazit

Mit gut drei Jahren Verspätung kommt endlich Bewegung in Pininfarinas Vorhaben, das zusammen mit Rimac entwickelte Elektro-Hypercar Battista um weitere Baureihen zu ergänzen. Neben einem zweiten Serienmodell debütiert im Rahmen der Monterey Car Week mit dem Pura Vision der Ausblick auf einen elektrisch angetriebenen Luxus-SUV der Italiener. Das Showcar dürfte unter der kalifornischen Sonne die Blicke auf sich ziehen. Die Frage ist jedoch, wie viele der eigenwilligen Design-Lösungen beim künftigen Serienauto überleben werden.

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