Fisker Pear (2025)
Das ist die Serienversion des E-Revoluzzers

Fisker plant mit dem Pear eine E-Auto-Revolution mit neuer Plattform. Jetzt wurde das Seriendesign präsentiert. Die Batteriebeschaffung verzögert die Produktion aber voraussichtlich bis Mitte 2025.

Das erste Serienmodell, der Fisker Ocean, rollt gerade erst auf die Straße, da geht Henrik Fisker bereits die nächsten Projekte an. Kommen soll unter anderem ein Elektro-Kompaktmodell, das auf den Namen "Pear" hört. Das Akronym steht für "Personal Electric Automotive Revolution", was übersetzt schlicht "Persönliche Elektroauto-Revolution" bedeutet. Bescheidenheit war noch nie eine Fisker-Eigenschaft. Nach zahlreichen über Twitter lancierten Teaserbildern wurde die Serienversion im Rahmen des "Product Vision Day" im kalifornischen Huntington Beach Anfang August 2023 endlich offiziell vorgestellt (siehe Video). Europäische Interessenten konnten den Fisker Pear auf der IAA in München begutachten.

IAA 2023

Mit Froot und Houdini-Klappe

Der Pear tritt als viertüriger Kompakter im Crossover-Stil an. Der modulare Innenraum, der wahlweise für fünf oder sechs Passagiere plus Gepäck ausgelegt ist, soll sehr viel Platz bieten. Beim Sechssitzer ersetzt eine Zweier-Bank vorn den Beifahrersitz und die Mittelkonsole. Im Lounge Mode lassen sich alle Sitzlehnen umlegen und schaffen so eine große, ebene Liegefläche. Ideal für ein kleines Nickerchen oder um auf dem optionalen, drehbaren 17,1-Zoll-Monitor einen Film zu schauen.

In der Front sieht Fisker ein Staufach im Schubladenstil vor, das er "Froot" nennt (ein Kofferwort aus "Front" und "Boot"; Letzteres bedeutet im britischen Englisch Kofferraum). Optional soll eine thermisch isolierte Version angeboten werden, die den Froot-Inhalt kühl oder warm hält. Am Heck gewährt eine versenkbare Klappe, bei der auch die Heckscheibe separat abgesenkt werden kann, Zugang zum Kofferraum. Fisker nennt das System Houdini (nach dem berühmten Magier).

Viel Glas, viel Übersicht

Die Gesamtlänge gibt Fisker mit 4,55 Meter an. Eine üppige Verglasung der Kabine sorgt zudem für ein besseres Raumgefühl. Die seitliche Fensterlinie setzt tief an, die Windschutzscheibe zieht sich bis weit ins Dach und ruht auf schlanken A-Säulen. Selbst die Scheiben der Türen kommen rahmenlos daher. Und auch auf die C-Säule fällt zugunsten eines großen verglasten Bereichs über dem Ladebereich schmal aus. Das verbessert die Übersicht.

Das Elektroauto leuchtet rundum mit LED-Technik, wobei seitliche Positionsleuchten die schmalen LED-Scheinwerfer ergänzen. Die hinteren Leuchten ziehen sich als schmales Band rundum die Heckscheibe. Kameraspiegel informieren darüber, was hinter dem Fisker Pear los ist. Ob es die Kamera-Technik tatsächlich bis in die Serie schafft, wird allerdings noch geprüft. In den Radläufen stecken serienmäßig 20 Zoll große Leichtmetallräder, 22-Zöller werden optional angeboten.

Im Gegensatz zum Ocean, der auf einer Elektroantriebs-Plattform des Zulieferers und Auftragsfertigers Magna basiert, dient dem Pear der von Fisker selbst entwickelte SLV-1-Baukasten als technischer Unterbau. Das Layout soll dem Elektro-Crossover ein sportliches Fahrverhalten bescheren. Hinzu kommt eine eigene Elektronik-Architektur samt zentraler Computer-Plattform namens Fisker Blade, die den Pear in Sachen Vernetzung und Konnektivität ganz nach vorn katapultieren soll.

Zwei Antriebsvarianten und zwei Batterieoptionen

Fisker will den Pear mit einem Motor an der Hinterachse oder gegen Aufpreis mit E-Motoren an beiden Achsen und dann Allradantrieb anbieten. Leistungsdaten nennt Fisker bislang nicht, verspricht aber eine Spurtzeit von 6,8 Sekunden.

Zwei verschieden große Batteriepakete – auch hier werden keine noch Kennzahlen genannt – sollen ebenfalls verfügbar sein. Der kleine Akku schafft die Voraussetzung Reichweiten von bis zu 290 Kilometer. Der große Energiespeicher soll bis zu 560 Kilometer Reichweite ermöglichen. Ein Solardach bringt bei Sonnenschein zusätzliche Kilometer. Aber gerade die Energiespeicher sorgen für eine Projektverzögerung. Wie Fisker gegenüber dem britischen Magazin "Autocar" erklärte, sei man noch auf der Suche nach einem Batteriezulieferer. Der Pear werde daher wohl erst Mitte 2025 an den Start gehen; der Termin wurde beim "Product Vision Day" bestätigt.

Kommt später und soll günstig sein

Fisker plant derzeit mit vier Ausstattungs-Levels. Um den möglichen Preis gab es bereits Verwirrung. Anfangs erklärte Henrik Fisker, dass er einen Startpreis von 29.900 Dollar (aktuell umgerechnet rund 27.300 Euro) anpeile. Dazu kämen noch landesübliche Steuern, mögliche E-Auto-Förderprämien wären dagegen vom Preis abzuziehen. Im Gespräch mit Autocar nannte Fisker später jedoch einen Zielpreis von unter 28.000 Pfund; das wären umgerechnet rund 32.500 Euro. Beim "Product Vision Day" war wieder von 29.900 Dollar die Rede. Reservierungen gegen eine Anzahlung von 250 Dollar nimmt Fisker bereits entgegen. Wer gleich zwei Pear vorbestellt, muss für den Zweitwagen nur noch 100 Dollar hinterlegen. Mit Stand Februar 2023 meldet Fisker 5.600 Vorbestellungen.

Neues Fertigungsverfahren

Um den Preis halten zu können, verfolgt Fisker neue Ansätze bei der Autoproduktion. Der Hersteller hat einen Prozess namens "Steel++" aufgegleist, der dazu führen soll, dass der Pear aus etwa 35 Prozent weniger Einzelteilen besteht als vergleichbare Elektroautos in dieser Klasse. Hinzu kommt, dass das Pear-Projekt früheren Planungen zufolge bis 2027 klimaneutral produziert und vertrieben werden soll, und zwar von der möglichst lokal stattfindenden Produktion über die schienengebundene Logistik bis hin zum Batterie-Recycling. Wie genau der Hersteller das schaffen will, verrät er bislang allerdings nicht.

Bleibt noch der Blick auf den Partner, mit dem Fisker das Pear-Projekt umsetzen möchte. Der heißt wohl Foxconn, auch wenn die Firma beim "Product Vision Day" nicht explizit genannt wurde. Foxconn gehört zur taiwanesischen Hon-Hai-Gruppe und ist bisher hierzulande dafür bekannt, Unterhaltungselektronik-Hardware zu bauen, zuvorderst iPhones von Apple. In der Ende 2021 von Fisker und Foxconn unterzeichneten Absichtserklärung ist die Rede von einem Produktionsvolumen von 250.000 Fahrzeugen pro Jahr. Gefertigt werden sollen die Fahrzeuge für den US-Markt in einem Ex-GM-Werk in Ohio, das Foxconn bereits gekauft hat und in dem auch der Elektroautohersteller Lordstown beheimatet ist. Wo die Produktion für den europäischen Markt erfolgen soll, ist noch nicht fixiert. Möglicherweise übernimmt Magna die Fertigung, das die Österreicher auch schon den Ocean bauen.

Foxconn auch bei anderen Herstellern im Gespräch

Die Fremdvergabe der Produktion wirkt zumindest auf den ersten Blick revolutionär, ist es aber nur noch zum Teil. Denn die Idee, mithilfe von sogenannten Auftragsfertigern, die bisher vor allem Unterhaltungselektronik produzieren, auch Autos zu bauen, hatten inzwischen schon andere. Geely zum Beispiel. Der chinesische Auto-Riese unterhält ebenfalls eine Kooperation mit Foxconn. Und auch Apple werden immer wieder Ambitionen nachgesagt, das geheimnisvolle Apple-Car nicht mit einem klassischen Autobauer realisieren zu wollen, sondern mit dem langjährigen Partner Foxconn.

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Fazit

"Wir werden ein Fahrzeug schaffen, das soziale Grenzen überwindet, eine Verbindung aus fortschrittlicher Technik, Design, Innovation und Kosteneffektivität bietet und gleichzeitig unser Engagement für die Schaffung der nachhaltigsten Fahrzeuge der Welt erfüllt", frohlockte einst der dänische Designer und Firmengründer Henrik Fisker über sein Projekt mit Foxconn, das bereits 24 Monate nach Projekt-Start auf die Straßen rollen sollte. Ganz so schnell, wie Fisker sich das vorgestellt hatte, läuft das Pear-Projekt dann doch nicht. Fehlende Batterien verzögern den Start auf derzeit Frühjahr 2025. Auch die Antwort auf die Frage, ob der Preis von unter 30.000 Dollar zu halten zu sein wird, steht noch aus.

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