Ford F-150 Lightning Switchgear
Bringt Ford den E-Raptor zum Pikes Peak Hillclimb?

Ford Performance präsentiert den F-150 Lightning Switchgear, eine Hardcore-Version des Elektro-Pick-ups, der sowohl auf der Straße als auch im Gelände beeindrucken soll. Und womöglich bei der nächsten Auflage des legendären Bergrennens am Pikes Peak.

Ford hatte in der Vergangenheit mit seinen elektrisch angetriebenen Motorsport-Demonstrations-Fahrzeugen mehrfach Aufmerksamkeit erregt. Ob Mustang Mach-E 1400, Mustang Cobra Jet 1400 oder Ford Pro Electric Supervan (siehe Videos): Die hauseigene Rennabteilung Ford Performance zeigte jeweils eindrucksvoll, was in Sachen Leistung, Beschleunigungsvermögen und Fahrdynamik möglich ist, wenn die (Elektro-)Technik ausgereizt wird. Doch jeder Vertreter dieses illustren Trios schätzt topfebenen und möglichst haftstarken Asphalt als Untergrund. Mit dem jüngsten Projekt orientiert sich Ford Performance dagegen in Richtung Offroad und Querfeldein-Sport.

Unsere Highlights

Im Rahmen eines Events Mitte Januar 2024, mit dem Ford in der US-Stadt Charlotte den Startschuss für seine diesjährigen Motorsport-Aktivitäten abfeuerte, kündigte der US-Hersteller den F-150 Lightning Switchgear an. Dabei handelt es sich um eine Hardcore-Version des Elektro-Pick-ups, den der US-Hersteller erstmals vor knapp einem Jahr in Aussicht stellte, als er sein Formel-1-Comeback für das Jahr 2026 ankündigte. F1-Pilot Daniel Ricciardo, Mitglied des Fahrerkaders des künftigen Ford-Partners Red Bull Racing, durfte sich eine frühe Version des Sport-Pick-ups bereits näher anschauen, wie ein etwas später über die Social-Network-Kanäle des Ford-Vorstandschefs Jim Farley verbreitetes Bild zeigte.

Kooperation mit Vaughn Gittin jr. und RTR Vehicles

In der Zwischenzeit hat der damals noch als F-150 Lightning EV Performance Demonstrator betitelte Hardcore-Pick-up eine massive Charakteränderung durchgemacht. Zu sehen war damals das rechte vordere Eck des besonderen Pritschenwagens, das ein weiß-blaues Farbschema und Felgen sowie Karosserie in aerodynamisch optimierter Form andeutete. Zudem kauerte er nah am Untergrund. Inzwischen haben ihn Ford Performance und RTR Vehicles, die eng mit dem Hersteller verbandelte Tuning-Firma des Rennfahrers Vaughn Gittin jr., in ein Auto verwandelt, das in Offroad-Spezifikation direkt beim nächsten Baja-Rennen antreten könnte. Der besondere F-150 Lightning soll aber auch in einer straßenoptimierten Version überzeugen – diese Wandelbarkeit soll wohl die Zusatzbezeichnung "Switchgear" ausdrücken.

Wenig überraschend lag das Hauptaugenmerk auf einem für dynamische Geländefahrten optimierten Fahrwerk. Das eigens entwickelte und nun umfangreich höhenverstellbare Fahrwerk mit Doppelquerlenker- (vorn) und Mehrlenker-Einzelradaufhängung (hinten) arbeitet an beiden Achsen fortan mit Gewindefedern, neuen Querstabilisatoren und Achsfangbändern. Hinzu kommt eine Höherlegung mithilfe von Bypass-Dämpfern des Typs Fox 3.0. Somit variiert die Bodenfreiheit des Ford F-150 Lightning Switchgear von Straßen- zu Offroad-Konfiguration zwischen knapp 18 und 34,3 (Vorderachse) beziehungsweise 12,7 und 28 Zentimetern (Hinterachse). Der maximale Federweg beträgt 28 (vorn) respektive 33 Zentimeter (hinten). Die Spur zeigt sich ebenfalls verbreitert.

Unterschiedliches Räderwerk

An die modifizierten Radaufhängungen schließt sich beim Ford F-150 Lightning Switchgear unterschiedliches RTR-Tech-Räderwerk an – je nachdem, ob er auf der Straße oder im Gelände eingesetzt wird. Ist Ersteres der Fall, tragen die 9x20 Zoll großen Aluminiumfelgen Nitto-NT420V-Straßenreifen im Format 305/55 R20. Als Staubfresser rollt der Elektro-Pick-up auf geschmiedeten Beadlock-Felgen im Format 9x18 Zoll mit grobstolligen Pneus namens Nitto Ridge Grappler, die das Offroad-Format 37x13.5 R18 aufweisen.

Auch optisch geht die Switchgear-Version auf Distanz zum Standard-Lightning – und das nicht nur wegen der Ford-Performance-Lackierung. Die Kotflügel-Verbreiterungen vorn und hinten sowie die Abdeckung der Heckschürze bestehen jeweils aus Carbon. Gleiches gilt für die neue Frontschürze mit größeren Lufteinlässen und die Schwellerleisten, sofern der E-Pick-up auf Straßen-Performance optimiert wird. Im Geländeeinsatz kommen eine Frontstoßstange mit LED-Zusatzleuchten, ein Unterfahrschutz und Schwellerschutzleisten aus Stahl ans Auto, das daraufhin verbesserte Böschungs- und Rampenwinkel aufweist. An das obere Ende des Fahrerhauses schließt sich ein Dachspoiler mit integrierter Bremsleuchte an. Darunter deckt entweder ein Cover die Ladefläche ab (Straßenversion) oder nimmt ein Gestell bis zu zwei Ersatzräder auf (Offroad-Variante).

Antrieb im Serienzustand

Im Interieur des Switchgear, der auf dem Ford F-150 Lightning mit Super-Crew-Kabine basiert, befinden sich insgesamt fünf Recaro-Sportster-ORV-Schalensitze, in denen die Insassen mit Sechspunktgurten von Schroth fixiert werden. Hinzu kommt ein langer vertikaler Hebel zwischen Lenkrad und Gangwahlhebel, wie er Rallyefahrern und Driftprofis als Fly-Off-Handbremse zur Verfügung steht. Damit lassen sich Bremsimpulse auf die Hinterräder geben, um bei entsprechend eingeschlagenem Lenkrad ein schärferes Eindrehen des Autos zu forcieren. Ob der Hebel hier genau dafür da ist oder reinen Showzwecken dient, ist jedoch nicht überliefert.

Das Einzige, was beim Ford F-150 Lightning Switchgear im Serienzustand verbleibt, ist überraschenderweise der Antrieb. Bei ihm kommt das große Lightning-Elektro-Paket mit Extended-Range-Batterie (nutzbare Kapazität: 131 Kilowattstunden) und zwei permanenterregten Synchronmotoren zum Einsatz, die gemeinschaftlich 433 kW (589 PS) und maximal 1.050 Newtonmeter liefern. Folgerichtig verfügt der Switchgear über Allradantrieb.

Switchgear-Auftritt am Pikes Peak?

Die nun naheliegende Frage nach den Serienchancen beantwortet Ford vorerst mit "nein". Es heißt, der F-150 Lightning Switchgear sei ein "Entwicklungsträger, geschaffen zur Demonstration extremer Fähigkeiten auf und abseits der Straße". Er soll "Ingenieuren eine Spielwiese bieten, auf der sie ihre Erkenntnisse für künftige Elektrofahrzeuge schnell umsetzen können", sagt Mark Rushbrook, der Chef von Ford Performance Motorsports. Er existiere, um die Grenzen dessen, was von Elektro-Pick-ups erwartet wird, zu verschieben.

Deshalb zeigt er sich das nächste Mal wahrscheinlich bei einem spektakulären Renn-Event der Öffentlichkeit. Ford Performance hat offiziell angekündigt, Mitte Juni 2024 mit einem F-150 Lightning "Electric Vehicle Demonstrator Truck" an der nächsten Auflage des Bergrennens am Pikes Peak teilzunehmen (siehe Video über diesem Absatz). Dabei ist es naheliegend, dass es sich um die Straßenversion des Switchgear handelt. Fraglich ist dagegen, ob Vaughn Gittin jr. am Steuer sitzen wird. Der Rennfahrer kennt die kurvenreiche Strecke den Pikes Peak hinauf zwar bestens, absolvierte sie bisher allerdings vorrangig driftenderweise. Wahrscheinlicher ist, dass Romain Dumas ins Steuer greift. Der Franzose hatte im vergangenen Jahr bereits Fords elektrischen Supervan die Pikes-Peak-Serpentinen hochgescheucht und erst kürzlich einen Rundenrekord auf der Strecke im australischen Bathurst aufgestellt.

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Fazit

Ford Performance hat den F-150 Lightning Switchgear vorgestellt; eine Hardcore-Version des E-Pick-ups, die in zwei Darreichungsformen entweder auf Straßen- oder Offroad-Einsatz optimiert wird. Mit neu entwickeltem Fahrwerk und variabler Bodenfreiheit soll der Switchgear demonstrieren, was in Sachen Fahrdynamik mit einem elektrischen Pritschenwagen möglich ist. Vorerst bleibt der Switchgear allerdings ein Entwicklungsträger und wird nicht in Serie gehen, sondern sich punktuell bei ausgewählten Motorsport-Events der Öffentlichkeit zeigen – wie wahrscheinlich im Juni 2024 beim Pikes Peak Hillclimb.

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AUTO MOTOR UND SPORT 10 / 2024
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Erscheinungsdatum 25.04.2024

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