Ford F-150 Lightning in der Produktion
Besuch im Werk für den elektrischen Pick-up

Ford stellt den F-150 Lightning komplett in seiner Fabrik in Dearborn her – wir haben uns die Produktion angesehen.

Ford-F-150-Lightning-Produktion
Foto: Gregor Hebermehl

Wir sind auf dem Ford River Rouge Complex, einem riesigen Industrie-Areal in der Stadt Dearborn, die ein paar Meilen weiter östlich nahtlos in Detroit übergeht. In den späten 1920er-Jahren war dies der größte Produktionsort der Autoindustrie weltweit. Ford hat die Werke permanent modernisiert und inzwischen gibt es in der Gegend auch das Henry Ford Museum und die Automotive Hall of Fame. Wir besuchen den Rouge Complex aber, um uns die Produktion des neuen F-150 Lightning anzuschauen. Für die Produktion seines elektrischen Pick-ups hat Ford 700 Millionen Dollar (entspricht aktuell zirka 700 Millionen Euro) in den Werkkomplex investiert.

Unsere Highlights

Viel aus einem Werk

Kurz hinter dem Eingang zum Werksgelände stehen auf der linken Seite Torpedowagen – die dramatisch nach Endzeit-Industrie und schwerer Waffentechnik aussehenden rostigen Eisenbahn-Waggons sind für den Flüssigmetalltransport gedacht. Sie können bis zu 320 Tonnen flüssiges Eisen transportieren, dass sie bis zu 30 Stunden lang bei über 1.000 Grad Celsius warm halten. Für uns sind die Torpedowagen ein Hinweis darauf, dass hier im Rouge Complex tatsächlich viele Bestandteile der hier gebauten Fahrzeuge entstehen. Fotografieren dürfen wir hier nicht – das ist uns erst in den F-150-Lightning-Werkshallen erlaubt.

Ford-F-150-Lightning-Produktion
Gregor Hebermehl
Viele Arbeiter im Ford-Werk tragen an ihrer Warnweste einen Button mit der Aufschrift: "I've Got Your Back" (sinngemäß: Ich unterstütze Euch.) Den Satz hat Ford-Chef Jim Farley gesagt, als er sich kürzlich im Werk mit Führungskräften getroffen hat. Die Arbeiter im Werk betonen, dass diese Einstellung auf Gegenseitigkeit beruht. Zu kaufen gibt es den Button nicht - die Arbeiter haben ihn extra anfertigen lassen.

150.000 F-150 Lightning pro Jahr

Die Vorproduktion des F-150 Lightning hat im September 2021 begonnen, inzwischen nimmt die Serienproduktion immer mehr Fahrt auf – übrigens kommen die F-150-Modelle mit Verbrennungsmotor aus dem gleichen Werk. Bei voller Auslastung sollen ab 2023 bis zu 150.000 F-150 Lightning pro Jahr aus den Werkshallen rollen. Die Werker arbeiten im Zweischicht-Betrieb und stellen dann alle 53 Sekunden einen Elektro-Pick-up her.

Vollautomatische Batterie-Montage

In der F-150-Lightning-Produktionshalle ist es ruhig – unhörbar fahren autonome Transportplattformen durch die Gänge und auch die meisten Montageschritte verlaufen leise. Klar: Die Bleche sind bereits gestanzt, die lauten Pressen stehen irgendwo anders auf dem großen Werksgelände. Auch die Batterie und die Elektromotoren entstehen in der unmittelbaren Umgebung der Montagehalle. Ein wichtiger Fertigungsschritt ist die Montage der bis zu 131 Kilowattstunden speichernden Batterie, die ohne Rahmen 725 Kilogramm wiegt. Das Chassis liegt zuerst mit seiner Unterseite nach oben auf dem Fließband – dadurch lassen sich die Fahrwerkskomponenten und eben auch die Batterie einfacher von oben montieren. Parallel zu diesem Fließband fährt eine mit der Batterie beladene autonome Plattform. In einem vergitterten und somit geschütztem Bereich halten das Fließband und die Plattform an, ein Roboter greift die Batterie, packt sie zwischen die Achsen des künftigen Pick-ups und befestigt sie am Rahmen. Währenddessen fährt die jetzt leere autonome Plattform wieder los, um eine neue Batterie zu holen. Ein weiterer Roboter dreht das jetzt mit einer Batterie versehene Chassis mit seiner Oberseite nach oben und legt es auf eine große autonome Transportplattform. Diese fährt ein paar Meter geradeaus, und biegt rechts ab. Dort erwarten sie schon eine Monteurin und ein Monteur, um Schrauben mit Drehmoment-Schlüsseln anzuziehen und elektrische Verbindungen zu stecken.

Ford-F-150-Lightning-Produktion
Gregor Hebermehl
Zuladung ist bei Pick-ups wichtig: Dieser Roboter belastet die Ladefläche eines jeden vom Band rollenden F-150 Lightning mit einem riesigen Stempel und prüft so, ob das Fahrzeug die garantierte Zuladung aushält.

Fertig mit 80 Prozent Ladung

Die sogenannte Hochzeit, also das Verbinden von Karosserie und Motor, heißt auch bei Elektroautos so – im Rouge Complex verläuft dieser Schritt automatisch. Genauso automatisch fahren dann das Fahrgestell und die Karosserie in verschiedenen Ebenen aufeinander zu, bevor sich die Karosserie auf das Fahrgestell senkt. Dann geht es rüber zur Innenraum-Montage-Strecke, wo die F-150 Lightning beispielsweise ihr Cockpit und ihre Sitze bekommen. Fast am Ende müssen die fertig montierten Pick-ups durch einen Lichttunnel. Spezialisten suchen hier nach Produktionsfehlern – insbesondere der Lack muss natürlich kratzerfrei sein. Und dann rollt der gerade produzierte F-150 Lightning zu seinem letzten Schritt im Werk: Er fährt an eine 150-Kilowatt-Ladesäule. Der Antriebs-Akku kommt nämlich nur zu 20 Prozent geladen ins Werk. Innerhalb von 36 (Short-Range-Akku: 98 kWh) oder 41 Minuten (Long-Range-Akku: 131 kWh) ist die Batterie dann zu 80 Prozent geladen und der elektrische Pick-up kann das Werk verlassen.

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Fazit

Ford ist mit seinem rein elektrisch angetriebenen Pick-up F-150 Lightning früh dran – die Serienproduktion scheint problemlos hochzulaufen. Der Bedarf ist da: Die Arbeiter im River Rouge Complex müssen über 100.000 Vorbestellungen abarbeiten, während permanent neue Bestellungen hinzukommen.

Die Produktionsabläufe wirken vertraut und neu zugleich: Die große Batterie ist jetzt der Star beim Einbau, nicht mehr der Motor – auch wenn es im F-150 Lightning zwei davon gibt. Die Herstellung des Elektro-Pick-ups verläuft anscheinend reibungslos – das Hochfahren der Produktion hat Ford geschmeidig gemeistert. Und auch der F-150 Lightning passt: Die Amerikaner haben rechtzeitig die Zukunft ihres wichtigsten Autos gesichert.